Folgende die Wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Rohölpreis:

Warum fallen die Preise wieder?

In den USA feiert das Fracking ein Comeback. Die US-Ölindustrie pumpt derzeit wieder so viel Öl an die Oberfläche, wie vor einigen Jahren, als die Ölschwemme erstmals die Preise ins Rutschen brachte.

Ist Fracking nicht ein sehr kostspieliges Verfahren?

Ja und nein. Denn während des Preisverfalls der vergangenen beiden Jahre hat die Branche nicht geschlafen. In Texas und anderen US-Regionen sind die Förderkosten inzwischen teilweise so niedrig wie in Nahost. Der technische Fortschritt macht Fracking wieder profitabel. Machten US-Firmen vor einigen Jahren erst ab einem Ölpreis von 60 Dollar Profit, reichen ihnen inzwischen schon 30 Dollar.

Aber hat die Opec nicht eine Förderbremse beschlossen?

Ja, hat sie. Allerdings beteiligen sich daran neben den Mitgliedern des Kartells nur einige andere Exportländer wie Russland. Die USA machen nicht mit - dürften sie aus rechtlichen Gründe vermutlich auch gar nicht. In den USA ist die Ölindustrie zudem nicht staatlich organisiert wie in vielen anderen Förderländern.

Was macht die OPEC denn jetzt?

Das ist unklar. Die Förderbremse gilt zunächst nur für das erste Halbjahr 2017. Eine Verlängerung der Vereinbarung ist Experten zufolge unwahrscheinlich, da einige Opec-Staaten oder Russland befürchten, Marktanteile zu verlieren. Andererseits haben sie kein Interesse an einem neuen Preisverfall, weil sie auf die Einnahmen angewiesen sind.

Wer sind die grössten Ölförderer der Welt?

Die Opec steht für rund ein Drittel des weltweiten Rohöl-Angebots. Neben dem Kartell-Mitglied Saudi-Arabien sind Russland und USA mit grossem Abstand und vergleichbaren Fördervolumina von je rund 10 Millionen Fässern Öl am Tag die grössten Ölproduzenten der Welt.

Welche Folgen hätte ein neuerlicher Ölpreisverfall für die Weltwirtschaft?

Wenn der wichtigste Schmierstoff für die Produktion nicht viel kostet, ist das generell gut für die Konjunktur. Aber es gibt auch Kehrseiten - vor allem für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn die kämpft seit Jahren gegen eine zu geringe Inflation, was auf Dauer für die Konjunktur schädlich ist. Erwarten Verbraucher und Firmen fallende Preise, halten sie sich mit Käufen und Investitionen zurück.

Und wenn die Energiepreise nun wieder fallen?

Für die Notenbanken könnte es schwieriger werden, die geldpolitischen Zügel weiter zu straffen. Aber sofern sich die wirtschaftliche Situation in der Euro-Zone weiter verbessert, dürfte kein Weg daran vorbeiführen, dass die EZB dem Vorbild der Fed folgt und die Dosis ihrer monatlichen Geldspritzen langsam reduziert.

Ausserdem könnten Ölkonzerne in finanzielle Schieflage geraten. Anfang 2016 hatte der Rutsch des Brent-Preises unter die Marke von 30 Dollar Ängste vor einer Pleitewelle in der Ölindustrie geschürt und an der Börse Kursturbulenzen ausgelöst.

Und was bedeutet das für den Geldbeutel des Verbrauchers?

Die gute Nachricht ist, dass die Benzin wohl wieder billiger wird. Damit hätten Verbraucher Spielraum für andere Ausgaben. Fallen die Preise aber zu stark und zu schnell, droht eine Deflation, eine Spirale fallender Preise und rückläufiger Investitionen.

(Reuters)