Die Nuklearwaffen-Krise um Nordkorea und den USA hat die Märkte aufgeschreckt und die Volatilität deutlich erhöht. Auch in den den nächsten Wochen und Monaten dürfte der Swiss Market Index (SMI) schwankungsanfällig bleiben, sagt Roland Egger, Anlagespezialist der Privatbank Lombard Odier in Zürich, im cash-Börsen-Talk. Grund sei vor allem auch die Saisonalität des Marktes: "September und Oktober sind eher die schwächeren und damit gefährdeteren Monate am Aktienmarkt."

Eine gute Ausganglage für die nächsten Zeit haben laut Egger allerdings Pharmabranche und die Banken: "Beide Branchen bieten attraktive Bewertungen und haben Aufwärtspotenzial." Wegen des grossen Anteils der Pharmatitel Roche und Novartis an der SMI-Gewichtung geht Egger davon aus, dass der Blue-Chip-Markt insgesamt aufholen kann. Dazu komme eine bessere Dividendenrendite bei den SMI-Titeln.

Allerdings dämpft Egger Hoffnungen auf zu grosse Kursprünge auch etwas. Lombard Odier rechnet damit, dass der SMI bis Ende Jahr um zwei bis drei Prozent zulegen kann. Und: "Auf Zwölf-Monats-Sicht ist es in etwa das doppelte davon."

Bei aktuellen Stand des Leitindex‘ von 8980 Punkten wären dies ein Anstieg auf etwa 9250 Punkte bis Ende Jahr. Innert Jahresfrist würde sich der SMI gemäss Eggers Prognose in Richtung eines Stands von 9500 Punkten bewegen - und auch die SMI Rekordmarke vom 4. Juni 2007 streifen oder knacken (9548 Punkte).

Industrie unter Druck

Die Industrie steht laut Egger aktuell eher unter Druck. Was den produzierenden und technologisch ausgerichteten Unternehmen einen Strich durch die Rechnung machen kann, sind höhere Rohstoffpreise. "Daher kann da und dort die Marge etwas auf das Ergebnis drücken."

Dies dürfte sich auch im Aktienmarkt zeigen. Der SPI Extra etwa, der den Markt ohne Blue-Chips abbildet, befindet sich seit Mai in einer Konsolidierung. Zwischen Mai 2016 und Mai 2017 legte dieses Börsenbarometer um 28 Prozent zu - der SMI schaffte im selben Zeitraum etwa die Hälfte dieses Kursansteigs. Verglichen mit Mitte Mai hingegen ist die Kursveränderung des SPI Extra de facto flach, allerdings mit mehrfachen Ausschlägen gegen unten und oben.

Eine Wiederaufnahme der Kursansteige am breiten Markt ist laut dem Experten nicht sehr wahrscheinlich. Ein Nachteil dieses Segments gegenüber den Börsen-Schwergewichten sei immer noch die im direkten Vergleich höhere Bewertung der klein und mittelgross kaptialisierten Unternehmen, gibt Egger zu bedenken.

Franken-Abwertung begrenzt möglich

"Schuld" am etwas orientierunglosen Auf und Ab an der Schweizer Börse war in den vergangenen Wochen auch die Schweizer Währung. Ende Juni begann sich der Wechselkurs des Euro zum Franken von der Marke bei 1,09 plötzlich nach oben zu lösen, bis zu einem Mehrjahres-Höchst bei 1,1538. Dies löste Optimismus aus und trieb auch die Kurse der währungssensitiven Unternehmen. Die Korea-Krise aber die Euphorie auch wieder etwas gebremst.

Zu  hohe Erwartungen an eine Franken-Abschwächung will Egger aber nicht aufkommen lassen. "Nach dem deutlichen Anstieg über den Sommer ist eine Konsolidierung im Gange." Die Handelsspanne dürfte sich im Moment zwischen 1,11 und 1,17 bewegen. Entgegen beispielsweise der offiziellen Haltung der Nationalbank sagt Egger, dass der Franken zum Euro nicht mehr deutlich überbewertet sei. Seiner Meinung nach ist die Kaufkraftparität (der Wert desselben Warenkorbes in zwei Währungen einander gegenübergestellt) zwischen Euro und Franken bei 1,20 oder gar leicht darunter. 

Im cash-Börsen-Talk analysiert Roland Egger auch die Bilanzsaison, die sich langsam dem Ende zuneigt. Er erklärt, weswegen er einer eine positive Stimmung den Unternehmen sieht und welche Kennzahlen und Aussagen in den Halbjahres- und Zweitquartalsergebnissen der börsenkotierten Firmen er besonders positiv sieht.