An allen drei Unternehmen ist Vekselberg über seine Beteiligungsgesellschaft Renova massgeblich beteiligt. Der Anteil von Renova an Sulzer ist nach der Ankündigung eines am Wochenende abgeschlossenen Aktiendeals zwischen Renova und Sulzer zwar mittlerweile auf unter 50% gesunken, das beseitigt die Sorgen der Investoren aber offenbar noch keineswegs.

Bis um 11.30 Uhr büssen Sulzer um 11,7% auf 111,50 Franken ein, Oerlikon um 9,1% auf 15,24 Franken und Schmolz+Bickenbach um 6,1% auf 0,75 Franken.

Am Freitagabend wurde bekannt, dass die USA neue Sanktionen gegen Russland verhängt haben, welche sich gegen sieben Oligarchen und zwölf ihrer Firmen richten, deren Vermögen in den USA eingefroren werden. Betroffen sind einige der reichsten Russen, die eng mit Präsident Wladimir Putin verbunden sind. Unter den Gelisteten ist auch Viktor Vekselberg, Besitzer und COO der Renova Holding. Er gilt als Russlands neuntreichster Geschäftsmann.

Zu den zahlreichen Beteiligungen von Renova gehören auch die Industrie-Unternehmen Sulzer, Schmolz+Bickenbach sowie Oerlikon, welche allerdings von den US-Sanktionen direkt nicht betroffen sind.

Ob die Strafmassnahmen trotzdem Auswirkungen auf die Schweizer Firmen haben werden, ist noch unklar. "Wir versuchen abzuklären, was das für uns bedeuten wird. Mehr wissen wir im Moment noch nicht", sagte Sulzer-Mediensprecher Rainer Weihofen gegenüber AWP am Freitagabend.

Eiliger Aktienrückkauf

Viktor Vekselberg beziehungsweise Renova hielt gemäss den letzten Angaben einen Anteil von 63,4% am Winterthurer Traditionsunternehmen. Nun wurde der Anteil aber eiligst auf unter 50% reduziert: Sulzer kauft fünf Millionen Aktien des Grossaktionärs Renova zurück, wie am Montagmorgen gemeldet wurde. Eine entsprechende bindende Vereinbarung mit der Gruppe um Viktor Vekselberg sei am Sonntag unterzeichnet worden. Nach Abschluss der Transaktion werde Renova noch einen Anteil von 48,83% halten.

Sulzer ist der Ansicht, dass damit jegliche Zweifel an der Unabhängigkeit von der Renova-Gruppe ausgeräumt werden. Störungen der Geschäftsaktivitäten sollten so minimiert werden. Alle Verwaltungsratsmitglieder, die Renova repräsentieren, hätten sich beim Entscheid über diese Transaktion zwischen verbundenen Parteien enthalten.

Sulzer wird die Aktien zum volumengewichteten Durchschnittskurs der Aktien im Zeitraum vom 9. bis und mit 13. April 2018 erwerben. Der mit Renova vereinbarte Kaufpreis wird allerdings entsprechend angepasst, wenn Sulzer zu einem späteren Zeitpunkt alle oder einen Teil der Aktien aus der Transaktion zu einem niedrigeren Preis verkaufen sollte.

Beim Technologiekonzern Oerlikon und dem Stahlproduzenten Schmolz+Bickenbach ist Renova nicht Mehrheits- sondern "lediglich" Grossaktionär, mit einem Anteil von 43 respektive 42%. Auch hier sind die Auswirkungen noch unklar. Oerlikon-Sprecher Michael Präger meinte gegenüber AWP lediglich: "Wir prüfen das". Und ähnlich fiel die Reaktion bei S+B-Sprecher Ulrich Steiner aus: "Ob das Auswirkungen auf die Beteiligung bei Schmolz+Bickenbach haben wird, ist derzeit nicht abzuschätzen." Die rechtliche Lage werde geprüft.

Grosse Unsicherheit

Auch wenn die konkreten Auswirkungen der Massnahmen auf die einzelnen Firmen noch unklar sind, so demonstriert doch die eindeutig negative Marktreaktion die damit verbundene grosse Verunsicherung der Investoren. Analysten zeigen sich in ersten Kommentaren zurückhaltend. Die Zürcher Kantonalbank verweist lediglich auf den Umstand, dass die Massnahmen Schweizer Unternehmen nur betreffen, wenn Vekselberg bzw. Renova mit mehr als 50% an der jeweiligen Firma beteiligt sind, was aber nach dem letzten Stand bei keinem der genannten Unternehmen der Fall ist.

Bei Baader Helvea heisst es, dass die Aktion der USA lediglich für Sulzer relevant gewesen wäre, da dort der Anteil von Renova bei über 60% lag. Nach der Vereinbarung zur Aktientransaktion, welche das Institut auf einen Wert von rund 600 Millionen Franken schätzt, halte aber Renova lediglich noch einen Anteil von rund 49%. Für Sulzer scheine der Aktienkauf zudem nicht mit einem Risiko verbunden, da sich der an Renova zu zahlende Kaufpreis bei einem späteren allenfalls tieferen Verkaufspreis für das Aktienpaket nach unten anpassen würde.

Kepler Cheuvreux veranschlagt den Kaufpreis für Sulzer auf rund 630 Millionen Franken, dies allerdings nur für den "unwahrscheinlichen Fall eines gegenüber dem Schlussniveau vom Freitag unveränderten Schlusskurses". Gemäss einer Einschätzung der Bank könnte dies Sulzer ohne Kapitalerhöhung stemmen. Kepler Cheuvreux schätzt den Umsatzanteil, den Sulzer in den USA erreicht, auf 20 bis 25% des Gruppenumsatzes. Gemäss Sulzer entfielen im Jahr 2017 rund ein Drittel der eingegangenen Aufträge auf Nord- und Südamerika.

Die UBS geht davon aus, dass der Aktienkurs von Sulzer in den kommenden Tagen volatil bleiben dürfte, zumindest bis die Transaktion abgeschlossen ist.

(AWP)