Ausgerechnet der 31. Januar hat den Swiss Market Index noch unter 8200 Punkte – und damit die Monatsperformance ins Minus gedrückt. Das ist für viele Marktteilnehmer ein enttäuschender Start ins neue Jahr – und ein schlechtes Omen für die kommenden Börsenmonate. Auch der Februar setzt an die Negativserie an: Zu Wochenbeginn gab der SMI ein weiteres Prozent ab und notiert bei 8107 Punkten. 

"As goes January, so goes the year" – "so wie der Januar verläuft, so verläuft das ganze Jahr", lautet eine bekannte Börsenregel. Der Hintergrund dieser Weisheit ist die statistische Betrachtung der saisonalen Schwankungen, ähnlich wie bei der "Sell-in-May"-Regel. Denn traditionell weist der Januar eine deutlich überdurchschnittliche Performance auf. Fällt diese wie dieses Jahr weg, steigt die Gefahr, dass die Börsen dieses Handicap bis im Dezember nicht mehr aufholen können.

In den USA zu 60 Prozent ein negatives Jahr

Der Einfluss des Januars auf das Gesamtjahr wurde vor allem für amerikanische Börsenindizes bis ins Detail untersucht. So beendete der breit gefasste S&P-500-Index bei einem positiven Jahresauftakt in rund 85 Prozent aller Fälle auch das Gesamtjahr mit einem Gewinn. Verliefen aber die ersten vier Wochen des Jahres negativ, prägten die Bären zu 60 Prozent auch die übrigen Monate. Die Wahrscheinlichkeit für ein schwaches Börsenjahr stieg vor allem dann an, wenn die wichtigen US-Indizes im Januar vier oder mehr Prozent einbüssten.

Noch zuverlässiger funktioniert diese Daumenregel an der US-Leitbörse. Seit 1950 konnte der Dow Jones in 90 Prozent der Fälle einen Jahreszuwachs verzeichnen, wenn der Januar mit einem Plus endete. In 64 Prozent der Fälle war ein negativer Januar allerdings Vorbote für einen Verlust im Gesamtjahr.

Ganz so dramatisch ist die aktuelle Lage an der Schweizer Börse nicht. Das Januar-Minus von 2014 liegt bei gerade 0,14 Prozent. Und in den letzten 15 Jahren wurde die Börsenregel gleich vier mal (2003/2008/2010/211) bestätigt, gleichzeitig aber auch dreimal widerlegt – und zwar in den Jahren 2002 und 2009.

«Sich nicht auf Börsenregeln versteifen»

Thomas Steinemann sieht die Börsenregel durchaus kritisch an. "Anleger sollen diese durchaus im Kopf haben, aber sich nicht zu sehr darauf versteifen", sagt der Anlagechef der Privatbank Bellerive. Denn seine Erfahrung zeigt: "Immer wenn keine Informationen greifbar sind, die eine Börsenentwicklung vollumfänglich erklären, wird zu solchen Börsenwahrheiten gegriffen."

Der schlechte Börsenmonat Januar lässt aus seiner Sicht keine Rückschlüsse auf ein negatives Gesamtjahr zu. "In den nächsten Monaten wird es wohl etwas ruppig zu und her gehen an den Börsen. An der Prognose, dass die Börsen auch 2014 mit Gewinn abschliessen werden, ändert dies aber nicht", sagt Steinemann im Gespräch mit cash.

Seine Empfehlung an die Anleger lautet: "Wer bereits investiert ist, soll in diesen Zeiten besonnen bleiben und an seinen Positionen festhalten." Wer allerdings noch Cash hält, kann in dieser unruhigen Zeit auf günstige Kaufgelegenheiten warten.

Fällt der SMI auf 7300 Punkte?

Auch die Zürcher Kantonalbank bleibt zuversichtlich, auch wenn sie der laufenden Korrektur noch mehr Platz einräumt. "Wir erwarten in den nächsten zwei Wochen eine Fortsetzung der Konsolidierung bis 7950 Punkte", schrieben die Analysten am Montag in einem Marktkommentar. Im Anschluss gehen sie aber von einer Fortsetzung des Aufwärtstrends aus, der den SMI in den nächsten zwei bis vier Monaten auf 8800 Punkte hieven könnte.

Allerdings teilen nicht alle Ökonomen diese Zuversicht. Zu den Pessimisten gehört unter anderem Harald Preissler, der Chefökonom der Bantleon Bank. Bereits vor vier Monaten sagte Preissler im Interview mit cash, dass er mit einem schlechten Börsenjahr 2014 rechne. "Der konjunkturelle Höhepunkt ist bis März erreicht, anschliessend schwinden die Gewinnphantasien wieder", sagte damals Preissler. Wenn dann zugleich der Nachschub an guten Konjunkturdaten wegbreche, drohe dem SMI eine Korrektur bis 7300 Punkte. Diese Einschätzung bestätigte Preissler am Montag auf Anfrage.