Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing muss bei Investoren und Mitarbeitern noch Überzeugungsarbeit für seine neue Strategie leisten. Sewing war seit Montag in London, dem wichtigsten Standort für grosse Teile der Investmentbank, um die Belegschaft zu beruhigen und Investoren zu beschwichtigen. Diese äusserten Insidern zufolge Zweifel, dass sich angesichts der Streichung von 18.000 Arbeitsplätzen und der Schrumpfkur für die Bank das erhoffte Erlöswachstum erreichen lassen wird.

"Die Wachstumsziele kann man nur schwer glauben", sagte ein Fondsmanager, der nicht genannt werden wollte, zu Reuters. "Die Deutsche Bank hat es seit Jahren nicht geschafft, die Erlöse zu steigern - warum sich das angesichts der Folgen eines grossen Umbaus ändern sollte, bleibt schleierhaft."

Die Deutsche-Bank-Aktie, die am Montag und Dienstag zehn Prozent verloren hatte, holte am Mittwoch mit einem Plus von zwei Prozent wenigstens einen Teil davon auf. Die Pläne seien auf Kante genäht, weshalb fraglich sei, ob Sewing sein Versprechen halten könne, die Aktionäre nicht noch einmal um frisches Kapital zu bitten, monierten Börsianer.

"Diesmal ist es anders"

Bereits am Montag hatte der Vorstandschef vor Analysten betont, dass die Bank es mit ihren Sparplänen ernst meine. "Diesmal ist es anders. Wir sind anders." Spätestens am Donnerstag wollte Sewing nach Frankfurt zurückkehren. Noch vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 24. Juli wird er in New York und Asien erwartet.

In Asien, New York und London hatte die Deutsche Bank schon am Montag zahlreichen Bankern die Entlassungspapiere in die Hand gedrückt. Aus einigen Märkten in Asien zieht sie sich komplett zurück. In Grossbritannien sorgte ein Foto für Diskussionen in den sozialen Medien, auf dem zu sehen war, wie zwei Schneider das Deutsche-Bank-Gebäude in London verliessen, die offenbar Mass an hochrangigen Managern genommen hatten - während gleichzeitig hunderte Banker ihre Büros räumen mussten. Die Bank wollte sich dazu nicht äussern. 

(Reuters)