Die Schweizerische Nationalbank (SNB) löst mit der überraschenden Entkoppelung des Frankens vom Euro bei den Anlegern weiter Panikverkäufe aus. Am Freitag verliert der Swiss Market Index (SMI) gut 4 Prozent, nachdem es mit dem Leitindex gestern rund 9 Prozent bachab ging. Kurzfristig dürfte die Schweizer Börse weiter leiden.

Wohin die Reise geht, ist die Gretchenfrage, welche alle Anleger derzeit beschäftigt. Wegweisend wird die Entwicklung des Euro-Franken- und des Dollar-Franken-Kurses sein. Wertet der Franken auf, kommen die Unternehmen, im Besonderen die exportstarken, noch stärker in die Bredouille. Schwächt er sich ab, bessern sich auch die Exportchancen.

"Die aktuelle Frankenstärke hat der Markt nun eingepreist", sagt Eric Steinhauser. Nicht eingepreist sei hingegen die Veränderung der Wirtschaftslage, so der Anlagechef der Privatbank Rahn & Bodmer. In einer aktuellen Studie geht die UBS zwar nicht von einer Rezession aus. Aber sie kappt für das laufende Jahr die Wachstumsprognosen von 1,8 auf 0,5 Prozent.

Auf die Grossen setzen

Risikotoleranten Anlegern mit einem langfristigen Anlagehorizont bieten sich auf dem aktuellen Kursniveau durchaus gute Einstiegsmöglichkeiten. Die Selektion wird allerdings umso wichtiger.

Gute "Trades" bei denen man auch einigermassen ruhig schlafen kann, sind die drei Grossen im SMI: Roche, Novartis und Nestlé. Das Trio exportiert kaum aus der Schweiz heraus und ist von verstärkten Importen von Konkurrenzprodukten in die Schweiz hinein auch nur wenig betroffen, schreibt die Neue Helvetische Bank in einem Marktbericht. Zum Trio gesellt sich auch Swiss Re. Roche und Novartis haben seit gestern je rund 12 Prozent und Swiss Re 7 Prozent an Wert eingebüsst. Vereinzelt ist im Markt zu hören, dass gerade der "Bon" von Roche zu stark gefallen sei.

Zudem verfügen diese Titel über starke und nachhaltige Free Cashflows, was Ihnen erlaubt, auch künftig Dividenden auszuschütten, so Steinhauser. Angesichts des Anlagenotstands, der sich durch die Zinssenkung der SNB nun zusätzlich verstärkt hat, wird die Selektion von Unternehmen, die eine nachhaltige Dividende zahlen, umso wichtiger.

Auf Binnen-Aktien setzen

Einigermassen gut geschützt gegen weiter drohende Währungsturbulenzen sind Unternehmen, die ihr Geld primär in der Schweiz verdienen und auch dem Importdruck standhalten können. Bei einer Rezession würden allerdings auch diese leiden.

Swisscom ist fast ausschliesslich in der Schweiz tätig. Die Aktie ist bislang glimpflich durch das Börsengewitter gekommen. Als einer der wenigen Titel im SMI weist er eine positive Jahresperformance aus. Ein starkes Schweiz-Geschäft hat auch die Aussenwerbe-Gruppe APG. Am Freitag legt die Aktie über 1 Prozent zu. Weiter gehören Valiant, Cembra, Goldbach, Walter Meier und Burkhalter in diese Kategorie.

Kostenbasis und Umsatzgenerierung im Ausland

Wenig betroffen vom starken Franken und von einer möglichen Rezession hierzulande sind Unternehmen, die im Ausland produzieren und den Hauptteil ihres Umsatzes im Euro- oder Dollarraum erwirtschaften. Dazu zählen Unternehmen wie SGS, Forbo, Gategroup oder Bucher.

Diese Unternehmen sind primär vom sogenannten Translationseffekt ausgesetzt. Davon ist die Rede, wenn Kosten und Einnahmen in derselben Währung anfallen. Hier schlägt sich eine Kursveränderung erst bei Umrechnung in die Berichtswährung nieder. Die Marge bleibt weitgehend erhalten.

Die Aktien der erwähnten Unternehmen haben zwar seit gestern auch zwischen 10 und 16 Prozent korrigiert. Da der Markt aber bei unerwarteten Ereignissen zu Übertreibungen neigt, dürften gerade diese Aktien ein starkes Aufholpotenzial aufweisen, sobald die Panik der Vernunft wieder Platz macht.