(Aktualisierter Artikel vom 21.12. mit Jahresschlusskursen und Tagesbericht vom 28.12.2012)

Vor einem neuen Treffen mit US-Präsident Barack Obama und Kongress-Spitzen am Freitag hielten sich die Anleger an der Schweizer Börse zurück. Sie hofften weiterhin auf einen Kompromiss im US-Haushaltsstreit noch vor Ende Jahr. Doch stünden die Chancen für eine Einigung in letzter Minute eher schlecht. "Irgendwann wird es mit Sicherheit eine Einigung geben. Die Frage ist nur wann", sagte ein Börsianer. Diese Ungewissheit lähme das Geschäft.

Der SMI schloss am letzten Handelstag 2012 um 0,6 Prozent tiefer mit 6822 Punkten. Der breite SPI ermässigte sich um 0,5 Prozent auf 6291 Zähler, was einem Jahresplus von gut 18 Prozent entspricht.

15 Prozent hat der Swiss Market Index (SMI) zwischen Januar und Dezember gewonnen. Damit hat der Schweizer Leitindex nicht nur alle Jahresprognosen übertroffen, sondern auch die meisten Anleger auf dem falschen Fuss erwischt. Denn viele waren nach dem schwierigen Börsenjahr 2011 davon ausgegangen, dass auch das laufende Jahr von hohen Schwankungen geprägt sein wird.

Fast niemand rechnete aber damit, dass 2012 zum besten Börsenjahr seit sieben Jahren werden könnte. Damals im 2005 schoss der SMI 31 Prozent in die Höhe, seither bewegten sich die Jahresgewinne auf deutlich tieferem Niveau – oder brachen wie 2009 gar deutlich ein.

Ein SMI-Titel sticht heraus
 
Unter den 20 SMI-Titeln sticht insbesondere die Aktie von Richemont hervor. Der Hersteller von Luxusgüterartikeln steigerte seinen Börsenwert um über 50 Prozent, die Aktie erreichte in den letzten Tagen bei 75 Franken ein neues Allzeithoch.
 
Ebenfalls deutlich zugelegt haben die Papiere von Actelion, Swiss Re, Syngenta und SGS, die heute zwischen 33 und 40 Prozent höher notieren als noch im Januar. Augenfällig ist auch die Jahresperformance der UBS. Die Aktie büsste in der ersten Jahreshälfte deutlich an Wert ein. Mit der Ankündigung des Umbaus des Investmentbankings hievte sich der Titel der Grossbank wieder unter die Top 6 der Schweizer Blue Chips.
 
Deutlich schlechter schnitt beispielsweise die Konkurrentin Credit Suisse ab. Deren Aktie performte 2012 gerade mal 5 Prozent, was im SMI den zweitletzten Platz ergibt. Den Investoren geht der "Umbau soft" der CS wohl zu wenig weit. Noch schlechter schnit lediglich Julius Bär ab. Die Aktien der Privatbank beendet 2012 als einziger SMI-Vertreter mit einer Minus-Performance (-10 Prozent). Die Grossübernahme der ausseramerikanischen Vermögensverwaltung von Merrill Lynch haben die Bär-Aktionäre (noch) nicht goutiert.
 
Newron einsame Spitze
 
Einmal mehr ging die Post vor allem bei den Small- und Midcaps-Aktien ab. Alleine in diesem Segment konnten Anleger mit vier Valoren ihren Einsatz mehr als verdoppeln. Allen voran mit Newron: Die Aktie des an der Schweizer Börse kotierten italienischen Biotech-Unternehmens kletterte 262 Prozent in die Höhe. Und dieser Kletterkurs dürfte in den nächsten Monaten weitergehen – sofern keine Enttäuschungen eintreten. Entscheidend wird sein, ob es dem Unternehmen gelingt, für ihr Parkinson-Medikament 2013 den Antrag auf Zulassung bei den Gesundheitsbehörden in den USA und Europa einzureichen.
 
Weitere Kursverdoppler waren die österreichische Tech-Aktie AMS sowie die Titel von OC Oerlikon und Kardex. Weitere auffällige Kursbewegungen stechen bei Sulzer und Dätwyler ins Auge, aber auch Swiss Life erholte sich mit einer Performance von 40 Prozent – trotz Milliardenabschreiber bei der AWD-Tochter. Generell herrschte 2012 der Trend, aus den im Vorjahr gut laufenden defensiven Werten in die konjunktursensitiveren Zykliker zu wechseln.
 
Pleiten und Enttäuschungen
 
Das Jahr 2012 war aber auch geprägt von Enttäuschungen und Pleiten. Mit Petroplus und Mindset mussten zwei Aktien das Parkett verlassen, weil die Unternehmen Konkurs gingen. Und der letztjährige Hoffnungsträger Meyer Burger schlitterte in ein Kursdebakel. Der Solarzulieferer aus Thun wurde von der Branchenkrise nicht verschont, die Investoren befürchten nach wie vor eine Kapitalerhöhung. Die Aktien rutschten um über 50 Prozent ab.
 
Auf ein enttäuschendes Jahr schauen auch die zwei Dentalimplantatehersteller Straumann und Nobel Biocare zurück. Beide büssten wegen des von Billigherstellern erhöhten Preisdrucks rund ein Drittel ihrer Marktkapitalisierung ein.
 
Top- und Flop-Aktien 2012 im SMI
 
Gewinnerin %Verliererin %
Richemont+50,4Julius Bär-9,7
Swiss Re+37,7Credit Suisse+5,3
Actelion+35,6ABB+6,3
Syngenta+33,4Novartis+7,2
Holcim+33Givaudan+7,9

Top- und Flop-Aktien 2012 im SPI

Gewinnerin %Verliererin %
Newron Pharma+262,3Leclanché-77,6
AMS+151,7Precious Woods-71,7
OC Oerlikon+106,8Mondobiotech-69,4
Kardex+105,0Meyer Burger-54,4
Cosmo+87,9Schmolz + Bickenbach-47,2
Addex+74,9USI Group-42,9
Lifewatch+72,9Norinvest-41,5
Swisslog+69,6Banque Prof Gestion-36,7
Implenia+68,3Myriad-36,6
Cytos+63,7Bellevue Group-34,5

Quelle: cash.ch / 28.12.2012