Die Schweizer Börsen-Bestenliste wird dominiert von Aktien aus der zweiten Reihe. Firmen wie AMS, Inficon, Villars oder VAT haben ihren Aktionären im laufenden Jahr Gewinne von 40 Prozent und mehr eingebracht. Ausdruck davon ist die deutlich bessere Performance des Index für kleine und mittelgrosse Aktien (SPI Extra) gegenüber dem breiten Schweizer Aktienmarkt in Gestalt des Swiss Performance Index (SPI): Der SPI kommt bislang auf ein Plus von 7,6 Prozent, während der SPI Extra knapp 12 Prozent in die Höhe geklettert ist. Auf dem nächsten Chart ist gut zu sehen, wie im Laufe des letzten Jahres die Differenz zwischen Nebenwerten und dem SPI immer grösser wurde.

SPI (rot) und SPI Extra (grün) in den letzten zwölf Monaten, Quelle: cash.ch

Dasselbe Bild bei den aktiv verwalteten Aktienfonds. Die besten Schweizer Fonds in diesem Jahr sind jene, die sich auf eben dieses Segment der kleiner kapitalisierten Firmen konzentrieren. Der Fonds "SaraSelect", einer der Besten seiner Kategorie, ist 18 Prozent teurer geworden. Die drei grössten Positionen per Ende März waren Also Holding, Bossard und Bobst. Dabei wurde die Beteiligung an Also im Laufe des letzten Monats gar noch ausgebaut. Ebenfalls fester Bestandteil des SaraSelect-Portfolios ist seit langem Sika. Die Aktie ist im Laufe des Übernahmekampfes doppelt so teuer geworden, bei Investoren aber immer noch beliebt.

Der IT-Logistiker Also blickt auf ein weiteres erfolgreiches Jahr zurück und hat sich für die Zukunft noch höhere Ziele gesetzt. Trotz der eindrücklichen Steigerung des Aktienkurses (+83 Prozent in 52 Wochen) ist der Titel mit Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) 15 (gemäss Schätzungen für 2017) immer noch relativ moderat bewertet. Das gilt für viele Nebenwerte nicht mehr, die aufgrund ihrer Beliebtheit in der Vergangenheit teuer geworden sind. Das durchschnittliche KGV im SPI Extra ist mittlerweile auf 23 gestiegen. Zum Vergleich: Der historische Durchschnitt liegt zwischen 14 und 15.

Zeit, um Gewinne zu realisieren

In dieser Hinsicht haben einige Fondsmanager reagiert. Marc Hänni, verantwortlich für den Fonds "Swiss Mid and Small Cap Equity" von Vontobel, hat in den letzten Wochen bei Titeln Gewinne realisiert, die sich sehr gut entwickelt haben. Zum Beispiel bei AMS, Inficon oder VAT, wie er auf Anfrage schreibt. Dennoch bleibt der Vontobel-Fonds, der seit Jahresbeginn 11 Prozent zugelegt hat, bei Inficon und VAT übergewichtet, weil Hänni bezüglich operativer Entwicklung zuversichtlich bleibt.

Weiter ausgebaut hat Hänni die Positionen in Sika, Forbo, Sonova, Dätwyler oder Schindler. Allesamt Unternehmen aus dem Industrie- und Konsumbereich. Finanz- und Gesundheits-Aktien machen hingegen nur rund 20 Prozent des Portfolios aus. "Im aktuellen Marktumfeld mit eher hohen KGV-Bewertungen legen wir einen sehr hohen Wert an die Management- aber auch Bilanzqualitäten der investierten Unternehmen", begründet er die Entscheidung.

Gleichzeitig räumt er aber ein, dass es über die letzten Monate deutlich schwieriger geworden sei, im Markt für Schweizer Small und Mid Caps neue Investment-Ideen aufzugreifen. "Entsprechend haben wir in den letzten Wochen auch keine neue Positionen in unseren Portfolios aufgebaut sondern trotz Neugeldern mehrheitlich bestehende Positionen erhöht", so Hänni.

Eine mutige Wette auf Cosmo

Auf ähnliche Titel setzt der "Pictet CH-Swiss Mid Small Cap" von Fondsmanager Andreas Hug (+16 Prozent im laufenden Jahr). Wie dem letzten Quartalsreport zu entnehmen ist, hat er zuletzt Aktien von Sika, Tecan, Partners Group, Sunrise und U-Blox gekauft. Gegenüber dem Vergleichsindex am stärksten übergewichtet war er Ende März bei OC Oerlikon, Tecan, Sonova, Cembra und AMS.

Gut unterwegs ist auch der "3V Invest Swiss Small+Mid Caps Fonds" von 3V Asset Management. Fondsmanager Martin Lehmann war in den letzten Wochen vor allem als Käufer aktiv. Er hat unter anderem seine Positionen bei Syngenta und Actelion erhöht. Beide Firmen sollen übernommen werden, wurden an der Börse aber mit einem Abschlag zum Angebotspreis gehandelt. Während bei Syngenta der Discount aufgrund regulatorischer Unsicherheiten immer noch einige Franken beträgt, notiert Actelion mittlerweile über dem angebotenen Preis von 280 Dollar pro Aktie.

Ebenfalls erhöht hat 3V die Engagements bei Phoenix Mecano und Cosmo Pharmaceuticals. Gerade im Fall von Cosmo eine mutige Wette, hat der Kurs infolge einer Aktienplatzierung doch unlängst stark gelitten. Das Minus gegenüber dem Jahresanfang beträgt 8 Prozent. Doch Lehmann glaubt stark an den Investment Case von Cosmo mit seinem Fokus auf Darmleiden und ist von den mittelfristigen Perspektiven überzeugt, wie er auf Anfrage schreibt.