Sie hoffen, US-Präsident Donald Trump werde die US-Konjunktur mit schuldenfinanzierten Programmen und Steuersenkungen stimulieren - was zu steigender Inflation und höheren Zinsen führen könnte. Das hat vor allem Finanzwerten und Aktien zyklischer Firmen Auftrieb verliehen. Dagegen gerieten die Papiere defensiver Sektoren zusehends unter Druck. "Die Anleger laufen aus den sicheren Häfen aus und steuern in Richtung Risiko", sagt ein Händler.

Der SMI notiert daher nach einem Tageshoch auf 8004 Zählern und einem zwischenzeitlichen Abrutschen in die Minuszone zum Börsenschluss schliesslich 0,4 Prozent höher bei 7929 Punkten. Am Mittwoch war der Leitindex um 2 Prozent gestiegen.

Marktteilnehmer zeigten sich erleichtert vom klaren Wahlsieg Trumps. Der Republikaner hat sich gegen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton durchgesetzt. "Eine tage-, wenn nicht wochenlange Hängepartie zur Ermittlung des neuen Präsidenten wäre viel schlimmer gewesen", sagt ein Händler. "Wir waren lange gehemmt wegen der Wahlen. Nun ist der Bann gebrochen", sagt ein anderer.

Kurse der Bankaktien schiessen in die Höhe

Wegen der Aussicht auf mehr Inflation und damit steigende Zinsen griffen die Anleger zu Finanzwerten. Zudem macht sich Hoffnung breit, dass die neue US-Regierung die Regeln für die Finanzbranche nicht weiter verschärfen oder sogar wieder lockern könnte. Die Aktien der Credit Suisse steigen um 4,9 Prozent und die der UBS schiessen 8,7 Prozent hoch. Julius Bär gewinnen 2,6 Prozent an Wert und Leonteq 7,3 Prozent. Der europäische Bankaktienindex legt mehr als 3 Prozent zu.

Auch Versicherungstitel werden höher bewertet, allerdings ist der Kursanstieg weniger stark. Die Zurich-Aktien notieren nach einem besser als erwarteten Quartalsabschluss um 0,6 Prozent fester. Die Aktionäre dürfen sich auf eine stabile Dividende von 17 Franken einstellen.

Bei den Anteilen aus der Gesundheitsbranche, die den SMI am Vortag mit kräftigen Gewinnen angeführt hatten, kam es teilweise zu Gewinnmitnahmen. Die Anteile von Novartis liegen zuletzt mit 1,2 Prozent im Plus und Roche legen noch 0,4 Prozent zu. Biotech-Wert Actelion fällt dagegen und 2 Prozent zurück und gibt damit fast die Hälfte des Vortagesgewinns ab.

Cosmo nach Studienerfolg stark gefragt

Mit einem Kurssprung von 12,6 Prozent stachen Cosmo heraus. Die Methylen-Blau-Farbstoff-Tablette LuMeBlue zur Erkennung von Adenomen während der Darmspiegelung erreichte in einer spätklinischen Phase-III-Studie das Hauptziel. Die Versuchsreihe vervollständigt nach Angaben des Arzneimittelherstellers den für die Zulassungsanträge in den USA und in der EU nötigen Datensatz.

Die Aussicht auf höhere Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung schürten die Nachfrage nach Anteilen von Industriefirmen. Die Titel des Elektrotechnikkonzerns ABB, des Zementproduzenten Lafarge-Holcim, der Anlagenbauer Oerlikon und Sulzer sowie des Autozulieferers Autoneum legen zu. Die Titel des Personalvermittlers Adecco rücken 3,8 Prozent vor.

Schwergewicht Nestlé gibt deutlich nach

Dagegen trennten sich die Anleger europaweit von Aktien aus dem Lebensmittelsektor. Die schwergewichtigen Aktien von Nestlé verlieren 2,2 Prozent, was den SMI merklich dämpft. Die Titel von Barry Callebaut büssen 4,1 Prozent ein. Die Namenaktien von Lindt & Sprüngli ermässigen sich um 1,6 Prozent. Ein Händler sagt, der Sektor habe sich dieses Jahr im Vergleich zu anderen defensiven Sektoren gut gehalten. Zudem seien diese Titel eher gefragt, wenn die Zinsen fallen. "Und seit gestern sind die Renditen massiv gestiegen", sagt ein Händler. Mit 2,06 Prozent erreichte die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries nahezu ein Jahreshoch.

Die Titel von Givaudan fallen um 5,1 Prozent. Citigroup hat die Empfehlung für den Aromen- und Riechstoffhersteller auf "Sell" von "Neutral" gesenkt.

Die Aktien von Sunrise sacken um 4,9 Prozent ab. Der Quartalsbericht des Telekomkonzerns war zwar etwas besser als erwartet, sagt ein Händler. "Aber was für den Food-Sektor gesagt wird, gilt zum Teil auch für Telekom", sagt ein Börsianer. Auch die Aktien von Swisscom und Deutsche Telekom sinken.

(Reuters)