Das vergangene Jahr war enttäuschend für die hiesige Tech-Industrie. Und 2025 dürfte nicht besser werden: Schadenspotenzial für die Zukunft sieht der Branchenverband Swissmem vor allem bei flächendeckenden US-Zöllen und Gegenmassnahmen der EU. Konkret sanken die Umsätze in der Schweizer Tech-Industrie - der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie sowie verwandten Technologiebranchen - im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent. Die Auftragseingänge stagnierten auf dem Niveau von 2023 (+0,1 Prozent).
Auch die Güterexporte der Tech-Industrie gingen im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent zurück und erreichten einen Wert von 68,3 Milliarden Franken.
Keine Zeichen einer Erholung
Und es scheint nicht besser zu werden. Anzeichen einer Erholung sieht der Verband angesichts des schwierigen Umfeldes - politisch wie auch wirtschaftlich - jedenfalls kaum. So hatte US-Präsident Donald Trump erst wieder am Vorabend Zölle in Höhe von 25 Prozent für Importe aus Europa angekündigt.
«Die ganze Branche ist extrem verunsichert», sagte Swissmem-Geschäftsführer Stefan Brupbacher am Donnerstag an der Jahresmedienkonferenz des Verbandes in Zürich. Präsident Martin Hirzel doppelte nach: «Zwischen der Ankündigung von Zöllen und dem Inkrafttreten vergehen oft Wochen der Unsicherheit. Das zermürbt.»
Die künftige Entwicklung der Industrie hänge dabei wesentlich davon ab, wie stark die Schweiz von den sich akzentuierenden Handelskonflikten betroffen sein wird. «Das Worst-Case-Szenario wären flächendeckende US-Zölle, auf welche die EU reziprok reagieren und dabei die Schweiz als Drittland behandeln würde», meinte Brupbacher
Entsprechend will der Verband keine Prognose abgeben, ob der Tiefpunkt für die Industrie schon erreicht ist. Diesbezüglich sei auch der Blick nach Deutschland, dem mit einem Anteil von 23 Prozent wichtigsten Exportland der hiesigen Tech-Industrie, sehr wichtig. Die deutsche Maschinenindustrie etwa sei im «Tal der Tränen». Wann dieses durchschritten sei, könne man derzeit kaum abschätzen.
Schafft Deutschland die Wende?
Präsident Hirzel hofft auf die neue Regierung: Der wahrscheinliche Kanzler Friedrich Merz sei immerhin ein Mann aus der Wirtschaft und sollte die notwendigen Kompetenzen haben. Allerdings würde eine Aufweichung der Schuldenbremse wohl den Euro schwächen und damit den Franken stärken, was wiederum für die hiesige Exportindustrie schlecht wäre.
Das grösste Problem bleibt allerdings Donald Trump mit seiner Handelspolitik und deren Folgen. Hirzel glaubt immerhin, dass die Schweiz diesbezüglich recht gute Karten hat. Es brauche nun aber die volle Präsenz der Schweizer Diplomatie. «Sie muss die US-Regierung davon überzeugen, dass die Schweiz ein fairer Partner ist.» Die Aufhebung der Industriezölle durch die Schweiz, wofür auch Swissmem vehement gekämpft habe, sei ein «wertvoller Trumpf».
Verheerend für die hiesige Industrie allerdings wäre vor allem, wenn die EU bei ihren wahrscheinlichen Gegenmassnahmen gegen die US-Zölle die Schweiz als Drittland behandeln würde. In einem solchen Fall wären bis zu 70 Prozent der Exporte der Schweizer Tech-Industrie direkt oder indirekt betroffen. «Das sind Güter im Wert von fast 50 Milliarden Franken. Das würde die Industrie am Standort Schweiz existentiell treffen», sagte Präsident Hirzel.
Entsprechend müsse die EU überzeugt werden, die Schweiz bei Gegenmassnahmen nicht als Drittstaat zu behandeln. «Straft Brüssel auch unser Land mit Gegenzöllen ab, wären die Bilateralen III vor dem Volk wohl chancenlos». Daran könne die EU kein Interesse haben, hofft der Swissmem-Präsident.
Ausserdem fordert der Verband von der Schweizer Regierung eine Beschleunigung der Freihandelsoffensive. So müssten etwa die Abkommen mit Indien, Thailand und Kosovo rasch ratifiziert werden. Zudem brauchten diverse Abkommen ein Update, zum Beispiel jene mit China und Mexiko. «Wir sind im einem Wettlauf», fand Präsident Hirzel fast dramatische Worte.
Zudem solle man sich innenpolitisch von «wirtschaftspolitischen Dummheiten» distanzieren. Und nicht zuletzt brauche es eine leistungsfähige Rüstungsindustrie mit weniger restriktiven Exportbestimmungen.
(AWP)