Zurich Insurance Group will einen Abschied in Minne demonstrieren. Sowohl der abtretende CEO Martin Senn und Verwaltungsratspräsident und interimistischer CEO Tom de Swaan nahmen am Dienstagmorgen an einem Konferenzgespräch mit zugeschalteten Journalisten teil.

"Der Entscheid ist mir nicht leicht gefallen", sagte Martin Senn in einem kurzen Anfangsstatement. Aber das Timing sei mit Blick auf die Entwicklung des Unternehmens "sehr gut". Auf Nachfrage eines Journalisten führte führte Senn weiter aus: "Wir befinden uns am Ende des zweiten Drittels der Zurich-Strategie. Um das letzte Drittel zu meistern, braucht es jemanden, der sich für fünf Jahre verpflichten will." Deshalb wolle er, Senn, einer frischen Kraft Platz machen. Hintergrund: Bis Mitte 2016 muss bei Zurich das Festsetzen neuer operativer und finanzieller Ziele für die Jahre ab 2017 beginnen.

Doch trotz dieser Antwort bleiben Fragen offen: Etwa die, weshalb Zurich nicht gleich einen Nachfolger präsentiert, obwohl die Nachfolgesuche offenbar seit längerem im Gang ist. Und warum Zurich immer wieder mit permanenten Wechseln im Topmanagement und im Verwaltungsrat konfrontiert ist. Aber an solchen Konferenzgesprächen nach wichtigen Konzernentscheiden darf man auch keine Klärung brennender Fragen erwarten. 

Ein Blick auf den Aktienkurs mag da wie immer ein wenig helfen. Dieser befindet sich heute - nach etlichen Aufs und Abs - auf dem Stand von 2008. Der Zurich-Aktienkurs hat in diesem Jahr in der Spitze gar über 30 Prozent verloren.

Das ist für Investoren natürlich eine unbefriedigende Entwicklung, trotz der üppigen Dividendenzahlungen. Der Investorendruck hat den Abgang von Senn zweifellos mitgefördert. Das Fass zum Überlaufen brachte für die Grossanleger - zusammen mit dem Gewinnrückgang von 80 Prozent im dritten Quartal und dem permanenten Verfehlen von Senns selbstgesteckten Vorgaben - die abgeblasene Übernahme des britischen Versicherers Royal & Sun Alliance RSA. 

Tom de Swaan sucht nun vor allem einen externen Kandidaten: "Eine unternehmerische Führungsposition" mit Erfahrungen als CEO und im Versicherungsbereich, wie er während des Konferenzgesprächs sagte. Was die weitere Frage aufwirft, weshalb nicht interne Kandidaten wie Finanzchef George Quinn oder Anlagechefin Cecilia Reyes gewählt wurden.

De Swaan selber will sich im nächsten Jahr nochmals zur Wiederwahl als Verwaltungsratspräsident stellen, wie er weiter ausführte. Er ist seit 2006 im Aufsichtsgremium und übernahm den Vorsitz 2013 nach dem Abgang von Josef Ackermann. De Swaan steht bei Zurich nun am meisten unter Druck. Schliesslich sieht er Zurich im laufenden Konsolidierungsprozess als Käufer und nicht auf der Seite der Konsolidierten.