Das Jahr 2013 war von rückläufigen Zinsen geprägt. Im Folgejahr fielen die Zinsen in einigen Ländern auf Null. Geht es nach den Investmentstrategen der Bank of America Merrill Lynch, dann wird 2015 zum Jahr negativer Anleihenzinsen.

Dieses Phänomen beschränke sich nicht mehr länger auf Europa, sondern erstrecke sich mittlerweile auf die Staatsanleihen zehn verschiedener Länder rund um den Globus.

Die Jagd nach Rendite sei zwar nichts neues, so die Strategen. Grossinvestoren stünden aber zunehmend unter Druck ihre Wertschriftenvermögen möglichst rasch den neuen Gegebenheiten anzupassen. Ihre Botschaft: An dividendenstarken Aktien sei kein Vorbeikommen und im besten Fall liege eine Kursverdoppelung drin.

Nur zwei Schweizer Aktienkandidaten

Auf der 23 Aktien starken Liste der Bank of America Merrill Lynch sind mit Roche und Nestlé auch solche aus der Schweiz zu finden. Darüber hinaus setzt sich die Liste der Dividendenperlen aus den Valoren von Unilever, British American Tobacco, Diageo, AstraZeneca, ProsiebenSat1, Marks & Spencer, Sampo, Wolters Kluwer, Deutsche Börse, National Grid, TeliaSonera, Legal & General, Pearson, Daimler, Sanofi, Swedbank, Axa, Iberdrola, British Land, Land Securities und Hammerson zusammen.

Auf die Frage, ob die Aufhebung des Euro-Mindestkurses Folgen für die Ausschüttungspolitik der beiden Vertreter aus Schweizer Landen haben wird, gehen die Amerikaner allerdings nicht ein. Immerhin ist die Nestlé-Aktien seit dem Entscheid um 11 Prozent gefallen und wirft eine Dividendenrendite von 3,3 Prozent ab. Der Genussschein von Roche hat sogar um 13 Prozent gefallen und bringt es auf eine Rendite von 3,1 Prozent. Darüber hinaus hatte der Basler Pharmakonzern kurz vor Jahresende zwei grössere produktseitige Rückschläge zu verkraften, welche die Aussichten beeinträchtigen könnten.

Giesst der EZB-Entscheid frisches Öl ins Feuer?

Die Strategen der Bank of America Merrill Lynch raten der eigenen Anlagekundschaft nur qualitativ hochwertige Dividendenperlen als Ersatz für Anleihen in Betracht zu ziehen. Solche seien vor allem bei den Immobilienbeteiligungsgesellschaften, bei den Versicherern sowie im Nahrungsmittel- und im Pharmasektor zu finden. Aufgrund der unsicheren Aussichten seien Bankaktien sowie konjunkturabhängige Aktien nicht geeignet.

Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstagnachmittag weitere Massnahmen zur Stützung der Wirtschaft bekanntgeben, könnte dies die Jagd nach Rendite zusätzlich verstärken und für Wasser auf die Mühle der amerikanischen Grossbank sorgen. Experten rechnen mit einer Ausweitung der Wertpapierkäufe auf europäische Staatsanleihen und das im Gegenwert von bis zu 50 Milliarden Euro monatlich.