Seit dem Wochenende ist die schweizerisch-deutsche Derivatebörse Scoach definitiv Geschichte. Allerdings eine Geschichte, der kein Verantwortlicher eine Träne nachweint. Christian Reuss, der CEO der neuerdings als Scoach by SIX bezeichneten Derivatebörse, spricht von den "nächsten Schritten in eine neue Welt". Doch längst nicht alle Details der neuen Scoach sind geklärt.

So ist heute noch völlig offen, wie die Börsenplattform für den Handel von strukturierten Produkten ab 2014 heissen wird. Derzeitiger Stand ist, dass sowohl die Deutsche Börse wie auch die SIX den Namen Scoach bis Ende Jahr benutzen dürfen. Über die weitere Verwendung wird vorderhand noch verhandelt. "Wie entschieden wird, ist noch völlig offen", sagt Reuss.

Unklare Entwicklung des Struki-Markts

Ebenso unklar ist, wie sich der Markt für strukturierte Produkte in nächster Zukunft entwickeln wird. Seit dem Rekordjahr 2007 haben sich die Umsätze mehr als halbiert. Zwar verzeichnet die Scoach im laufenden Jahr ein leicht höheres Volumen als 2012, als dieses auf den tiefsten Stand seit 2004 abgerutscht war. Im ersten Halbjahr 2013 wurden an der Scoach gut 17 Milliarden Franken umgesetzt, in der Vorjahresperiode waren es 15,5 Milliarden Franken gewesen.

Klar ist hingegen, dass sich Scoach nach dem Deutschland-Abenteuer wieder auf den Schweizer Markt und die hierzulande tätigen Emittenten konzentrieren will. So hat die Derivatebörse bereits im Mai eine massive Gebührensenkung bekanntgegeben, die nun seit dem 1. Juli in Kraft ist. Die Kosten für eine Anbindung sind um 20 Prozent gefallen, die Kotierungsgebühren sogar um 35 Prozent. Emittenten hatten einen solchen Schritt schon seit Monaten gefordert.

Neue Freiheiten dank Alleingang

Die Gebührensenkung sei allerdings nicht auf externen Druck erfolgt, sagt Reuss. Vielmehr ermögliche der Alleingang neue unternehmerische Freiheiten. "Dazu gehört auch die Preisgestaltung", so der Scoach-CEO. Nach der Abspaltung des börsenkotierten deutschen Partners werde nun keine Gewinnmaximierung mehr angestrebt.

Zum Schutz der Emittenten hat die Scoach kürzlich auch eine so genannte Progressive Usage Fee eingeführt. Diese Gebühr, die nach dem Überschreiten eines gewissen Volumens deutlich zunimmt, soll den Arbitrage-Handel weitgehend einschränken. Vor allem die so genannten Tick-Arbitrageure nutzen technische Verzögerungen bei der Preisstellung von Optionen aus, um risikolose Gewinne einzustreichen.

Ebenfalls neu ist die bilaterale Handelsplattform XBTR, die Teile des Interbankenhandels mit Privatplatzierungen und damit einen Teil des OTC-Geschäfts bei Scoach eingliedern soll. Die Plattform befinde sich derzeit bei Marktteilnehmern in der Testphase und generiere positives Feedback, so Reuss.