Vergangene Woche kletterte der Swiss Market Index auf 8882 Zähler, was zugleich der höchste Stand seit Dezember 2007 war. Fast 10 Prozent höher notiert damit der Schweizer Leitindex seit Mitte Oktober. Langsam scheint die Luft etwas dünner zu werden. So fiel der Index letzten Freitag zurück. Am Montag hingegen machte die Schweizer Börse wieder Punkte gut. 

Geht es nach den cash-Lesern hat der SMI noch Sprit für höhere Kurse im Tank. Rund 1200 oder 57 Prozent der über 2000 Teilnehmenden glauben an eine Jahresendrallye. Die Umfrage läuft seit einer Woche, seither hat der Index rund 1,7 Prozent zugelegt. Die restlichen Teilnehmenden hingegen glauben nicht mehr an ein weitergehendes Kursfeuerwerk.

Das Umfrageergebnis deckt sich in etwa mit dem allgemeinen Marktsentiment. So gehen die meisten Marktteilnehmer zwar von weiter steigenden Kursen aus, doch im Vergleich zu den vergangenen Jahren sind die Absturzrisiken grösser geworden.

Für weiter steigende Kurse sprechen...

Expansive Geldpolitik: Die japanische Notenbank erhöhte letzte Woche überraschend ihre Anleihenkäufe um 20 Billionen auf 80 Billionen Yen (zirka 678 Milliarden Franken) pro Jahr. Und damit nicht genug: "Es gibt keine Grenzen für unsere geldpolitischen Instrumente, das gilt auch für den Kauf japanischer Staatsanleihen", sagte Notenbankchef Haruhiko Kuroda letzten Mittwoch. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) hat begonnen, Anleihen aufzukaufen. Solche Massnahmen sind Zunder für die Aktienmärkte.

Drohende Negativzinsen: Die Zinsen auf Spareinlagen verharren seit Jahren am Boden und neuerdings gar darunter. So verlangt die genossenschaftliche Skatbank seit letztem Samstag von Kunden, die grosse Summen auf Tagesgeld- oder Girokonten parken, einen Strafzins von 0,25 Prozent. Auch hierzulande bereiten sich Banken auf Negativzinsen vor (cash berichtete). Wer Rendite will, muss somit in die Aktienmärkte oder ins High-Yield-Bond-Segment gehen.

Starke US-Wirtschaft: In den USA ist der Aufschwung nun recht breit abgestützt und die Unternehmen dürften mit Blick auf die gute Konsumkonjunktur mehr Investitionen tätigen. Zudem erweisen sich die tiefen Rohstoffpreise als Stütze. Solange die Zinsen nicht über das erträgliche Niveau steigen, wird der Aufwärtstrend der Konjunktur und somit auch der Börse in den USA intakt bleiben. Dies wiederum wird auch den Swiss Market Index unterstützen.

Für stagnierende bis sinkende Kurse sprechen...

Lahmende Konjunktur in Europa: In Europa bleibt das Wachstum anämisch und die neuen Programme der EZB alleine werden die Wirtschaft nicht nachhaltig ankurbeln können, dafür bräuchte es mehr Strukturreformen namentlich in Frankreich und Italien. Doch die Bürger beider Staaten wehren sich immer wieder mit Streiks gegen die Reformvorschläge der Regierungen.

Geopolitische Risiken: Der Ukraine-Konflikt hat sich in den letzten Tagen wieder zugespitzt. So sind in der Ostukraine die heftigsten Kämpfe seit Beginn der Waffenruhe vor zwei Monaten ausgebrochen. Schwer einordnen lässt sich auch die Gefahr der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Syrien und Nordirak. Derzeit scheinen die USA zusammen mit den irakischen Regierungstruppen Oberhand zu gewinnen. Für Unsicherheit sorgt auch immer wieder die angespannte Lage zwischen Nord- und Südkorea. Bislang blieb es bei gegenseitigen militärischen Provokationen und verbalem Säbelrasseln. Doch die Lage könnte durchaus zu einem heissen Krieg eskalieren.

Abrupt ansteigende Zinsen: Laut Konsens werden die USA ab Mitte 2015 die Leitzinsen schrittweise anheben. Allerdings könnte die US-Notenbank (Fed) angesichts starken US-Wachstums und niedriger US-Arbeitslosenquote mit Zinserhöhungen zu spät dran sein, um die Inflationserwartungen im Zaum zu halten, schreibt Swisscanto in einem aktuellen Marktkommentar. Falls dem so wäre, müsste die Fed die Zinsen früher und stärker als erwartet anheben, was zwangsläufig zu heftigen Verwerfungen an den Aktienmärkten führen würde.

Für den Anleger: Derzeit überwiegen die positiven Faktoren. Anleger, die sich gegen einen Kurstaucher absichern wollen, sind angehalten, einen Teil der Gewinn zu realisieren oder sich allenfalls mit Put-Optionen abzusichern. Die für die Optionspreisberechnung relevante Volatilität ist in den letzten Tagen wieder deutlich gesunken.