Aber auch Swisscom-Aktien geben nach einem Bussenbescheid in grösserem Rahmen nach. Die Vorgaben aus Übersee hielten dagegen kaum Impulse parat. Vor allem an den vielbeachteten US-Börsen tat sich am Vortag nach dem Handelsschluss in Europa praktisch nichts mehr. Enttäuschende Konjunkturdaten kamen indes aus dem für die Schweizer Wirtschaft wichtigen Markt Deutschland: Das verarbeitende Gewerbe hat im August einen überraschenden Produktionsrückgang verkraften müssen.

Die Märkte dürften nun nach neuen Impulsen suchen. Diese könnten unter anderem von der anlaufenden Berichtssaison der Unternehmen ausgehen. Am Freitag macht hierzulande bei den Blue Chips Givaudan mit Umsatzzahlen für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres 2015 den Anfang.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 09.30 Uhr 0,75% auf 8'695,91 Punkte. Der 30 Titel umfassende, in der Titelgewichtung gekappte Swiss Leader Index (SLI) gibt 0,38% auf 1'289,60 Punkte ab und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,66% auf 8'883,96 Zähler. Von den 30 Blue Chips stehen 17 im Minus, zehn im Plus und drei unverändert.

Swisscom tiefer

Sehr schwach sind Swisscom (-1,2%) gestartet, nachdem der Telekomriese eine juristische Niederlage erlitten hat. Das Bundesverwaltungsgericht stellte für frühere Jahre ein wettbewerbswidriges Verhalten im Breitbandinternetgeschäft fest und verfügte eine Sanktion von 186 Mio CHF, wogegen Swisscom Beschwerde beim Bundesgericht einreichen will. Der Konzern wird aber im dritten Quartal 2015 zunächst eine entsprechende Rückstellung bilden. Und für das Gesamtjahr 2015 hat er die EBITDA-Guidance gesenkt. Die Rückstellung dürfte die letztinstanzlich zu erwartende Busse vollständig decken, was eine gewisse Unsicherheit zu den finanziellen Konsequenzen beseitige, merkt die Zürcher Kantonalbank an.

Vor allem aber die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (-1,9%) und Roche (-1,6%) ziehen den Gesamtmarkt nach unten. Bereits am Vortag hatten die Titel zu den wenigen Verlierern gehört. Seitdem eine politische Debatte in den USA über die Höhe der Medikamentenpreise am Laufen ist, seien die Pharmawerte unter Druck, hiess es im Handel. Da dies ein Wahlkampfthema sei, dürfte noch für längere Zeit eine gewisse Nervosität in den Titeln bleiben. Auch das dritte Schwergewichte Nestlé belastet mit Abgaben von 0,3%.

Daneben stehen zahlreiche Zykliker tiefer, allen voran Adecco (je -1,0%). Die Vortagesverlierer Syngenta halten sich mit -0,3% besser als der Gesamtmarkt.

Bei den Gewinnern haben einmal mehr Transocean mit +1,3% die Nase vorn. Die Valoren sind bereits fulminant in die Woche gestartet mit einem Plus von 8% am Vortag und eines von über 10% am Montag. Eine mögliche Erklärung könnte das Rally bei den Ölpreisen sein. Transocean besitzt eine der grössten Offshore-Ölbohrflotten der Welt und ist damit stark von den Preisbewegungen beim "schwarzen Gold" abhängig.

UBS fester

Deutlich fester notieren auch UBS, die mit +1,0% die besten Finanzwerte sind. Hier könnte ein Kommentar aus dem Hause Merrill Lynch für Kauflaune sorgen. Laut den Experten bestünden mit Blick auf die Regulierungen in der Schweiz im Zusammenhang mit der "too big to fail"-Problematik zwar gewisse Risiken für die Grossbank, allerdings seien diese auch eine Chance für Preisanpassungen und eine weitere Schuldenreduktion. Die Kaufempfehlung wurde bestätigt.

Auch die Versicherer Swiss Life (+0,5%) und Swiss Re (+0,4%) legen gegen den Trend zu. Die Papiere der Konkurrentin CS liegen 0,3% im Plus.

Am breiten Markt fallen erneut Sulzer (+6,4%) mit starken Gewinnen auf. Händler verwiesen auf den geringeren Freefloat, nachdem Investor Victor Vekselberg rund 63% der Aktien hält. Das könne zu bei Nachfrageänderungen zu einem Short-Squeeze und einer grösseren Volatilität führen.

Leclanché ziehen um 6,5% an, nachdem die Aktionäre den Weg für eine Rekapitalisierung freigemacht haben.

Bei den Verlierern fallen u.a. die eher illiquiden Datacolor (-6,7%) auf. Temenos (-1,2%) zeigen sich unauffällig, nachdem die UBS das Anlagerating auf "Neutral" von "Buy" gesenkt hat. Nach den Kursanstiegen sei die Aktie weniger günstig bewertet, lautet die Begründung. Grundsätzlich ist die Bank aber optimistisch gestimmt: Temenos sei nach grossen Deals mit Nordea, Julius Bär und ABN Amro gut positioniert für weiteres Wachstum.

(AWP)