Die Schweizerische Nationalbank (SNB) scheint es niemandem recht machen zu können: Die Kritik an der Aufgabe des Mindestkurses gegenüber dem Euro von Mitte Januar wird immer lauter. Das überrascht nicht, zeigt der starke Franken doch immer öfter seine hässliche Fratze.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Das denkt man sich vermutlich auch bei der Commerzbank. Der für die deutsche Grossbank tätige Währungsstratege nimmt die geldpolitische Lagebeurteilung vom Donnerstag zum Anlass, um zum wiederholten Male über die SNB herzuziehen. In seinem neusten Kommentar wähnt er unsere Notenbank am Ende ihrer Möglichkeiten und beschimpft sie deshalb als "hilflose Zuschauerin", was das Geschehen an den Devisenmärkten anbetrifft.

Wird die SNB ihrem Mandat überhaupt noch gerecht?

Wie der Verfasser des Kommentars weiter schreibt, macht die SNB fünf Monate nach der Aufgabe des Mindestkurses auf "heile Welt". Während Fritz Zurbrügg als Direktoriumsmitglied keine Anzeichen für eine deflationäre Abwärtsspirale sehe, rechne sein Kollege Jean-Pierre Danthine hinsichtlich der Entwicklung des Bruttoinlandprodukts mit nur einem schwachen Quartal. Allem Anschein nach entwickle sich alles wie erhofft und sowieso handle es sich bei den Folgen des starken Frankens eh nur um ein temporäres Phänomen, so ergänzt der Währungsstratege mit einem Augenzwinkern.

Er räumt zwar ein, dass der Rückgang des Schweizerischen Bruttoinlandprodukts um 0,2 Prozent im ersten Quartal nicht übertrieben harsch ausgefallen sei. Und auch die Teuerung sei mit minus 1,2 Prozent nicht ganz so stark gefallen wie ursprünglich befürchtet. Allerdings seien die SNB und ihre Vertreter weiterhin im Irrglauben, dass sie den Franken unter ihrer Kontrolle hätten.

Währungsprognosen, welche der SNB so gar nicht gefallen dürften

Dem widerspricht der Experte vehement. Mit der Aufgabe des Mindestkurses und der Einführung eines negativen Einlagezinses von 0,75 Prozent sei die SNB am Ende ihrer geldpolitischen Möglichkeiten angelangt. Er befürchtet, dass Anleger bei einer Ausweitung der Negativzinsen im grossen Stil auf Banknoten ausweichen werden und diese Massnahme ihre Wirkung verfehlt. Auch grössere Devisenkäufe über den offenen Markt hält der Verfasser des Kommentars nicht für einen glaubwürdigen Weg, der Frankenstärke entgegenzuwirken. Schliesslich habe die SNB den Mindestkurs nicht zuletzt deshalb aufgegeben, weil die Fremdwährungsreserven ins uferlose gestiegen seien. Für ihn steht fest: Je offensichtlicher interveniert wird, desto mehr werden die Spekulationen auf einen stärkeren Franken angeheizt.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die Commerzbank als eine der wenigen Banken mit einem festeren Franken rechnet. Bis Ende Jahr sieht sie den Euro auf 0,98 Franken und damit unter die Euro-Franken-Parität fallen. Bis Ende Dezember 2016 prognostiziert die Commerzbank sogar einen Rückgang auf 0,94 Franken.