cash: Was halten Sie von der Aufhebung der Kursuntergrenze und von der Art und Weise wie die SNB dies kommuniziert hat?

Martin Neff: Die SNB kann nicht auf diese Art und Weise, sprich mit einem simplen Communiqué, die Märkte so überraschen und die Kursuntergrenze einfach aufheben. Diese Vorgehensweise ist äusserst fragwürdig, um nicht zu sagen unverantwortlich. Die SNB löst eine riesige Wertvernichtung aus. Die Schweizer Börse sackt deutlich ab.

Was steckt hinter diesem Überraschungscoup?

Über die Gründe kann man nur spekulieren. Fakt ist, die SNB hat in den letzten Wochen sehr viel Euro aufgeladen. Eventuell haben die Währungshüter rund um Thomas Jordan kalte Füsse bekommen. Verschiedentlich haben sich Marktkenner über den Jahreswechsel äusserst skeptisch zur Kursuntergrenze geäussert. Ich zählte auch dazu. Eventuell beabsichtigt die SNB damit aber eine andere Strategie…

…die wäre?

Allenfalls will sich die SNB mit diesem Überraschungscoup in der Legitimation ihrer Geldpolitik bestätigt sehen, indem sie nun sagen kann: Seht her, das passiert, wenn man den Mindestkurs aufhebt.
Der Franken stieg in der Spitze auf 87 Rappen pro Euro.

Wie geht’s nun weiter mit den Euro-Franken-Kurs?

Die Reaktion ist wohl übertrieben. Es kann gut sein, dass wir am Ende des Tages bei 1,10 Franken stehen. Der faire Euro-Franken-Kurs würde nach der Methode der Produzentenpreisbereinigung zwischen  1,25 bis 1,30 Franken liegen.

Welche Massnahmen könnte die SNB nun treffen?

Das ist schwierig zu sagen. Eventuell wird die SNB nun zu einem flexiblen Ziel übergehen. Wir werden leider erst am Nachmittag mehr wissen, wenn die Pressekonferenz durchgeführt wird.

Ist SNB-Chef Thomas Jordan in Ihren Augen überhaupt noch glaubwürdig?

Es ist nicht an mir, die Glaubwürdigkeit des SNB-Präsidenten in Frage zu stellen. Ein sehr glückliches Händchen hatte er aber damit wohl nicht.