Seit die Europäische Zentralbank (EZB) vor etwas weniger als zwei Wochen die Einlagezinsen gesenkt und die Wertpapierkäufe verlängert hat, neigt der Franken wieder zur Stärke - zögerlich zwar, aber dennoch deutlich wahrnehmbar. Am Montag fiel der Euro vorübergehend auf 1,0767 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit Mitte November.Dennoch verläuft das Handelsgeschehen jedoch mehr oder weniger in geregelten Bahnen. Die erwartete grosse Flucht in den Franken ist bislang ausgeblieben.

Darf man den Währungsstrategen der Credit Suisse Glauben schenken, dann ist das vor allem dem beherzten Eingreifen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zu verdanken. Bankeigenen Schätzungen zufolge hat diese seit August monatlich für rund zwei Milliarden Franken an den Devisenmärkten interveniert.

Die SNB unter der Leitung von Thomas Jordan hat seit der Aufhebung der Kursuntergrenze immer wieder betont, dass sie an den Märkten falls nötig eingreifen werde.

Devisenreserven auf einem traurigen Höchststand

Jeweils etwa am siebten Tag des Monats lässt sich die SNB in die Karten blicken, wenn sie über den Stand der Devisenreserven informiert. Ende November hielt sie Fremdwährungen im Gegenwert von 562,7 Milliarden Franken. Das entspricht gut 80 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung der Schweiz und dem höchsten Stand in der Geschichte.

Anhaltspunkte auf die Devisenreserven liefern für gewöhnlich auch die Sichtguthaben der Geschäftsbanken. Der Credit Suisse zufolge bieten diese in den letzten beiden Monaten des Jahres allerdings keine zuverlässige Orientierungshilfe, da die saisonal bedingt stärkere Nachfrage nach Banknoten zu einer Verringerung der Sichteinlagen führe.

Euro-Bestände vorsichtshalber absichern

Dennoch lässt die Grossbank durchblicken, dass die Devisenreserven der SNB abermals gestiegen sein dürften. Dabei vergleicht sie die jüngste Entwicklung der Sichtguthaben mit jener von 2013. Es wird mit einer Fortsetzung der bisherigen Geldpolitik der SNB gerechnet. Den Ausblick für den Euro schätzt die CS deshalb weiterhin neutral ein. Der Anlagekundschaft raten die Experten jedoch dazu, Euro-Engagements bei Kurserholungen gegen Rückschläge abzusichern.

Die Zinsdifferenz zwischen Euro und Franken sei zu gering, um den strukturellen Leistungsbilanzüberschuss der Schweiz absorbieren zu können. Auch die Abflüsse von Privatkapital und die Überbewertung beim Franken würden dazu nicht ausreichen. Die Währungsstrategen erachten es deshalb für sinnvoll, Euro-Engagements im Bereich von 1,09 Franken gegen unten abzusichern.