Seit letztem Mittwoch ist der Franken gegenüber dem Euro um fast 5 Rappen auf 1,2570 gefallen. So schwach war die Schweizer Währung seit Mai 2011 nicht mehr. Vor allem die Anzeichen auf ein Nachlassen der Euro-Schuldenkrise hat die Nachfrage nach so genannt "sicheren Häfen" wie dem Franken deutlich gedämpft. 
 
cash fragte  seit Montag in einer Online-Umfrage seine Leserinnen und Lesern, ob nun der Zeitpunkt für die Schweizerische Nationalbank (SNB) gekommen sei, um sich von der Euro-Untergrenze zu verabschieden. Das Resultat fiel deutlich aus: 76 Prozent der über 2100 Teilnehmenden sprachen sich für eine Beibehaltung des Mindestkurses aus. 24 Prozent glauben, dass der Franken mittelfristig schwach bleibt und sich die SNB aus den Devisenmärkten zurückziehen könne. 
 
Währungsexperten uneinig
 
Diese Vorsicht überrascht nicht. Selbst Währungsexperten sind sich uneinig, ob der derzeitige Euro-Hype tatsächlich anhalten wird. UBS-Devisenspezialist Thomas Flury sagte am Montag gegenüber cash, dass er für eine dauerhafte Frankenschwäche keine Gründe sehe. "Die Vorzeichen in der Euro-Zone sind noch immer nicht günstig. Wenn die Abwertung andauert, wird es für Anleger plötzlich wieder günstig, den Franken zu kaufen", sagte Flury (zum Artikel). 
 
Kritische Worte kamen auch vom scheidenden Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker. Am Mittwoch bezeichnete der Luxemburger die Gemeinschaftswährung als deutlich überbewertet und sagte: "Der Euro-Wechselkurs ist gefährlich hoch." Diese Worte genügten, um den Euro wenigstens für ein paar Stunden leicht zu schwächen, bevor er wieder an Fahrt gewann. 
 
Unia für höhere Untergrenze
 
Andere Devisenstrategen wie Marcus Hettinger von der Credit Suisse halten hingegen die Euro-Rally nicht für eine kurzfristige Bewegung. „Der Franken hat weiteres Abschwächungspotenzial“, sagte er diese Woche gegenüber Newsnet. Und eine jüngste Bloomberg-Umfrage ergab, dass Analysten für das vierte Quartal 2013 neu mit einem durchschnittlichen Wechselkurs von 1,2450 rechnen. 
 
Der schwächere Franken ruft auch wieder jene Gruppierungen auf den Plan, die seit Einführung der Untergrenze für eine höhere Schwelle als 1,20 Franken einstanden. Am Freitag forderte die Gewerkschaft Unia eine sofortige Anhebung der SNB-Untergrenze auf 1,25 Franken. Die Nationalbank solle die Gelegenheit beim Schopf packen, da sonst im Frühling eine weitere Welle von Massenentlassungen drohten.