Schwächt er weiter ab oder wird er wieder stärker? Die Frankenentwicklung gleicht immer mehr einem unvorhersehbaren Krimi – Ausgang ungewiss. Nachdem der Euro ab Juli zur Aufholjagd ansetzte, überschritt er am 11. September erstmals seit Mindestkursende wieder die Grenze von 1,10 Franken, cash berichtete.

Doch der Euro scheint sich nicht konstant über der 1,10-Franken-Marke einnisten zu wollen: Seit diesem Wochenende zeigt die Schweizer Währung wieder ihre Muskeln, der Euro-Franken-Kurs ist am Dienstag wieder tiefer bei 1,088 Franken. Die Gemeinschaftswährung gerät unter Druck, weil ranghohe Vertreter der Europäischen Zentralbank seit Tagen ihre Bereitschaft zu einer noch lockereren Geldpolitik signalisieren.

Wie geht es nun weiter mit dem Kurs? Die VP Bank erwähnt in einem Kommentar, dass deutliche Überbewertungen an den Devisenmärkten selten nachhaltig seien und Währungen in aller Regel zu ihrem fairen Bewertungsniveau entgegen tendieren, welches ungefähr bei 1,25 liegen soll. Doch nicht alle teilen diese Meinung. Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank, sieht den Euro-Franken-Kurs Ende Jahr wieder bei 1,07, im Frühling sogar bei 1,05, wie er jüngst zu cash sagte. Und er steht damit alles andere als alleine da, auch Banken wie die UBS, HSBC und J.P.Morgan sehen den Franken auch künftig stark.

Was cash-Leser denken

Es haben sich quasi zwei Fraktionen gebildet: Zum einen die Franken-Bären, welche an einen Euro deutlich über 1,10 Franken glauben, zum anderen die Franken-Bullen, welche den Euro-Franken-Kurs über einen längeren Zeitraum unter 1,10 sehen. cash will in der aktuellen Umfrage wissen, auf welcher Seite die Leser stehen. "Wo steht der Euro-Franken-Kurs Ende März 2016?", lautet die Frage.

Die bisher knapp 1800 Umfrage-Teilnehmer sind sich alles andere als einig, wie folgende Darstellung zeigt:

cash-Umfrage: Wo steht der Euro-Franken-Kurs Ende März 2016?, Stand 22.9.2015, 11:00 Uhr

45 Prozent glauben an eine Seitwärtsbewegung um 1,10, sehen also in den nächsten sechs Monaten weder grosse Impulse nach oben noch nach unten. Spannend ist der Zweikampf der Bären gegen die Bullen: Hier haben Zweitere mit lediglich 79 Stimmen Differenz die Nase vorn - 30 Prozent sehen den Kurs im März 2015 klar unter 1,10 und die restlichen 25 Prozent deutlich über 1,10.

Das Ergebnis ist zwar nicht repräsentativ, gibt aber trotzdem einen Hinweis auf die gegenwärtige Verunsicherung in der Schweizer Bevölkerung: Keiner weiss so wirklich, was Sache ist und wie es weiter geht - und dies, obwohl die Kursauflösung inzwischen über acht Monate her ist. Schwierig ist dies auch für Schweizer Unternehmen. Die Währungsschwankungen erschweren die Planung.

Schweizer Exporte rückläufig

Der immer noch starke Franken hinterlässt inzwischen deutliche Spuren im Schweizer Aussenhandel. Die Exporte sanken im August im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 Prozent. Die Importe gingen um 16,4 Prozent zurück. Mit Ausnahme der Nahrungs-und Genussmittelindustrie sanken die Umsätze aller wichtigen Exportbranchen. Die Lieferungen der Bijouterie-und Juwelierwaren verringerten sich um 11 Prozent.

Abgesehen von Latein- und Nordamerika bildeten sich die Exporte nach allen Kontinenten zurück. Der Verkauf von Schweizer Waren in die EU sank um 9 Prozent. Die Ausfuhren nach Asien verringerten sich um 2 Prozent. Die Ausfuhren nach China brachen um 29 Prozent ein.

Auch die Importe in die Schweiz gingen im August deutlich zurück. Wertmässig sanken sie um 16,4 Prozent auf 11,4 Milliarden Franken. Dabei sanken die Preise der eingeführten Waren um hohe 9,7 Prozent. Der reale Importrückgang beläuft sich somit auf 7,4 Prozent.

(Mit Material von SDA)