Wie der Vater, so der Sohn oder die Tochter: In diesem Sinne hat sich der Nachwuchs von Alt-Bundesrat Christoph Blocher in den letzten Jahren in der Schweizer Wirtschaft eine Führungsrolle gesucht. 

Miriam Blocher (38) hat im Januar 2007 das Basler Läckerli-Huus übernommen. Das hatte damals für Aufsehen gesorgt. Ausgerechnet eine Zürcherin übernahm die Backwaren-Firma vom Rheinknie. Und sie ist mit Erfolg unterwegs. Vor kurzem hat Miriam Blocher mit den Basler Spezialitäten den Sprung nach China gewagt. Die jüngste Blocher-Tochter Rahel (37) ist Chefin der väterlichen Investment-Firma Robinvest, welche im Sommer mit 20 Prozent bei der Basler Zeitung eingestiegen ist. Beide Firmen sind allerdings nicht an der Börse kotiert, was die die Chefbewertung erschwert. 

Deutlich transparenter beurteilbar sind hingegen die Leistungen der beiden anderen Kinder von Blocher, da sie börsenkotierten Unternehmen vorstehen: Ems-Chemie und Dottikon, die einst im Besitz von Blocher senior waren. Doch als der ehemalige SVP-Präsident 2003 zum Bundesrat gewählt wurde, musste er sich von seinen Firmen trennen. Und so übergab er die Ems-Chemie in die Hände von Magdalena (44), bei der damaligen Tochtergesellschaft Ems-Dottikon kam sein Sohn Markus (42) zum Zug. 2005 löste der ehemalige McKinsey-Berater das Unternehmen aus dem Ems-Konzern, erwarb eine Aktienmehrheit und liess es an der Börse unter dem Namen Dottikon ES kotieren. 

Seither hat die Börse eine klare Meinung, wer von den beiden den besseren Job gemacht hat: Die Aktie von Ems-Chemie stieg in den letzten acht Jahren um 255 Prozent in die Höhe. Alleine im laufenden Jahr liegt die Performance bei 52 Prozent - drei Mal so viel wie der Gesamtmarkt. Der Titel von Dottikon hingegen hat seit dem Spin-off 6 Prozent eingebüsst. Auch 2013 kommt die Aktie nicht vom Fleck. 

Geheimtipp Dottikon

Dieser riesige Performance-Schere würde darauf hindeuten, dass Anleger auch weiterhin auf die erfolgreiche Magdalena setzen sollen. Doch weit gefehlt: Dottikon gilt bei einigen Investoren als langfristiger Geheimtipp - zum Beispiel beim Zuger Vermögensverwalter VV. "Wir erwarten frühestens in einem Jahr einen Turnaround bei Dottikon", sagt Pascal Marti im Gespräch mit cash. Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren viel Geld in neue Projekte investiert, was sich positiv auf das Umsatzwachstum auswirken dürfte, so Marti.

Die VV Vermögensverwaltung besitzt über den von ihnen gemanagten Fonds SaraSelect 3,5 Prozent am Unternehmen. Auch die UBS glaubt an den Erfolg von Dottikon. Mit ihren Fondsgesellschaften hält sie eine Beteiligung von knapp 5 Prozent an Dottikon. 

Im Gegensatz zur florierenden Ems-Chemie von Magdalena Blocher muss Dottikon hingegen erst beweisen, dass es wieder rentabel arbeiten kann. In den letzten Jahren verharrte das Unternehmen tief in den roten Zahlen. Allerdings stellt Dottikon eine baldige Erholung in Aussicht. Man erwarte für 2013/14 mit dem Ausbau des bestehenden Geschäfts eine Ergebnisverbesserung, liess das Unternehmen Ende Mai mitteilen.

Schuld an der Misere trägt der massive Umsatzrückgang von 40 Prozent innerhalb der letzten acht Jahre. Der Pharmazulieferer  ist einem harschen Preis- und Margendruck ausgesetzt. Hinzu kommt, dass sich Dottikon auf wenige sicherheitskritische Produktionsschritte in der Herstellung von Medikamenten spezialisiert hat. Der Branchenkonkurrent Siegfried hingegen bietet eine breitere Produktpalette an. Diese Strategie kommt bei Investoren besser an: Die Aktie von Siegfried haussierte seit Jahresbeginn über 30 Prozent.

Aktie mit Aufwärtspotenzial

Derzeit notiert die Dottikon-Aktie bei 196 Franken. "Auf diesem Kursniveau hat die Aktie den Boden erreicht", sagt Marti. Für langfristig orientierte Anleger mit dem notwendigen Mut zum Risiko wäre somit ein guter Einstiegszeitpunkt gegeben. Branchenkennern zufolge kauft Blocher zudem privat Aktien, wenn der Kurswert des Titels deutlich vom Bilanzwert seiner Firma abweicht. Mit einem aktuellen Kurs-Buch-Verhältnis von 0,8 dürfte dies derzeit gegeben sein.

Das hat aber auch zur Folge, dass Dottikon nicht leicht handelbar ist. Fast 90 Prozent der Aktien befinden sich in festen Händen, der Free-Float beträgt damit gerade mal 10 Prozent. Entsprechend illiquid ist der Handel mit den Aktien.  

Trotz der Verluste in den letzten Jahren ist Dottikon nach wie vor solide finanziert. So beträgt die Eigenkapitalquote per Ende März hohe 88 Prozent. Auch der Bestand an flüssigen Mitteln ist mit 36 Millionen Franken komfortabel. Bilanzseitig hat die Firma Dottikon, die in der gleichnamigen Aargauer Gemeinde domiliziert ist, also genügend Substanz.  Diese sichert auch künftige Dividendenzahlungen. Sowohl im letzten als auch im laufenden Jahr wurde eine Dividende von 4 Franken pro Titel ausbezahlt. Dies entspricht einer Dividendenrendite von gut 2 Prozent.