Wer die Trading-Ideen von Stephan Pflug in den letzten vier Jahren treu umgesetzt hat, konnte eine schöne Stange Geld verdienen. Unter dem Pseudonym "Leise" veröffentlicht Pflug seit November 2012 seine Transaktionen auf Wikifolio – einer Social-Media-Plattform für Anleger. Sein Portfolio liegt bislang 234 Prozent im Plus.

Die Idee hinter Wikifolio: Privatpersonen machen ihre Handelsideen öffentlich einsehbar. In vielen Fällen können andere Nutzer über Zertifikate direkt in solche Portfolios investieren (oder "followen" im Jargon der sozialen Medien). Daneben werden einzelne Aktien oder Marktbewegungen unter den Nutzern des Wikifolio-Netzwerks diskutiert.

Dabei verfolgt jeder User eine eigene Strategie. "Leise" setzt ausschliesslich auf Aktien deutscher Unternehmen, darunter etwas "exotische" Firmen wie pferdewetten.de oder der Bürozubehör-Spezialist Takkt. Er selektioniert seine Aktien anhand eines Punktesystems, das auf dem Buch "Der entspannte Weg zum Reichtum" von Susan Levermann basiert. Mehr als 17 Millionen Euro sind derzeit in dieses Wikifolio investiert. 

Mitbestimmen, was im Portfolio landet

Eine weitere Eigenschaft sozialer Anlageideen ist die Möglichkeit, dass Anleger auf Investmententscheide direkten Einfluss nehmen können. Ganz nach dem Motto "Zusammen sind wir klüger als alleine".

Diesen Ansatz nutzt auch die Luzerner Kantonalbank (LUKB) seit Ende Juni 2016. Auf der Plattform "Crowders" sagen Börseninteressierte die Kursentwicklung des Swiss Leader Index (SLI) voraus, indem sie für die 30 SLI-Titel eine Empfehlung abgeben. Anschliessend setzt ein Fondsmanager die Abstimmungsresultate um.

 

Auch dieses Investment enttäuscht die Anleger bislang nicht. Der Crowders-Fonds steht seit Auflage rund 12 Prozent im Plus. Zum Vergleich: Ein passiver ETF, der den SLI abbildet, hat im selben Zeitraum 1 Prozent verloren. Mehrere hundert Abstimmende sorgen durchschnittlich dafür, dass diese Crowd den breiten Markt locker schlägt.

Registriert sind mehr als 1500 Personen, wie die LUKB-Sprecherin Ursi Ineichen auf Anfrage schreibt. Im aktuellen Portfolio lauten die grössten fünf Positionen Novartis, Swiss Re, Roche, Swiss Life und Baloise. Eine ausführlichere Titelliste finden Sie hier.

Dieselbe Erfahrung macht auch Zürisee Invest. Der Vermögensverwalter lancierte vor ziemlich genau zwei Jahren Uvote, ein aktiv betreutes Zertifikat, das Konsumententrends abbilden soll. Die Investoren können mittels Online-Abstimmung mitentscheiden, welche Konsumgüter-Aktien im Uvote-Portfolio landen. Aktuell sind Emmi, Amazon, Adidas, Altria (Philip Morris) und Microsoft die grössten Positionen. Allesamt Unternehmen, die in den letzten 24 Monaten ihren Börsenwert markant steigern konnten. Aber auch über die Aufnahme von Zalando oder anderen Marken konnte schon abgestimmt werden. Weiter Schweizer Titel sind Givaudan, Lindt&Sprüngli, Nestlé und Swatch.

Mit der Performance von mehr als 20 Prozent seit dem Start am 9. Februar 2015 können Investoren wie auch Vermögensverwalter sehr zufrieden sein. Die Zeiten, da Fondsmanager über Geschäftsberichten und Excel-Sheets brüteten und einsam ihre Investmententscheide fällten, sind aber mitnichten vorbei. Denn die Volumen der Social-Trading-Angebote sind noch marginal.

Der Crowders-Fonds wies per Ende Januar ein Vermögen von 29 Millionen Franken auf. Bei Uvote waren es Ende 2016 etwas mehr als sechs Millionen, womit  das eigene Ziel von zehn Millionen Franken Investorengeldern nicht erreicht wurde. "Das lag auch daran, dass viele Investoren gegenüber unserem neuartigen Investment-Ansatz skeptisch sind", sagt Armin Krebs, einer der Uvote-Gründer, zu cash.

Die Performance kann ins Geld gehen

Kommt hinzu: Gruppenintellingenz ist nicht ganz günstig. Bei Crowders kostet die Management- und Verwaltungsgebühr (TER) 0,89 Prozent, bei Uvote sind es 1,55 Prozent. Komplizierter ist es bei Wikifolio. Dort zahlt ein Anleger 0,95 Prozent jährliche Gebühr plus eine Performancegebühr, die zwischen 5 und 30 Prozent liegt. Solche Punkte sollten Anleger genauso beachten wie die Zusammensetzung der Wikifolios. Denn neben äusserst erfolgreichen Usern wie Stephan Pflug gibt es etliche, die vor allem Geld vernichten. 

Nicht so das Durchschnitts-Wikifolio. Ein solches rentiert seit 2012 im Jahr 12 Prozent, wie Wikifolio-Kommunikationschefin Christina Oehler auf Anfrage schreibt. Vorausgesetzt, das investierte Kapital beläuft sich auf mindestens 25'000 Euro.

Der langfristige Erfolg solcher Massen-Phänomene wurde wiederholt wissenschaftlich untersucht. Angewendet auf die Finanzmärkte kommt eine Studie der Hochschule Luzern zum Schluss, dass längere Zeitreihen notwendig sind, um mehrere Wirtschaftszyklen und verschiedene Marktzustände auszuwerten. Dennoch werfen die Wissenschafter die Frage auf, ob sich Fondsmanager künftig "als Koordinationsstelle für Meinungen aus dem Kollektiv" positionieren sollten – anstatt selbst die Investitionsentscheide zu fällen.

cash.ch ist Partner von Wikifolio. Sämtliche Wikifolios lassen sich via cash.ch/wikifolio direkt auf cash.ch zum Pauschaltarif handeln.