Schweizerinnen und Schweizer sind treue Bankkunden und das zeigt sich auch bei den Hypothekengeschäften. 70 Prozent der Hypothekarnehmer gehen bei der Finanzierung zu ihrer Hausbank anstatt einem anderen Anbieter den Vorzug zu geben. Zu diesem Schluss kam eine Umfrage des Vergleichsdienstes comparis.ch.

Doch diese Treue kann sich rächen. Denn die Zinsunterschiede zwischen den verschiedenen Hypothekenanbietern sind so gross, dass sich schnell einmal mehrere tausend Franken sparen lassen. Schliesst man beispielsweise als langjähriger Raiffeisen-Kunde bei eben dieser Bank eine zehnjährige Festhypothek ab, wird ein Zins von 1,57 Prozent verrechnet. Bei der Pensionskasse der Post betrüge dieser jedoch bloss 1,08 Prozent.

Klar: Bei jedem Hypothekengeschäft sind noch Rabatte möglich. Aber das gilt für teure wie für günstige Angebote. Mit diesem Argument machen Hypothekenvermittler Werbung. Sie holen für ihre Kunden die besten Konditionen heraus, indem sie Offerten von mehreren Anbietern einfordern und vergleichen.

Als "Grosseinkäufer" von Hypotheken haben Hypothekenvermittler wie Moneypark, Hypoguide oder Hypoplus eine bessere Verhandlungsposition und sie erhalten von den Anbietern einen Rabatt, weil sie diesen einen Teil der Arbeit für Beratung und Vertrieb abnehmen. So bietet zum Beispiel Moneypark eine zehnjährige Festhypothek bereits ab 0,72 Prozent an.

Grosse Auswahl

Solche Broker eignen sich vor allem für Personen, die nicht gewillt sind oder sich nicht in der Lage fühlen, dutzende Kreditanbieter miteinander zu vergleichen. Denn das Angebot wird immer vielfältiger und unübersichtlicher. So arbeitet Hypoguide mit mehr als 30 Anbietern zusammen. Moneypark schreibt auf seiner Homepage von über 100 Banken, Pensionskassen oder Versicherungen, die zur Auswahl stünden.

Die grosse Auswahl macht aber auch Sinn, denn sie belebt offenbar das Geschäft. Wie auf dem folgenden Chart sichtbar, profitieren Schweizer Hypokunden schon lange von sehr tiefen Zinsen. Gerade bei Hypotheken mit langen Laufzeiten machen Pensionskassen und Versicherer den Banken Konkurrenz. Sie sind deshalb in der Lage, attraktive Zinsen anzubieten, weil sie nicht dem antizyklischen Kapitalpuffer unterstehen. Zudem müssen sie keine Sparkunden subventionieren und können die Prämieneinnahmen für die Hypothekenvergabe nutzen.

Die durchschnittlichen Libor-Hypotheken (rot) und Festhypotheken für sieben Jahre (grün) sowie zehn Jahre (gelb) seit Anfang 2011 (Grafik: Vermögenspartner)

Doch auch wenn Vorsorgeeinrichtungen in vielen Vergleichen attraktivere Konditionen anbieten als Banken, ist ihr Gesamtanteil am Hypotheken-Kuchen immer noch klein. Schätzungen gehen davon aus, dass Banken nach wie vor 90 Prozent des Schweizer Hypothekenmarktes kontrollieren. Das zeigt erneut, wie weit verbreitet der Gang zur Hausbank immer noch ist.  

An die Bank gebunden

Nebst der eingeschränkten Auswahl kann der Aspekt der Tranchierung ein weiterer Nachteil bei der Hausbank-Hypothek sein. Viele Banken empfehlen ihren Kunden eine Aufsplittung der Hypothek in mehrere Tranchen mit verschiedenen Laufzeiten. Damit kann das Risiko verteilt und möglicherweise Geld gespart werden.

Doch für die Bank macht ein solches Vorgehen vor allem Sinn, weil beim Auslaufen der Tranchen ein Anbieterwechsel schwierig wird: Der Kunde ist mit seiner Hypothek für lange Zeit an dieselbe Bank gebunden. Hypothekenvermittler gehen hier bei der Beratung unabhängiger vor. Auf der negativen Seite von Brokern steht die mangelnde Transparenz. Zwar betonen alle Vermittler ihre Neutralität bei der Hypothekenauswahl. Doch die Zahlung von Provisionen von Banken an Vermittler ist kein Geheimnis und für Kunden bleibt eine Restunsicherheit, ob bestimmte Institute bevorzugt werden.

Bei den Gründen für die Skepsis gegenüber Hypothekenvermittlern kommt eine Umfrage des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug zum Schluss, dass es den Kunden an Vertrauen fehle. Andere Gründe wie die Herausgabe sensibler Daten oder die mangelnde Beratungsqualität waren demgegenüber viel weniger wichtig. Das Umfrage-Fazit lautet, dass die Hemmschwelle und Skepsis gegenüber Hypothekenvermittlern immer noch recht hoch seien. Auch weil das Geschäftsmodell von vielen Personen nicht verstanden werde.

Wertvolle Beratung

Doch auch wer von Anfang an zu seinem angestammten Bankberater geht, muss nicht unbedingt verlieren. So ist es weit verbreitet, dass zusätzliche Geldgeschäfte wie etwa Säule 3a oder Vermögensverwaltung in der Endabrechnung zu einem Zins führen können, der konkurrenzfähig ist. Auch ist ein vertrauter Bankberater eher in der Lage, die finanzielle und familiäre Gesamtsituation eines Kunden in Einklang mit der Hypothekenplanung zu bringen.

Vor jedem Hypothekenabschluss ist aber ein Zinsvergleich zu empfehlen. Übersichtliche Vergleichsportale sind etwa Vermögenszentrum, Moneyland oder Vermögenspartner. Als Kunde erhält man so einen ersten Überblick über die Hypothekenlandschaft und schafft sich eine Verhandlungsbasis. Egal, ob danach der Gang zur Hausbank oder zum Broker stattfindet.