Die Meldung vom Montag, dass Warren Buffett über seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway mit rund einer Milliarde Dollar in Apple eingestiegen ist, sorgte unter Investoren für Überraschung. Zum einen ist Buffett bekannt für seine Skepsis gegenüber Technologie-Aktien. Zumal das Unternehmen Apple stark abhängig ist von einem einzigen Produkt - nämlich dem iPhone.

Zum anderen investiert Buffett in eine Branche, in der viel Investoren-Fantasie steckt und entsprechend hoch bewertet ist: Im letzten Jahr stiegen Aktien wie Netflix oder Facebook 160 Prozent beziehungsweise 80 Prozent. Da begann man sich zurecht die Frage nach einer neuen Internet-Blase zu stellen.

Zwar lässt sich die Apple-Aktie nicht direkt mit Internet-Aktien vergleichen. Aber der Titel gehört in den Bereich der von den Anlegern umschwärmten US-Technologie-Titeln und den entsprechenden Börsen-Erwartungen. Buffett nutzte die Kurskorrektur der Apple-Aktie, die Mitte letztes Jahr - Rekordhoch damals: 134 Dollar - einsetzte um bis heute andauert (Kursstand Anfang Woche: 90 Dollar). Apple nahm damit bloss das vorweg, was bei anderen US-Technologieaktien nun ebenfalls eintraf - die einen trafs mal mehr, die anderen etwas weniger.

Hier ein Überblick über den Kursstand von wichtigen Technologie- und Internetaktien aus den USA und eine Einschätzung, ob sich Investitionen lohnen.

Alibaba - Die Preiswerte: Die Aktie des grössten chinesischen Onlinehändlers, die in den USA kotiert ist, stieg nach dem Börsengang Ende 2014 bis auf 120 Dollar, sackte dann in diesem Februar auf 60 Dollar ab. Seither hat sich die Aktie, auch dank überraschend guter Umsatzzahlen im vierten Geschäftsquartal, auf rund 80 Dollar erholt. Mit einem derzeitigen Kurs-Gewinn-Verhältnis von nicht einmal 20 ist die Aktie nicht teuer. Eine Aktie zum Kaufen.

Alphabet - Die Zukunftsträchtige: Die Muttergesellschaft von Google hat seit August 2015 diesen Holding-Namen. Allein seit Juli 2015 ist der C-Titel von 520 auf zwischenzeitlich fast 800 Dollar gestiegen.

Aktienkurs von Alphabet in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch).

Der Kurs-Chart zeigt: Auch die Börsenstürme der letzten Monate konnten der Aktie nicht viel antun - zum Leidwesen der Anleger, die bei Alphabet schon lange auf einen günstigen Einstieg hoffen. Unter all den US-Tech-Aktien stimmt hier die Balance zwischen Profitabilität und Anleger-Fantasien. Das von Google verdiente Geld steckt Alphabet in die Erforschung zukunftsträchtiger Geschäftsfelder wie selbstfahrende Autos, Internet-Drohnen oder lebensverlängernde Medikamente. Die letzten Monate haben gezeigt: Die Aktie wird kaum von ihren Höhen herabfallen. Das derzeitige Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt bei 30. Das ist akzeptabel.

Amazon - Die Volatile: Die Aktie des weltgrössten Online-Händlers spielt seit Anfang 2015 (Kursstand damals: 284 Dollar) verrückt. Der Titel schnellte im letzten Jahr auf fast 700 Dollar. Bemerkenswert war dann auch der nachfolgende Absturz auf unter 500 Dollar in den ersten zwei Monaten 2016:

Aktienkurs von Amazon in den letzten drei Jahren (Quelle: cash.ch).

Vor allem seit der Bekanntgabe des letzten Quartalsresultates stürmt die Aktie wieder nach oben - mit dem Resultat, dass der Titel derzeit ein groteskes KGV von etwa 600 aufweist. Ende des letzten Jahres waren es mal 1000. Amazon wäre derzeit 20mal teurer als Alphabet. Viel von der Kursfantasie bei Amazon hängt von CEO Jeff Bezos ab, der in den letzten Jahren viel in die Entwicklung neuer Geschäfte und Produkte investierte und damit - so die Hoffnung der Anleger - die Grundlage für fette künftige Firmenprofite gelegt hat. Die Aktie ist bloss aber etwas für Leute, die auch Verluste bis zur Schmerzgrenze in Kauf nehmen können.

Facebook - Die Hoffnungsvolle: Wie bei Alphabet konnte der Börsensturm Anfang 2016 der Facebook-Aktie nicht viel anhaben. Der Titel des weltgrössten Online-Netzwerkes klettert auch in diesem Jahr von Rekordhoch zu Rekordhoch - und ist heute schon 50 Prozent mehr wert als vor einem Jahr. Seit Mitte 2013 hat der Titel gar 380 Prozent zugelegt. Das KGV von 80 ist hoch. Das Business läuft auf Hochtouren, Werbung macht mit 97 Prozent fast das gesamte Geschäft von Facebook aus. Aber das Unternehmen holt angesichts der Anzahl Visits seiner Besucher noch viel zu wenig Umsatz heraus. Das Tragische: Anleger müssen bei Facebook mit ausserordentlichen Ereignissen rechnen, damit die Aktie klar fiele. Das ist nicht absehbar.

LinkedIn - Die Unsichere: Für das Karrierenetzwerk kam es in den Monaten November 2015 bis Februar 2016 knüppeldick. Die Aktie stürzte von 260 Dollar auf schier unglaubliche 100 Dollar ab. Alleine bei der Bekanntgabe der Jahresresultate (zusammen mit einem gesenkten Ausblick) Anfang Februar kollabierte die Aktie an einem Tag um rekordverdächtige 43 Prozent.

Aktienkurs von LinkedIn in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch).

Nach diesem Faustschlag hat sich die Aktie, auch dank besserer Erstquartalsergebnisse, um rund 25 Prozent erholt. Doch das schwierig einzuschätzende Unternehmen ist nur vermeintlich attraktiv, viel Fantasie ist draussen. Der Aktienabsturz Anfang Februar hat zudem viel Investorenvertrauen zerstört. Investment mit hohem Risiko.

Microsoft - die Attraktive: Nach der Bekanntgabe des Erstquartalsergebnisses verlor die Aktie des Software-Herstellers von einem Rekordniveau aus rund 10 Prozent. Ebensoviel hatte der Titel schon Anfang Jahr während der Börsenturbulenzen verloren. Das KGV von derzeit 37 lädt auf den ersten Blick nicht zum Investieren ein. Doch Microsoft befindet sich im Umbau. Die Tech-Firma will weg vom kriechenden PC-Markt und setzt immer mehr aufs Cloud-Geschäft. Wer an die Microsoft-Transformation glaubt, dem bietet sich jetzt ein günstiger Kurs.

Netflix - das Déjà-Vu: Die Aktie des Online-Videodienstes hatte seit Anfang Dezember zwei deutliche Rückschläge zu verzeichnen und ist heute rund ein Drittel weniger Wert.

Aktienkurs von Netflix in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)

Hier wiederholt sich die Story von überhöhten Tech-Aktien. Das Unternehmen wächst nicht so schnell wie von Anlegern erhofft. Analysten rechnen zwar damit, dass Netflix im kommenden Jahr die Marke von weltweit 100 Millionen Kunden überschreitet, aber wegen steigender Kosten in die roten Zahlen rutscht. Wie der schärfste international aktive Rivale Amazon investiert Netflix in teure eigene Inhalte, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Wegen des aggressiven Mitbewerbers Amazon und anderer Konkurrenz ist Netflix ein Hochrisiko-Investment.

Twitter - der Desperado: Das eigentliche Sorgenkind der Tech-Investoren. Nach dem IPO war die Aktie Ende 2013 74 Dollar Wert, heute sind es noch 14 Dollar. Twitter schreibt auch zehn Jahre nach der Gründung rote Zahlen. Der Kurznachrichtendienst verdient sein Geld mit Werbung und mit von Firmen gesponserten Tweets. Doch das Nutzer-Wachstum lässt zu wünschen übrig, wichtiger noch: Im Gegensatz zu Facebook kann Twitter seine Nutzer nicht halten. Wahrscheinlich wird noch mehr spekulative Luft aus der Aktie weichen. Und wahrscheinlich wird dann auch eine Übernahme von Twitter - falls operativ nichts passiert.