Seit sich Johnson & Johnson vor wenigen Tagen aus den wochenlangen Übernahmeverhandlungen mit Actelion zurückgezogen hat, befinden sich die Aktionäre des Pharmaherstellers aus dem Baselbiet in einem Wechselbad der Gefühle.

Ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg lässt nun wieder hoffen. Angeblich sind die Gespräche mit dem verbleibenden Interessenten, gerüchteweise die übernahmehungrige französische Sanofi, fortgeschritten. Im Bericht ist von einem Verhandlungspreis von 29,6 Milliarden Dollar oder umgerechnet knapp 283 Franken je Aktie die Rede.

Dass die Aktie von Actelion an der Schweizer Börse SIX zur Stunde nur um 9,1 Prozent auf 215,50 Franken klettert, hat allerdings seine Gründe. Denn wie Bloomberg wissen will, könnte Sanofi einen Teil der Kaufsumme vom Erfolg gewisser Entwicklungsprojekte abhängig machen.

Interesse gilt dem experimentellen Wirkstoff Ponesimod

Ob und über was für einen Zeithorizont die Aktionäre zu ihrem vollen Geld kommen würden, stünde dann in den Sternen. Es ist diese Ungewissheit, welche ganz offensichtlich auf der Kursentwicklung lastet.

Anknüpfungspunkte zwischen Actelion und Sanofi sieht der Pharmaanalyst der Deutschen Bank insbesondere auf dem Gebiet der Multiple-Sklerose-Behandlung. Das Interesse der Franzosen dürfte dabei vor allem dem experimentellen Wirkstoff Ponesimod gelten, so ist sich der Experte sicher. Seinen Berechnungen zufolge könnte sich eine Übernahme selbst bei 270 Franken je Aktie noch für Sanofi rechnen und längerfristig zu einer Gewinnverdichtung von bis zu 10 Prozent führen. Erst vor wenigen Tagen setzte der Analyst seine Kaufempfehlung und das Kursziel von 195 Franken für Actelion aus. Er will sich erst dann wieder festlegen, wenn auch die Vorhersehbarkeit in Bezug auf die zukünftigen Eigentumsverhältnisse wieder gegeben ist.

Kursseitige Achterbahnfahrt der Actelion-Aktie der letzten Wochen; Quelle: www.cash.ch

Auch der für Morgan Stanley tätige Berufskollege glaubt, dass Sanofi neben den drei Schlüsselmedikamenten gegen arteriellen Lungenbluthochdruck (PAH) vor allem am Wirkstoff Ponesimod interessiert ist. Wie er weiter schreibt, bieten sich den Franzosen oder einem anderen Käufer bei Actelion zudem umfassende Kostensynergien. Je nachdem, ob diese sich nur auf die Forschungs- und Entwicklungsausgaben oder auch auf den Vertrieb erstrecken, beziffert der Experte diese auf 30 bis 80 Franken je Aktie. Aufgrund der klaren Fokussierung lasse sich das Unternehmen aus Allschwil ziemlich einfach integrieren, so ergänzt er weiter.

Ziemlich kritisch beurteilt man bei der amerikanischen Investmentbank das kommerzielle Potenzial der Entwicklungspipeline von Actelion und schreibt ihr im besten anzunehmenden Fall gerademal einen Wert von 25 Franken pro Titel zu. Kein Wunder wird die Aktie vom Morgan-Stanley-Analysten nur mit "Equal-weight" und einem Kursziel von 176 Franken eingestuft.