Das erste Halbjahr hatte es in sich an der Schweizer Börse. Da war nicht bloss der geldpolitisch historische Entscheid der Schweizerischen Nationalbank Mitte Januar, die Kursuntergrenze zum Euro aufzugeben. Da waren auch einige mitunter hektische und umstrittene Übernahmeaktivitäten bei grossen und mittelgrossen Schweizer Gesellschaften.

Der Saatguthersteller Syngenta etwa erhielt ein Übernahmeangebot des US-Konzerns Monsanto und lehnt dieses nach wie vor ab. Zu Unrecht, wie Eleanor Taylor Jolidon findet. "Ich persönlich sehe nicht, wie Syngenta in der derzeitigen Verfassung selber Wert generieren kann", sagt die Managerin des Fonds "UBAM Swiss Equity" der Genfer Privatbank Union Bancaire Privée. "Als Aktionäre hoffen wir daher sehr, dass Syngenta dieses Übernahmeangebot akzeptiert", so Taylor Jolidon im cash-Börsen-Talk.

Kürzlich hat Syngenta seine harte Haltung aufgegeben und erläutert, bei einer "seriösen Offerte" Verhandlungen in Betracht zu ziehen. Das Monsanto-Angebot entspricht diesen Vorstellungen offenbar nicht. Monsanto bietet 449 Franken pro Syngenta-Aktie. Der aktuelle Kurs liegt weit darunter (398 Franken).

Übernahemangebote umranken auch das Baselbieter Biopharmaunternehmen Actelion, das aber eigentlich schon seit Jahren. Fondsmanagerin Taylor Jolidon würde es überraschen, wenn es weitere Übernahmeangebote für andere Konzerne im Swiss Market Index gäbe. "Einige Unternehmen sind sehr gross, was es etwas kompliziert machen würde, sie zu übernehmen." Fortsetzen könnte sich aber die Tradition, dass die Firmen grosse Geschäfte dazukaufen oder abstossen. Ausschliessen will Taylor Jolidon dies auch bei ABB nicht. Der Aktienkurs des Industrieunternehmens klebt seit sechs Jahren an der Marke von 20 Franken, mit kleinen Aufs und Abs, und der Investorendruck steigt, dass strategische Schritte unternommen werden.

Positionen von Straumann und CS aufgebaut

Einer der Favoriten im Swiss Market Index ist für Taylor Jolidon die Aktie von Geberit. Der Titel hat seit Ende April zwar fast 20 Prozent seines Wertes verloren - was für die Fondsmanagerin, die sich seit über 15 Jahren mit Schweizer Aktienfonds befasst, eine Kaufgelegenheit ist. Der Sanitärhersteller produziere einen hohen Cash-Flow und werde von den verbesserten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa profitieren - wie auch von der Übernahme von Sanitec.

Die Akquisition der skandinavischen Sanitec war Mitte Oktober angekündigt worden. Mit der grössten je in der Firmengeschichte getätigten Übernahme kaufte Geberit einen Umsatz von damals fast 900 Millionen Franken hinzu. Im ersten Quartal war Sanitec für 22 Prozent des Geberit-Umsatzes verantwortlich.

Taylor Jolidon hat die Schwäche des Schweizer Marktes nach dem SNB-Entscheid Mitte Januar auch dazu genutzt, Aktien von Straumann dazuzukaufen. "Wir waren der Überzeugung, dass der Markt das Dollar-Exposure und die neue Strategie von Straumann zu wenig berücksichtigt. Ebenso wurde im Fonds von Taylor Jolidon eine Position von Credit-Suisse-Aktien aufgebaut.

Bei den kleineren Titeln favorisiert die Fondsmanagerin vor allem die Aktie des Halbleiterherstellers AMS. Der Titel war einer der Highflyer im Swiss Performance Index in den ersten Monaten 2015 mit einem Anstieg von bis zu 55 Prozent. Bis Spekulationen die Runde machten, dass AMS den Technologiekonzern Apple für seine NFC-Verstärker als Kunden verloren habe. Es wird geschätzt, dass Apple bis zu 15 Prozent des AMS-Umsatzes ausmacht. Die Vermutungen verursachten einen AMS-Kurssturz von 21 Prozent allein am 10. Juni.

Weiter zuversichtlich für AMS

Das zu Unrecht, wie Taylor Jolidon findet. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass AMS alle Aufträge von Apple verloren hat. Und es ist bislang gar nicht bestätigt worden, dass die Firma überhaupt Aufträge verloren hat", sagt die Fondsmanagerin, die seit 2008 bei UBP arbeitet und dort verantwortlich für Schweizer Aktienfonds ist. Darüber hinaus habe AMS offenbar Möglichkeiten, auch mit anderen Smartphone-Anbietern zusammenzuarbeiten und allfällige Umsatzverluste wettzumachen.

AMS äussert sich selber nicht zu spezifischen Kundenbeziehungen, zeigte sich im Juni aber weiter zuversichtlich fürs operative Geschäft. Geholfen hats der Aktie bislang nicht wirklich. 

Ihre letztjährige Prognose, dass der Swiss Performance Index in diesem Jahr 15 bis 20 Prozent zulegen werde, muss Taylor Jolidon unter den veränderten Rahmenbedingungen (SNB-Entscheid) etwas revidieren. Aber sie bleibt optimistisch. Sie rechnet mit einer Jahresperformance von rund 10 Prozent. Der SPI hat im 2015 bislang 2 Prozent zugelegt.

Im cash-Börsen-Talk begründet Eleanor Taylor Jolidon ihre SPI-Performance-Prognose und sagt, was sie von den Ersthalbjahresergebnissen der Schweizer Unternehmen erwartet.