Der Austausch mit der Bundesregierung sei intensiv und konstruktiv, schrieb der Lufthansa-Vorstand in einer Mitteilung an die Mitarbeiter, die der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag vorlag. "Nach unserer Einschätzung können diese Gespräche zu einem baldigen Abschluss geführt werden." Nach einem "Spiegel"-Bericht will der Staat mit 25,1 Prozent bei Lufthansa einsteigen, um die Airline zu retten. Verhandelt würde über Hilfen von rund zehn Milliarden Euro. Gegen eine aktive Einflussnahme der Regierung auf die Lufthansa spricht sich allerdings die Unions-Bundestagsfraktion aus.

Neben staatlicher Hilfen prüfe die Lufthansa auch Alternativen wie ein Schutzschirmverfahren, hieß es in dem Schreiben an die Mitarbeiter weiter. Brauchen werde die Lufthansa diese aber wohl nicht: "Wir sind gleichwohl weiterhin davon überzeugt, dass wir angesichts der Gespräche mit Berlin nicht auf die Alternativen zurückgreifen müssen."

Im Zuge der Coronakrise ist der internationale Luftverkehr praktisch zum Erliegen gekommen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr zufolge stehen bei der Airline die Jobs von 10'000 der zuletzt noch gut 130'000 Beschäftigten zur Disposition. Die Schweizer Lufthansa-Töchter Swiss und Edelweiss sicherten sich von der Schweizer Regierung bereits staatliche Garantien für umgerechnet 1,2 Milliarden Euro Kredit.

Nur mit Staatshilfe der vier Heimatländer der Airline-Gruppe - Deutschland, Österreich, Belgien und die Schweiz - könne eine Insolvenz der Lufthansa vermieden werden, erklärte Spohr in seiner vorab veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung, die am Dienstag über das Internet abgehalten wird. Er bekräftigte seine Ablehnung, die staatlichen Finanzhilfen mit einer Mitsprache der Politik in dem Konzern zu verbinden. "Jetzt brauchen wir staatliche Unterstützung. Aber wir brauchen keine staatliche Geschäftsführung", will Spohr am Dienstag laut Redetext sagen. Die unternehmerische Entscheidungs- und Handlungsfreiheit des Managements müsse erhalten bleiben.

Das sehen Unions-Politiker ähnlich. "Der Staat sollte sich aus einem bislang gut gemanagten Unternehmen raushalten. Das heißt: maximal eine stille Beteiligung und keine politische Vertretung im Aufsichtsrat", sagte der stellvertretende Chef der CDU/CSU-Fraktion Ulrich Lange, der auch für Verkehr zuständig ist, der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS). Auch aus Gewerkschaftssicht muss der Bund trotz Milliardenbeträgen zur Rettung der Lufthansa nicht zwangsläufig auch Einflussmöglichkeiten bekommen. "Der Staat muss nicht im Aufsichtsrat vertreten sein", sagte Nicoley Baublies, Vertreter der Gewerkschaft UFO (Unabhängige Flugbegleiter Organisation), der "Welt am Sonntag". 

(Reuters)