Im Folgenden eine Übersicht über die massgeblichen Akteure und ihre Positionen:

Thyssenkrupp setzt beim Stahl alles auf eine Karte

Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger hat sich wie kein anderer für das Joint Venture starkgemacht. Damit liessen sich die Überkapazitäten in der Stahlbranche reduzieren, sagt er. Thyssen/Tata wäre die Nummer zwei der Branche in Europa hinter ArcelorMittal. Durch die Zusammenlegung der Geschäfte liessen sich jährlich 400 bis 600 Millionen Euro einsparen, betont Hiesinger. Auch ohne Joint Venture müsste der Konzern das Geschäft neu aufstellen - wobei die Einschnitte für die Beschäftigten dann noch grösser wären. Ausserdem kann Thyssenkrupp Milliarden-Schulden auf das Joint Venture abwälzen.

Tata - Die Schöne und das Biest

Insidern bei Thyssenkrupp zufolge war ursprünglich nur ein Bündnis von Thyssenkrupp und dem niederländischen Werk Ijmuiden geplant. Die Anlage an der Nordseeküste nahe Zandvoort gilt als Perle. Tata soll jedoch auch das über Jahre verlustreiche britische Werk Port Talbot einbringen. Die Anlage in Wales soll mit Hilfe des Joint Ventures besser ausgelastet werden - wie auch die Standorte Ijmuiden und Duisburg. Neben den erwarteten Synergien will Tata auch seine Schulden mit dem Gemeinschaftsunternehmen senken. Aufseiten der Arbeitnehmer gibt es aber noch starke Vorbehalte. Für eine Zustimmung müssten Stellenstreichungen bei Tata bis 2022 ausgesetzt werden. Zudem dürften bis 2026 keine Werke stillgelegt werden.

Kurr-Stiftung - Beitz-Nachfolger halten sich bedeckt

Die Krupp-Stiftung hält als grösster Einzelaktionär rund 21 Prozent am Konzern und hat zwei direkt entsandte Vertreter im Aufsichtsrat. Seit dem Tod des Patriarchen Berthold Beitz 2013 hat die Stiftung an öffentlicher Wahrnehmung eingebüsst, verschwiegen war sie schon immer. Das Kuratorium wird von der Rektorin der Technischen Universität Dortmund, Ursula Gather, geführt. Sie gehört auch dem Aufsichtsrat an. Als 2016 Spekulationen über Thyssen/Tata aufkamen, sagte sie der "WAZ" zur Frage einer Neuordnung des Geschäfts: "Es gibt hier viele Möglichkeiten, von Kooperationen, Fusionen, bis hin zu Zusammenschlüssen ohne Cash-Fluss." Diejenigen, die für den Konzern verhandelten, würden die Optionen in den Blick nehmen. "Wie die Lösung am Ende aussieht, wird sich zeigen."

Arbeitnehmervertreter und IG Metall noch nicht überzeugt

"Tata ist kein verlässlicher Partner", hatten IG Metall und Arbeitnehmervertreter von Thyssenkrupp kritisiert. Tausende Stahlkocher protestierten bei Demonstrationen im Ruhrgebiet. Inzwischen hat sich die Lage beruhigt, nachdem die IG Metall dem Management massive Zugeständnisse in Sachen Beschäftigungs- und Standortsicherung abgerungen hatte. Da die Verhandlungen bei Tata aber noch nicht abgeschlossen sind, halten sich die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat von Thyssen eine Ablehnung offen. Die Stahlkocher wollen nicht die Zeche für das lange verlustreiche britische Tata-Stahlwerk Port Talbot zahlen. Auch dürfe das Joint Venture nicht zu hohe Schulden haben.

Grossaktionär Cevian fordert bessere Zahlen

Der schwedische Finanzinvestor Cevian hält rund 18 Prozent an Thyssenkrupp. Cevian fordert in allen Sparten mehr Rendite und hat sich für einen weitergehenden Umbau ausgesprochen. "Die aktuelle Konglomeratsstruktur ist zu komplex und schwerfällig. Das ist die Ursache für die unterdurchschnittliche Leistung von Thyssenkrupp", sagte Cevian-Chef Lars Förberg. "Hätte das Unternehmen seine eigenen Margenziele erreicht, wäre die Aktie 50 Euro wert, doppelt so viel wie heute." Das Management müsse die komplexen Strukturen anpacken, damit jeder Geschäftsbereich wachsen könne. Als mögliche Wege nannte Förberg unter anderem die Einbringung von Sparten in Gemeinschaftsunternehmen oder Börsengänge.

Hedgefonds Elliott setzt Hiesinger unter Druck

Der angriffslustige US-Hedgefonds Elliott macht seit wenigen Wochen die Lage für Hiesinger noch unbequemer. Der Fonds hat nach eigenen Angaben ein grösseres Paket an Thyssenkrupp-Aktien gekauft, allerdings weniger als drei Prozent. Thyssenkrupp habe erheblichen Spielraum für Verbesserungen im operativen Geschäft, unterstrich Elliott. Der Fonds kündigte an, in Kürze in einen konstruktiven Dialog mit Aufsichtsrat und Vorstand einzutreten. Medienberichten zufolge ist ein Treffen mit Aufsichtsratschef Ulrich Lehner in der kommenden Woche geplant. Insidern zufolge sieht der Fonds einen erheblichen Nachbesserungsbedarf bei dem Stahl-Deal, da sich seit der Grundsatzvereinbarung im September die Stahlgeschäfte von Tata verschlechtert und die von Thyssenkrupp verbessert hätten. Dadurch ergebe sich bei dem als 50:50-Prozent geplanten Joint Venture eine Berwertungslücke zu ungunsten von Thyssenkrupp in Höhe von rund 1,9 Milliarden Euro.

(Reuters)