Was die Ergebnisveröffentlichung des Rivalen Randstad bereits angekündigt hatte, ist seit dem frühen Dienstag Gewissheit: Der Stellenvermittler Adecco scheint im zurückliegenden dritten Quartal Marktanteile eingebüsst zu haben.

Darauf lässt zumindest das im Vergleich tiefere organische Umsatzwachstum schliessen. Und auch wenn sich dieses im Rahmen der Analystenerwartungen bewegt, lässt sich das von der nominellen Umsatzentwicklung nicht sagen.

Eher enttäuschend fällt der Zahlenkranz auch in Bezug auf den Brutto- sowie den Reingewinn aus. Auf Stufe Reingewinn führten einmalige Faktoren gegenüber dem Vorjahr zu einem Einbruch.

An der Schweizer Börse SIX fängt sich die Adecco-Aktie im Laufe des Nachmittags. Zur Stunde verliert sie noch 0,1 Prozent auf 78,20 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 76,25 Franken.

Die Meinungen der Analysten gehen auseinander. Der Experte von der UBS Investmentbank findet vor allem Gefallen am guten organischen Umsatzwachstum. Allerdings räumt er ein, dass beim bereinigten operativen Gewinn (EBITA) im Jahresvergleich dennoch keine Fortschritte erzielten werden konnten.

Ein um Sonderbelastungen bereinigt solides Quartal

Den im Jahresvergleich beobachteten Gewinneinbruch erklärt sich der UBS-Analyst mit einmaligen Wertberichtigungen im Zusammenhang mit einer Neuausrichtung des Markenportfolios. Er stuft die Aktie von Adecco wie bis anhin mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 72 Franken ein.

In einem Kommentar der Bank Vontobel wird die operative Geschäftsentwicklung als "solide und erwartungsgemäss" bezeichnet. Auf Basis der soliden Umsatzentwicklung während des Quartals und der Beschleunigung gegen Quartalsende macht der Autor bei seinen eigenen Schätzungen sogar Raum für Aufwärtsrevisionen aus. Er nimmt das 73 Franken lautende Kursziel für die mit "Hold" eingestufte Aktie deshalb in positive Revision.

Der Experte von Kepler Cheuvreux stösst sich hingegen an den rückläufigen Bruttomargen sowie an den höheren Marketingsausgaben. Jener von Baader-Helvea zeigt sich enttäuscht vom Margenrückgang in Frankreich.

Schlüsselmarkt Frankreich enttäuscht leicht

Der Berufskollege von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) begrüsst hingegen das unverändert hohe Wachstumstempo sowie den freundlichen Ausblick. Einmal mehr sei es bei der Umsatzentwicklung zu einer leisen Enttäuschung gekommen, so schreibt er. Das anziehende Umsatzwachstum gegen Ende des Quartals lässt ihn nun aber hoffen, dass der Stellenvermittler noch einen Gang höher schalten kann. Die ausserordentlichen Wertberichtigungen bezeichnet der ZKB-Analyst als "unschön". Er geht bei der mit "Übergewichten" empfohlenen Adecco-Aktie deshalb von einer negativen Kursreaktion aus.

Deutlich langsamer als erwartet war Adecco in Frankreich unterwegs. Mit 6 Prozent lag das organische Wachstum im wichtigsten Markt des Stellenvermittlers hinter den von Analysten prognostizierten 9,5 Prozent zurück. Ebenfalls nicht sonderlich gut kommt das rückläufige Wachstum in Nordamerika an. Dort hatte das Unternehmen insbesondere im Bereich der Vermittlung von Spezialisten einen Umsatzrückgang zu beklagen.

Händler verweisen auf das deutlich stärkere organische Umsatzwachstum von 9 Prozent beim Rivalen Randstad und schliessen davon auf Marktanteilsverluste des Marktführers Adecco an die Niederländer.