In der Mitte des Handelsraums seiner Gesellschaft Stamford Harbour Capital befindet sich eine Kommandozentrale. Dort ist ein 50-köpfiges Compliance-Team strategisch positioniert, um die Gespräche der Händler in Echtzeit mitanzuhören, E-Mails nach verdächtigen Worten zu durchforsten und sogar Job-Kandidaten abzulehnen.

Der Raum ist Teil der Vorbereitungen von Milliardär Cohen, den Hedgefonds wieder für externe Gelder zu öffnen, nachdem das zweijährige Verbot der Verwaltung von fremdem Kapital letzte Woche beendet wurde. Die neue Gesellschaft, die im gleichen Gebäude in Stamford, Connecticut, ansässig ist wie Cohens Family Office, soll zusätzlich zu seinem eigenen Vermögen von gut 10 Milliarden US-Dollar Kundengelder von 3 bis 4 Milliarden Dollar betreuen. Durch die internen Kontrollen versucht Cohen sicherzustellen, dass niemand seinen neuen Hedgefonds jemals wieder als "kriminelles Unternehmen" bezeichnet.

Denn so hatte der ehemalige US-Staatsanwalt Preet Bharara den früheren Cohen-Hedgefonds SAC Capital Advisors genannt. Vor vier Jahren bekannte sich die Gesellschaft des Wertpapierbetrugs für schuldig und bezahlte eine Rekordbusse von 1,8 Milliarden Dollar, um eine siebenjährige bundesstaatliche Untersuchung über Insider-Handel beizulegen. Seither arbeitet Cohen - der nicht wegen Fehlverhaltens angeklagt wurde - daran, seinen Ruf bei seiner Point72 Asset Management, der Gesellschaft, die sein eigenes Vermögen verwaltet, wieder aufzubauen.

2015 stellte er Kevin O’Connor als Chief Legal Officer ein - einen Mann, der einst die dritthöchste Position im Justizministerium innehatte. Im Rahmen der Einigung mit der Regierung gibt es auch einen externen Beobachter - Michael Considine, Anwalt bei Seward & Kissel, der direkt an die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) berichtet und bis mindestens Ende 2019 regelmässig Berichte einreichen wird.

Umstrittenes Intelligence-Team

Das so genannte Intelligence-Team der Gesellschaft umfasst Analysten, die fünf bis zehn Jahre Erfahrung bei US-Geheimdiensten oder als Ermittler haben, wie aus einer Stellenausschreibung auf LinkedIn Ende letzten Jahres hervorging.

Einige langjährige Händler haben sich gegen die erhöhten Kontrollen gesträubt, was dazu führen könnte, dass weitere Vermögensverwaltungs-Talente von einer Organisation vertrieben werden, die in den letzten vier Jahren bereits eine Reihe von Senior-Händlern verloren hat. Sprecher von Point72 und Stamford Harbour wollten sich nicht dazu äussern.

Die Regierung hatte nicht erwartet, dass Cohen wieder Geld für Kunden verwalten würde. Die Aufseher verbrachten Jahre damit, einen Fall von Insider-Handel gegen Cohen aufzubauen, der aber nie zustande kam. Nachdem sich SAC schuldig bekannt und die Geldbusse bezahlt hatte, versuchte die SEC zunächst, Cohen lebenslang aus der Wertpapierbranche zu verbannen, wie von Personen verlautete, die mit den damaligen Überlegungen vertraut sind.

Cohen verlangt hohe Gebühren

Cohen, 61, hat seine Pläne zur Wiederaufnahme seiner Karriere offenbar zurückgeschraubt. Einige Leute, die mit Stamford Harbour vertraut sind, sagten letztes Jahr, die Gesellschaft könnte 10 Milliarden Dollar an externem Anlagekapital beschaffen, doch ist das Ziel nun bescheidener.

Cohen hat die Bemühungen nicht gerade unterstützt, da er forderte, dass Investoren ihr Geld für ein bis drei Jahre festlegen, während er sich flexiblere Konditionen gab, berichtete Bloomberg. Es ist eine Konstellation, die bei einigen potentiellen Investoren nicht so gut ankam, und sie gibt Anlass zur Frage, ob ein Investment in den mit Spannung erwarteten Fonds das Liquiditätsrisiko wert ist.

Cohen plant, eine Verwaltungsgebühr von 2,75 Prozent zu erheben sowie einige Kosten an die Kunden weiterzureichen. Zudem müssen Kunden bis zu 30 Prozent des Gewinns als Gebühr bezahlen.

Selbst wenn die neue Gesellschaft weniger Gelder als zunächst erwartet anlockt, ist ihr Debüt doch einer der mit grosser Spannung erwarteten Starts in der Hedge-Fonds-Branche im Jahr 2018, und er wird wahrscheinlich zu den grössten aller Zeiten gehören.

(Bloomberg)