Wie weit geht der Markt noch nach unten, wann fängt er an, wieder zu steigen? Man weiss es im Moment einfach nicht. Stattdessen ist vor allem eines klar: Die Volatilität ist extrem hoch.

Zu einer der meistzitierten Messgrössen der Finanzmärkte ist in den vergangenen Tagen das "Angstbarometer" VIX geworden: Dieses errechnet anhand von Optionsgeschäften die erwarteten Schwankungen am Aktienmarkt. Derzeit zeigt es einen Wert von 64,5 an. In den vergangenen Tagen wurden Werte von über 80 erreicht. In der Finanzkrise 2008 war es einmal in den Bereich von 90 Zählern gegangen. Normal ist ein Indexstand von 15 bis 20.

Der Volatilitätsindex VIX in den vergangenen zwölf Monaten (Quelle: Chicago Board Options Exchange, www.cboe.com).

Experten gehen davon aus, dass der VIX, auch wenn er diese Woche wieder etwas herunterkommen ist, weiter auf Rekordhochs ansteigen kann. 

Die Optionsgeschäfte, wie sie der Berechnung des VIX zugrunde liegen, bieten aber auch eine gute Möglichkeit für Anleger, mit den aktuellen Turbulenzen umzugehen. Einige Strategien zielen bewusst darauf ab, dass der Markt nicht nur nach oben geht. Grundsätzlich gilt: In solch turbulenten Zeiten wie diesen sollten nicht Anleger jeden Typs sich an Optionsgeschäfte heranwagen. Sinnvoller ist es, die jetztige Phase mit möglichst wenig Verlusten durchzustehen. Aber für künftige Volatilitätsphasen, und diese wird es geben, bieten Volatilitätstrategien eine interessante Betrachtung. 

Zu den Instrumenten, die ein Spiel mit der Volatilität erlauben, gehören beispielsweise folgende:

Volatilitäts-ETF

Mit einem börsengehandelten, indexbasierten Fonds der Kategorie ETF (Exchange Traded Fund) kann man auch auf die Entwicklung der Volatilität spekulieren. So versucht der Lyxor S&P 500 VIX Futures Enhanced Roll UCITS ETF just den oben genannten VIX möglichst genau nachzubilden. Basis dafür ist eine Kombination von Terminkontrakten am US-Index S&P 500. Der Index, der leider in der Schweiz nicht zugelassen ist, verfügt derzeit über eine Monatsperformance von über 100 Prozent.

Eine hohe Performance erreicht so ein Volatilitäts-ETF natürlich nur dann, wenn die Volatilität hoch ist. Allerdings kann diese auch in nicht so extremen Phasen wie der heutigen durchaus einmal deutlich steigen. Mit einer Kostenquote von 0,6 Prozent ist der Lyxor-ETF teurer als einfacher konstruierte Indexangebote.

Put und Call Warrants

Warrants beziehungsweise Optionen setzen darauf, dass ein Basiswert – eine Aktie oder ein Index, aber auch eine Währung oder ein Rohstoff – zu einem späteren Zeitpunkt mit einem verändertern Wert gehandelt werden kann. Puts sind Optionen, die auf fallende Kurse setzen, Calls verwenden Anleger in der Annahme, dass die Kurse künftig höher liegen werden. Diese Instrumente gehören zu den Derivaten. Sie sind nicht per se ein Volatilitäts-Investment, gewinnen aber an Bedeutung, wenn die Marktschwankungen ansteigen.

Wer der Meinung ist, dass die Märkte künftig tiefer stehen werden, kann sich dies mittels eines Put Warrants zunutze machen. Ein Basiswert, auf den man Optionen erwirbt, kann sich wie folgt entwickeln:

Zwei Szenarien für Put Warrant (1 Jahr Laufzeit)

 Fallende KurseSteigende Kurse
Preis Basiswert (CHF)100 100
Ausgabepreis Option (CHF)1010
Eingesetztes Kapital10'000 Franken (1000 Optionen zu 10 Fr.)10'000 Franken (1000 Optionen zu 10 Fr.)
Basiswert bei Emission (CHF)100100
Basiswert bei Verfall (CHF)80120
Aktienperformance-20 Prozent+20 Prozent
Berechnung Auszahlung(100-80) x 1000 Optionen 0 x 1000 Optionen
Auszahlung (CHF)20'0000
Gewinn/Verlust+100 Prozent-100 Prozent

Quelle:  Zürcher Kantonalbank (ZKB)

Solche Strategien führen zum Totalausfall der Investition, wenn man mit der Einschätzung über die Marktentwicklung nicht richtig liegt. Umgekehrt sorgt der diesen Produkten eigene Hebel dafür, dass der Gewinn deutlich höher sein kann als wenn schlicht eine Aktie oder ein Fonds gekauft wird. In einem Extremszenario, wie es derzeit an den Börsen stattindet, sind die Prämien bei Optiongeschäften potentiell deutlich höher als in ruhigeren Börsenzeiten.  

Mini-Futures

Ähnlich funktionieren Mini-Futures, mit denen man long (steigende Kurse) oder short (fallende Kurse) gehen kann. Auch dort belohnt die richtige Einschätzung der Entwicklung mit "überproportionalen" Gewinnen.

Dabei teilen sich der Emittent und der Käufer einen Basiswert auf. Wichtig ist das vereinbarte Finanzierungslevel, das der Emittent definiert. Bei Short Mini Futures, also solchen, die auf fallende Kurse setzen, ist dieses höher als der Basiswert. Sinkt der Basiswert, erhöht sich damit der Wert des Short-Mini-Futures. Erreicht der Kurs des Basiswerts hingegen das Finanzierungslevel, dann wird ein Short Mini Future aufgelöst. 

Stand des Basiswerts (Fr.)FinanzierungslevelWert des Mini ShortPerformance Mini Short
200240400
18024060+50 Prozent
22024020-50 Prozent
240240Auflösung Mini Short-

Quelle: BNP Paribas