Seit wenigen Tagen ist klar: Der deutsche Ankeraktionär Freenet stellt sich mit seinen knapp 25 Prozent der Stimmen entschieden gegen die geplante Übernahme von UPC Schweiz durch Sunrise Communcations.

Wie verhärtet die Fronten zwischen den beiden Streitparteien mittlerweile sind, lässt eine Medienmitteilung von Sunrise rund um die Veröffentlichung der Zweitquartalszahlen erahnen. Wie der Mitteilung entnommen werden kann, dürfen Vertreter des deutschen Grossaktionärs nicht länger an den Gesprächen mit UPC Schweiz und dessen Mutterhaus Liberty Global teilnehmen.

Sunrise wirft dem Ankeraktionär vor, finanzielle Zwänge auf Kosten der Partner zu lösen und unterstellt Freenet gar ein "selbstsüchtiges Verhalten", welches von den anderen Aktionären nicht geduldet werden dürfe. Mit diesen Aussagen geht die Nummer zwei im Mobilfunkmarkt Schweiz regelrecht auf Konfrontationskurs, so sind sich Beobachter einig.

Finanzierungsstruktur für UPC Schweiz höchst ungewöhnlich

Die Kritik des Grossaktionärs gilt in erster Linie der milliardenschweren Kapitalerhöhung, die Sunrise zur Teilfinanzierung der Übernahme durchführen will. Durch die Ausgabe neuer Aktien würde sich die Anzahl ausstehender Titel gegenüber heute fast verdoppeln.

Experten zufolge ist es unüblich, dass sich Liberty Global als Mutterhaus von UPC Schweiz im vorliegenden Fall nicht wenigstens einen Teil des Verkaufspreises in Sunrise-Aktien bezahlen lässt und während einer bestimmten Zeit Mitaktionärin wird. Sie befürchten, dass es im Vorfeld der ausserordentlichen Generalversammlung zu einem Machtkampf im Aktionariat kommen könnte.

Mageres zweites Quartal erhöht den Handlungsdruck

Nachdem sich die Anleger im vorbörslichen Handel noch entspannt gaben, strafen sie die Sunrise-Aktie zur Stunde noch mit einem Minus von 4,5 Prozent auf 74,20 Franken ab. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 72,50 Franken. Auch der magere Zahlenkranz für das zweite Quartal erweist sich dabei als belastend.

Denn mit 455 Millionen Franken liegt der Umsatz unter den Analystenschätzungen von 467 Millionen Franken. Noch deutlicher verfehlt der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) von 146 Millionen Franken die Erwartungen. Hier waren Analysten von 157 Millionen Franken ausgegangen. Wie es im hiesigen Berufshandel heisst, erhöht das magere zweite Quartal den Handlungsdruck auf Sunrise, mit der Übernahme von UPC Schweiz vorwärts zu machen.

Wie Jefferies schreibt, enttäuscht im zweiten Quartal vor allem das Mobilfunkgeschäft. Allerdings findet die US-Investmentbank sichtlich Gefallen an den kostenseitigen Fortschritten. In der Erhöhung der Synergie-Ziele für die Übernahe von UPC Schweiz sieht Jefferies eine gute Rechtfertigung für das Vorhaben. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Hold", das Kursziel hingegen 90 Franken.

Auch Vontobel begrüsst das höhere Synergiepotenzial. Die Zürcher Bank sieht sich in ihrer positiven Einschätzung der milliardenschweren Übernahme sowie in ihrer Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 90 Franken bestärkt. Wie Julius Bär ergänzt, dürfte vor allem der Nachrichtenfluss rund um die Übernahmepläne die zukünftige Kursentwicklung bestimmen. Vom Zahlenkranz für das zweite Quartal zeigt sich die Zürcher Bank hingegen ein bisschen enttäuscht. Das Anlageurteil für die Sunrise-Aktie lautet deshalb weiterhin "Hold" mit einem Kursziel von 72 Franken.

Obschon die Sunrise-Aktie in den letzten Tagen rege gefragt war, errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein Minus von gut 12 Prozent. Von den Jahreshöchstkursen trennen die Aktie sogar über 20 Prozent.