Trotz der Ausschüttung von einer halben Milliarde Franken Sonderdividende an die Aktionäre verfüge Sulzer immer noch über die stärkste Bilanz in der Branche, sagt Grégoire Poux-Guillaume im cash-Video-Interview. Sulzer verfügt seit Jahren über ausserordentlich hohe Barmittel in der Bilanz; Per Ende 2015 beliefen sie sich auf knapp 700 Mio. Franken. Bei tiefen Zinsen sei es wenig sinnvoll, solch hohe Bestände zu halten, sagt Poux-Guillaume. An der Börse stieg der Kurs der Aktie bis zum Nachmittag durch die Aussicht auf eine Dividende von 18,10 Franken Dividende pro gehaltener Aktie um 6,3 Prozent.

Der Industriekonzern habe habe sich für eine Weitergabe an die Anteilseigner entscheiden, ohne akquisitorisches Wachstum ausser Acht zu lassen, sagt Poux-Guillaume weiter: "Wir haben immer noch genug Möglichkeiten, weitere Zukäufe zu tätigen." Sulzer hat in den vergangenen Jahren mehrere Zukäufe getätigt, um die Standbeine Öl- und Gas, Wasser und Energie zu stärken.

Sparprogramm beschleunigt

Poux-Guillaume, der im Dezember den nach dem abrupten Abschied von Klaus Stahlmann im August den vakanten Chefsessel beim geschichtsträchtigen Winterthurer Unternehmen übernommen hatte, beschleunigte das bereits laufende Spar- und Effizienzprogramm "Sulzer Full Potential". "Als das Programm vor einem Jahr ausgearbeitet wurde, ging man von bessern Marktbedingungen aus."

Für 2016 erwarte Sulzer durch den stark gesunkenen Ölpreis wenig Unterstützung von den Märkten in der Öl- und Gasbranche, wo das Unternehmen im vergangenen Jahr die Hälfte der Auftrage hergeholt hat. Schon 2015 war durch diesen Faktor von einem Rückgang von des Bestelleingangs, des Umsatzes und des Gewinns mit sich gebracht. Für das Geschäftsjahr 2016 erwartet Sulzer einen währungsbereinigten Rückgang von Umsatz und Bestellungseingang zwischen 5 und 10 Prozent.

Bis 2018 sollten die Kosten nun um 200 Millionen Franken gesenkt werden. Wie Poux-Guillaume an der Medienkonferenz sagte, werde dies auch den Abbau von Stellen mit sich ziehen, das Management nenne aber dazu im Moment keine Zahlen. Der Technologiekonzern zählte per Ende 2015 insgesamt 14'250 Mitarbeiter, 1250 weniger als ein Jahr davor.

Wasser und Energie

Der fallenden Ölpreises und einem geschwächten Markt Öl und Gas prägt laut Poux-Guillaume das Unternehmen nicht allein: "Sulzer ist widerstandsfähiger, als dies der 50-Prozent-Anteil von Öl und Gas glauben machen." Die Hälfte des Geschäfts bestehe auch aus "after market"-Dienstleistungen wie etwa Wartungen und Reparaturen.

Die übrigen Märkte wie Wasserversorger, Energiebranche und weitere Kundensegmente seien 2015 gewachsen. 2016 dürften sich diese Märkte für Sulzer gleichbleibend oder leicht wachsend zeigen und so zu einem gewissen Grad die Belastungen aus dem Öl- und Gasgeschäft ausbalancieren.

Im cash-Video-Interview äussert sich Grégoire Poux-Guillaume auch zu den Marktaussichten in Asien, wo Sulzer im vergangenen Jahr 18 Prozent der Aufträge verbuchte.

Poux-Guillaume hat den CEO-Posten bei Sulzer am 1. Dezember 2015 angetreten. Der Franzose leitete davor die Divison Grid beim Energiekonzern Alstom, die heute zu General Electric gehört. Davor hatte er schon in anderen Funktionen für Alstom und den Ölkonzern Total gearbeitet. Poux-Guillaume war aber auch für die Beteiligungsgesellschaften CVC Capital Partners und Private Equity und die Beratungsfirma McKinsey tätig.