Die Zahlensaison an der Schweizer Börse ist in vollem Gang. Bis zu zehn Bilanzen müssen von den Anlegern täglich verdaut werden. Mit der Folge, dass Hochs und Tiefs in schnellem Rhythmus aufeinander folgen.

"Insbesondere bei den Small und Mid Caps gab es einige Enttäuschungen. Gut ausgefallen sind hingegen die Zahlen der grosskapitalisierten Unternehmen wie Novartis oder Roche", zieht Sven Bucher im cash-Börsen-Talk ein erstes Résumé über die zahlreichen Quartals- und Halbjahreszahlen.

Der Leiter des Aktien-Research bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) nennt damit auch einen wichtigen Grund für die aktuell gute Stimmung am Swiss Market Index (SMI). Getrieben von den Schwergewichten Nestlé, Novartis und Roche – die drei Titel machen zusammen mehr als 50 Prozent seiner Performance aus – hat der Leitindex jüngst deutlich zugelegt. Mit Blick auf die letzten vier Wochen beträgt das Plus knapp 8 Prozent.

Starkes Comeback: Der SMI in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)

Handelsstreit im Fokus

Mittlerweile steht der SMI wieder über 9100 Punkten, wo er sich zuletzt im Februar befand. Ob es in diesem Tempo weitergeht, hängt für Sven Bucher vor allem davon ab, wie sich der Handelsstreit zwischen den USA und anderen Ländern weiterentwickelt: "Wenn sich der Handelskonflikt weiter entschärft, haben wir noch zusätzliches Potenzial nach oben, insbesondere auch grosse Unternehmen, die in der Vergangenheit nicht in Schwung gekommen sind", sagt er im cash-Börsen-Talk.

Am Donnerstag sorgte die Meldung für Erleichterung bei Investoren, wonach EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump den Abbau von Handelsbarrieren aufnehmen möchten.

Unabhängig von den Diskussionen rund um Zölle und Warenströme legten die grosskapitalisierten Schweizer Unternehmen überzeugende Halbjahreszahlen vor. Die Pharmafirmen Novartis und Roche konnten Umsatz und Gewinn stärker steigern als erwartet wurde. Auch blicken sie zuversichtlicher in die Zukunft als noch in der jüngeren Vergangenheit. Nestlé schliesslich überraschte beim organischen Wachstum, worauf sich die Aktie am Donnerstag um 2,5 Prozent verteuerte.

Kursrückgänge bieten Chancen

Weniger erfolgreich ging es bislang bei einigen Aktien aus dem klein- und mittelgrossen Segment zu und her. "Wer enttäuscht, verliert schnell einmal 10 bis 15 Prozent. Wer aber gute Zahlen zeigt, legt nur wenige Prozente zu", sagt Aktien-Experte Bucher. So erging es letzte Woche beispielsweise Dormakaba, Bobst, Rieter, Meyer Burger oder Leonteq. Steil bergab ging es am Donnerstag auch mit Inficon (-8 Prozent), nachdem der Messtechniker Umsatz- und Gewinn-Erwartungen verpasst hatte.

Sind solche harschen Kursreaktionen gar ein Warnsignal für den Zustand des Gesamtmarktes? Bucher differenziert: "Man sieht hier eine Asymmetrie und spürt die Nervosität des Marktes, der anfälliger geworden ist auf negative Gewinnüberraschungen". Bei vielen Unternehmen seien aber schlussendlich spezifische Probleme der Hintergrund: Beim Schliesstechnikkonzern Dormakaba harzt es bei der Integration, beim Halbleiterzulieferer Comet ist die Ebeam-Technologie zu wenig profitabel und beim Vermögensverwalter GAM stimmen die Performance-Gebühren nicht.

Mit Blick nach vorn findet die ZKB denn auch immer noch interessante Aktien. Für etwas riskantere Investments empfiehlt Bucher AMS, weil die Aktie zu stark gelitten habe. Auch für Eric Steinhauser von der Bank Rahn+Bodmer war der Kursrückgang beim Sensorhersteller zu heftig. Daneben findet Sven Bucher die Aktie des Industriekonzerns Georg Fischer nach "sehr guten Zahlen" attraktiv. Und: Der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli habe sich organisch gut entwickelt und die Probleme in den USA reduziert.

Im cash-Börsen-Talk nennt Sven Bucher zudem zwei Aktien aus dem SMI, die er kaufen würde.