Eigentlich hatten Analysten bei der Swatch Group am heutigen Freitag mit der Veröffentlichung des Halbjahresergebnisses gerechnet. Allerdings wartete der Westschweizer Luxusgüterkonzern erst einmal nur mit einer Umsatz- und Gewinnwarnung auf.

Dem Unternehmen zufolge ist der Nettoumsatz in den ersten sechs Monaten um rund 12 Prozent gefallen. Bisweilen war man in Expertenkreisen von einem Umsatzrückgang um 6 Prozent ausgegangen. Beim operativen Gewinn (EBIT) und beim Konzerngewinn ist sogar von einem Einbruch um 50 bis 60 Prozent anstatt den erwarteten 20 bis 25 Prozent die Rede. Was die definitiven Zahlen anbetrifft, so vertröstet der Luxusgüterkonzern auf den kommenden Donnerstag.

An der Schweizer Börse SIX wird die Inhaberaktie von Swatch zur Stunde noch mit einem Minus von 8,1 Prozent auf 266,30 Franken abgewatscht. Im frühen Handel wurden zeitweise sogar Kurse um 249,80 Franken bezahlt. Das dürfte vor allem die unzähligen ausländischen Leerverkäufer freuen. Auch die Aktie des Rivalen Richemont wird von den Anlegern in Sippenhaft genommen und verliert immerhin noch 3,7 Prozent auf 57,80 Franken.

Harsche Kritik an der Informationspolitik

Die für die UBS Investmentbank tätige Analystin zeigt sich in einem Kommentar sichtlich enttäuscht. Ihren Berechnungen zufolge wurden die bankeigenen EBIT-Schätzungen in der ersten Jahreshälfte um 26 bis 40 Prozent verfehlt. Für Gesprächsstoff werde vor allem die Margenschwäche sorgen, so schreibt sie, und macht hohe Investitionen in neue Produkte und ins Marketing dafür verantwortlich. Die Expertin stuft die Inhaberaktie vorerst mit "Neutral" ein, dürfte das 281 Franken lautende Kursziel jedoch mit dem Rotstift überarbeiten.

Der Verlauf der Swatch-Inhaberaktie seit 09:45 Uhr, Quelle: www.cash.ch

Wie ihr Berufskollege bei der Bank Vontobel ergänzt, überrascht der Luxusgüterhersteller nicht nur mit den Zeitpunkt der Umsatz- und Gewinnwarnung, sondern auch in Bezug auf ihr Ausmass. Er bezeichnet die Margenentwicklung als ein "Desaster". Gleichzeitig übt der Analyst harsche Kritik an der Informationspolitik des Unternehmens. Diese sei nach dem heutigen Tage mit vielen Fragezeichen verbunden, so sein Urteil. Bei der Bank Vontobel wird sowohl die "Hold" lautende Anlageempfehlung als auch das Kursziel von 320 Franken einer negativen Revision unterzogen.

Die "Uhren" ticken nicht mehr richtig

Ernst macht man hingegen bei Bryan Garnier. Die Investmentbank aus Irland stuft die Aktie der Swatch Group von "Neutral" auf "Sell" herunter und streicht das Kursziel auf 270 (370) Franken zusammen. Auf Basis der vorliegenden Vorabinformationen werden die diesjährigen Gewinnschätzungen um 25 Prozent nach unten revidiert.

Erst vor wenigen Tagen machte die für Morgan Stanley tätige Analystin mit einer aggressiven Verkaufsempfehlung für die Inhaberaktie der Swatch Group von sich reden. Nun fühlt sie sich von der Umsatz- und Gewinnwarnung des Luxusgüterkonzerns in ihrer negativen Haltung bestärkt. Sie macht bei den diesjährigen Konsensschätzungen ihrer Berufskollegen einen Bedarf für Abwärtsrevisionen im Ausmass von 35 bis 45 Prozent aus. Die Expertin stuft die Aktie weiterhin mit "Underweight" ein und dürfte das Kursziel von 250 Franken weiter reduzieren.

Im Berufshandel ist nach der heutigen Umsatz- und Gewinnwarnung davon die Rede, dass bei der Swatch Group "die Uhren nicht mehr richtig ticken". Dabei handelt es sich auch um eine Anspielung auf das Ticker-Symbol "UHR" der Inhaberaktie.