"Man muss sehen, dass der Präsident nicht ewig da ist. Irgendwann gehe ich sogar." Das sagte Walter Kielholz, langjähriger Präsident des Rückversicherers Swiss Re, im Interview mit der Bilanz. Der 68-Jährige ist seit über zwanzig Jahren Teil des Verwaltungsrats und präsidiert die Swiss Re seit 2009.

Wann genau er abtreten wird, liess Kielholz offen. "Ich werde in zwei Jahren siebzig Jahre alt, dann erreiche ich unsere VR-Altersbegrenzung. Sie ist aber nicht in Stein gemeisselt." Es habe immer wieder Fälle von VR-Mitgliedern gegeben, die früher oder später gegangen seien. "Aber im Normalfall gilt sie", fügte er mit Blick auf die Altersbegrenzung an.

Ist sein Rücktritt einmal Tatsache, dann sei es die Aufgabe des Verwaltungsrats und des Nominierungs-Komitees, nach einem Nachfolger zu suchen. Dieser muss gemäss Kielholz nicht unbedingt vorgängig dem Verwaltungsrat von Swiss Re angehören.

"Zentral für die Nachfolge sind Kompetenzen auf der horizontalen Ebene: Der Kandidat muss wissen, wie eine grosse Finanzinstitution geführt werden muss, sollte also VR-Erfahrung haben und sie in einem anderen Unternehmen einsetzen wollen", fuhr Kielholz fort.

Negativzinsen als Ärgernis

Der Swiss-Re-Präsident äusserte sich im Interview auch über Politik, Konjunktur oder das Thema Negativzinsen. "Für mich sind sie ein permanenter Ärger", sagte er angesichts der ultralockeren Geldpolitik etwa der EZB oder SNB. "Ich bin kein Geldpolitiker, aber für mich gilt: Der Zins ist der Preis für Geld, und wenn der Preis null ist, dann wird Geld für Unsinn eingesetzt."

Um solchen Unsinn zu verhindern, würden die Notenbanken neue Vorschriften erlassen. "Die Notenbanken senken also die Zinsen, schreiben den Banken aber vor, bei der Vergabe von Hypotheken einen theoretischen Zinssatz von 5 Prozent für die Tragbarkeitsrechnung einzusetzen."

Sorgen macht sich Kielholz angesichts der unsicheren Aussichten für die Wirtschaft. Der Brexit, der Konflikt zwischen den USA und China oder die Lage im Mittleren Osten: "Ich habe zuweilen den Eindruck, wir befinden uns in einem Irrenhaus." Swiss Re sei im unsicheren Umfeld der letzten Jahren einem Preiskampf ausgesetzt gewesen. "Jetzt hat sich die Lage etwas entspannt", sagte er.

(AWP)