Schon seit Jahren gilt der Schweizer Mobilfunkmarkt als der attraktivste der Welt. Das nicht ohne Grund, sind die Tarife doch in keinem anderen Land so hoch wie bei uns. Leben und leben lassen, lautete das Motto der drei führenden Anbieter.

Davon profitierte als unangefochtene Marktführerin vor allem die Swisscom und mit ihr die Schweizerische Eidgenossenschaft, ihres Zeichens Mehrheitsaktionärin. Kein anderes Grossunternehmen zahlte den Aktionären in den letzten Jahrzehnten auch nur annähernd so grosszügige Dividenden aus wie die ehemalige Staatsmonopolistin.

In einer Branchenstudie warnt Goldman Sachs nun aber davor, dass die goldenen Zeiten für die Swisscom-Aktionäre ein für alle Mal vorbei sein könnten. Für die wohl mächtigste Grossbank der Welt ist die dividendenstarke Aktie kein "sicherer Hafen" mehr, weshalb sie diese von "Neutral" auf "Verkaufen" herunterstuft. Das 470 Franken lautende 12-Monats-Kursziel lässt ein Rückschlagspotenzial von 5 Prozent vermuten.

Werden die Swisscom-Tarife deutlich unterboten?

Bislang warb die Marktführerin mit der Qualität des eigenen Mobilfunknetzes. Geht es nach den für Goldman Sachs tätigen Studienverfassern, dann haben die beiden anderen grossen Anbieter in der Schweiz diesbezüglich jedoch Boden gut gemacht. Die Netzqualität reiche als wichtigstes Differenzierungsmerkmal nicht mehr länger aus, so schreiben sie.

Die Experten erwarten, dass der Rivale Salt vergleichbare Angebote schon bald zu 40 bis 50 Prozent tieferen Tarifen anbieten könnte. Bankeigenen Berechnungen zufolge könnte das die Swisscom über die nächsten fünf Jahre 5 Prozent an Marktanteilen kosten, von den Folgen für die Gewinnentwicklung gar nicht erst zu sprechen.

Mit einer Rabatt-Aktion für Neukunden läutete Salt im November tatsächlich eine neue Runde im Preiskampf gegen Swisscom und Sunrise Communications ein (siehe die Kolumne vom cash Insider vom 27. November).

Zuversicht der Analysten schwindet

Noch bis vor einem Jahr war man sich in Analystenkreisen einig: Die Swisscom-Aktie ist ein Kauf, nicht zuletzt der attraktiv hohen Dividendenrendite von 4,5 Prozent wegen. Seither haben zahlreiche Experten das Handtuch geworfen, unter anderem jene von Société Générale, Exane BNP Paribas, Kepler Cheuvreux, Morgan Stanley, Merrill Lynch und Citigroup. Mit der Herunterstufung reiht sich nun auch Goldman Sachs ein.

Gemäss Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP empfehlen nur noch vier von zwanzig Analysten die Aktie zum Kauf. Mittlerweile raten sieben zum Verkauf der Aktie, die Verfasser der Goldman-Sachs-Studie bereits mit eingerechnet.