Die Swisscom hat in den ersten neun Monaten 2016 beim Umsatz stagniert und unter dem Strich mehr Gewinn erzielt. Die Prognosen der Analysten wurden beim Umsatz knapp erfüllt und beim Reingewinn übertroffen. An den Zielen für das Gesamtjahr hält das Management fest.

Der Umsatz nahm zwischen Januar und September um 0,1% auf 8,64 Mrd CHF ab. Das operative Ergebnis auf Stufe EBITDA verbesserte sich gleichzeitig um 6,7% auf 3,31 Mrd CHF. Unter dem Strich steht ein 13% höherer Reingewinn von 1,20 Mrd CHF, wie der Telekomkonzern am Donnerstag mitteilt.

Die überdurchschnittliche Steigerung bei den Gewinnkennzahlen sind eine Folge von Sondereffekten, insbesondere einem Ertrag aus Rechtsverfahren mit Fastweb sowie der Bildung einer Rückstellung für eine Weko-Busse im Vorjahr. Bereinigt um Sondereffekte hätte etwa der EBITDA um 1,7% abgenommen, wie das Unternehmen einräumt.

Die Aktie von Swisscom sinkt an der SIX um 1 Prozent auf 442 Franken. Das ist der tiefste Stand seit Mitte Oktober 2013. Der Titel hat in den letzten 12 Monaten rund 13 Prozent verloren.

"Wir haben erneut solide Zahlen erarbeitet, auch wenn der Wind im dritten Quartal rauer geworden ist", lässt sich CEO Urs Schaeppi in der Mitteilung zitieren. Der starke Preisdruck und sinkende Roamingpreise seien gute Nachrichten für die Kunden, forderten Swisscom aber sowohl bezüglich Umsatz und der Profitabilität.

Italien wächst, Schweiz nicht

Gut lief das Geschäft in Italien, wo Umsatz und EBITDA (bereinigt) in der Berichtswährung Euro um 2,5% rsp. 7,4% gesteigert wurden. Dies sei eine Folge des Kundenwachstums bei der Italien-Tochter Fastweb, heisst es dazu. In der Schweiz hingegen ging der Umsatz um 0,7% zurück. Allein der Umsatz mit Telekom-Diensten habe wegen hohem Preisdruck und zunehmender Marktsättigung über die ersten neun Monate um 1,9% abgenommen, und diese Entwicklung habe sich im dritten Quartal verstärkt, schreibt Swisscom weiter. Vor allem wegen der gestiegenen Nutzung inbegriffener Roamingdienste in der Sommerferien-Zeit seien im dritten Quartal 53 Mio CHF Umsatz verloren gegangen.

Gewachsen ist die Nummer eins auf dem Schweizer Telekommarkt hingegen mit Bündelangeboten, deren Umsatz um 12% auf 1,85 Mrd CHF gesteigert wurde. Auf Wachstumskurs ist Swisscom auch im TV-Segment, wo die Anzahl der Anschlüsse auf 1,44 Mio stieg (+13%).

Die Markterwartungen hat Swisscom mit den vorgelegten Zahlen beim Umsatz und EBITDA knapp erfüllt und beim Reingewinn übertroffen. Analysten hatten im Schnitt (AWP-Konsens) mit einem Umsatz von 8,65 Mrd CHF, einem EBITDA von 3,31 Mrd CHF und einem Reingewinn von 1,17 Mrd CHF gerechnet.

Konzernweit stiegen die Investitionen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 1,8% auf 1,77 Mrd CHF, davon wurden 1,29 Mrd (-0,8%) in der Schweiz getätigt.

Die Ziele für das Gesamtjahr gelten unverändert. Es wird ein Umsatz von "über 11,6 Mrd CHF" und ein EBITDA von "rund 4,25 Mrd CHF" angepeilt. Investiert werden sollen "rund 2,4 Mrd CHF". Werden diese Ziele erreicht, winkt den Aktionären eine Dividende auf Vorjahreshöhe von 22 CHF.

Reaktion der Analysten

Insgesamt sei die Umsatzentwicklung in der Schweiz etwa im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, meint etwa Panagiotis Spiliopoulos von der Bank Vontobel. Die Wettbewerbsdynamik sei auch im dritten Quartal intensiv gewesen, wobei der Umstieg der Kunden auf "Flat Rate"-Bündel die Erträge negativ beeinflusst habe. Die Swisscom werde wohl weiter um den Erhalt ihres Marktanteils in der Schweiz kämpfen, dies aber zu einem stetig höheren Preis, meint der Vontobel-Experte, der das Rating für die Aktie weiterhin auf "Hold" belässt.

Der "Roaming"-Einfluss auf die Erträge werde durch das starke Wachstum der italienischen Fastweb kompensiert, stellt die UBS fest. Für Analyst Vikaram Karnany hat allerdings der Betriebsgewinn (EBITDA) im dritten Quartal enttäuscht, wobei unter anderem die tieferen Beiträge aus dem Roaming und der Preisdruck im Unternehmensgeschäft belasteten. Die schwächeren Ergebnisse im Heimmarkt Schweiz liessen Sorgen um die künftige Profitabilität aufkommen, meint auch der Experte der UBS, der ebenfalls ein Rating "Neutral" für die Titel hat.

Enttäuscht von den EBITDA-Zahlen zeigt sich auch Luis Prota von Morgan Stanley. Zum Rückgang habe eine schwieriger zu erreichende Vergleichsbasis des Vorjahres und ein negativer Einfluss der im März eingeführten neuen Tarife beigetragen. Er bekräftigt seine Marktempfehlung "Underweight".

Für die ZKB springen neben einem leicht tieferen Umsatz bei Swisscom Schweiz wegen tieferer Roaminggebühren vor allem höhere Beschaffungs- und Kundenbindungskosten ins Auge. Neue Smartphone-Generationen dürften dabei ein Faktor gewesen sein, so Analyst Andreas Müller. Fastweb habe sich oberhalb der Erwartungen entwickelt und die Profitabilität gut steigern können, lobt er. Der ZKB-Experte empfiehlt die Swisscom-Aktien weiterhin überzuggewichten.

(AWP/cash)