Die europäischen Banken hinken ihren amerikanischen Konkurrenten hinterher. Wie aus einer kürzlich veröffentlichten Studie von Ernst & Young hervorgeht, betrifft das vor allem die Ertragskraft und die Kapitalausstattung.

Einerseits leiden die europäischen Institute unter der anhaltend schwachen Konjunktur in Europa, während in den USA der Wirtschaftsmotor nach der Finanz- und Immobilienkrise schneller wieder angesprungen ist. Andererseits haben die US-Banken die Altlasten aus der Krise zügiger verarbeitet. So liegt die Gesamt-Eigenkapitalquote bei den US-Banken mit 6,4 Prozent höher als in Europa, wo sie 4,4 Prozent beträgt.

Eine letzte Woche vorgestellte Studie des Beratungsunternehmens BearingPoint präsentiert nun Lösungsansätze, wie die europäischen Banken fitter werden könnten. Daten von Schweizer Banken wurden dabei nicht berücksichtigt.

Eine komplette Verwerfung

Zusätzliche Regulierungen und Marktveränderungen hätten eine neue Bankenlandschaft geschaffen, schreiben die Autoren. Deshalb seien "die Tage der garantierten Renditen vorbei". Die europäischen Banken befänden sich nicht in einer "vorübergehenden Schwächephase", wie Robert Bosch, Partner bei BearingPoint, ausführt. Denn die Branche durchlaufe eine komplette Veränderung: "Es ist unwahrscheinlich, dass die Banken jemals wieder Ergebnisse wie vor der weltweiten Finanzkrise erzielen werden."

Um die neue Realität zu bewältigen, sei laut der Studie deshalb eine strategische Neuausrichtung notwendig. Die europäische Bankenindustrie müsse von einem defensiven in einen offensiven "Geschäftsentwicklungsfokus" umschalten. Nur so könne das neue regulatorische Umfeld erfolgreich bewältigt werden.

Dabei spielt Innovation eine wichtige Rolle. Für langfristigen Profit müssten die Unternehmen innovative und hochwertige Produkte entwickeln, die höhere Margen ermöglichen. Um Kosten einzusparen, empfiehlt BearingPoint zudem eher bei der Infrastruktur als beim Personal den Rotstift anzusetzen.

Die fetten Jahre sind vorbei

Der Umbruch in der Bankenlandschaft hat Folgen. Seit Ausbruch der Finanzkrise bezahlte der europäische Bankensektor sieben Milliarden Euro an Bussen, während 120'000 Arbeitsplätze abgebaut wurden. Zudem wurden die Banken seit 2007 mit insgesamt 850 Milliarden frischem Kapital versorgt. Und weitere 350 Milliarden sind nötig, um die Anforderungen der Regulierungsvorschriften Basel III zu erfüllen.

Auch an den Börsen wurde mit Bank-Aktien viel Geld vernichtet. Der MSCI-Index der europäischen Banken hat in den letzten fünf Jahren 40 Prozent an Wert verloren. Ähnliches ist in der Schweiz sichtbar. Der Banken-Index der Schweizer Börse ist im selben Zeitraum 25 Prozent getaucht.