Der weltweite Chip-Notstand hat die Aktien vieler Halbleiterproduzenten befeuert. Gemessen am PHLX Semiconductor Index sind die Chip-Titel 2021 um 41 Prozent vorangeschritten. Nvidia ist mit einem Kursplus von 127 Prozent die beste Aktie im Branchenbarometer. Das Unternehmen wird mit dem 58-fachen des geschätzen Gewinns für 2022 gehandelt.

Wie das US-Börsenmagazin Barron's berichtet, hat Analyst Stacy Rasgon von Bernstein Research Anfang dieses Monats gegenüber dem Finanzportal eingeräumt, dass die Aktie auf der Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) teuer aussehe. Doch sie empfiehlt weiterhin den Kauf der Aktie, da ein hohes KGV in der Tech-Branche nicht unbedingt ein Verkaufsargument darstellt.

Für Nvidia sieht der Analyst weiterhin starke Katalysatoren und ein überzeugendes Narrativ: Während das Unternehmen weiter sein Softwareangebot monetarisiert und expandiert, profitiert Nvidia vom wachsenden Interesse am Metaverse.

Es gibt noch Schnäppchen

Ein niedriges KGV ist ebenso kein zwangsläufiger Grund, eine Aktie zu kaufen - aber ein guter Anhaltspunkt bei der Suche nach einer neuen Investitionsmöglichkeit. Und tatsächlich gibt es ein paar Schnäppchen in der Halbleiterbranche.

Das Speicherchip-Unternehmen Micron Technology ist die billigste Chipaktie im PHLX Semiconductor Index. Der Titel handelt mit dem 8-fachen des geschätzten Gewinns für 2022. Letzte Woche hat das US-Unternehmen ein starkes Quartalsergebnis veröffentlicht und seine Prognose angehoben. Die Aktien von Micron hat seit Jahresbeginn 25 Prozent hinzugewonnen.

Amkor Technology hat sich auf die Herstellung von Chipgehäusen und automatischen Testequipment für die Halbleitertechnik spezialisiert. Das Unternehmen wird mit dem 9-fachen des geschätzten Gewinns für 2022 gehandelt. Die Midcap-Chip-Aktie steht 63 Prozent höher als Anfang 2021.

Qorvo und Skyworks Solutions, beides Zulieferer von Apple, werden mit dem 11- und 12-fachen des zukünftigen Gewinns gehandelt. Beide Aktien hinkten im endenden Jahr ihren Konkurrenten deutlich hinterher. Qorvo verliert seit Jahresbeginn 6 Prozent, während Skyworks Solutions 2 Prozent gewinnt.

Intel bleibt unattraktiv

Die fünftbilligste Aktie im Bunde ist Intel. Für Bernstein-Analyst Rasgon ist der Chipriese ein gutes Beispiel für eine günstige, aber nicht unbedingt attraktive Aktie. Für Rasgon macht CEO Paul Gelsinger nicht unbedingt das Falsche. Doch trotz Milliarden-Investitionen in Turnaround-Bemühungen bleibt der Experte pessimistisch in Bezug auf die Aktie. 

"Er versucht, zehn Jahre Sünde zu beheben", sagte Rasgon über CEO Gelsinger zu Barron's. "Das sind Probleme, die nicht erst im letzten Quartal aufgetaucht sind. Es wird fünf bis zehn Jahre dauern, bis die Schäden behoben sind." Der Analyst setzt statt auf Intel vielmehr auf Qualcomm, Broadcom, Applied Materials und Lam Research. Alles Titel, die auch 2022 von einer anhaltenden Chipknappheit profitieren könnten.