Das beherrschende Thema am Schweizer Markt am Mittwoch ist die geplante Übernahme von Sunrise durch die UPC-Besitzerin Liberty Global. Der Deal hat einen Wert von 6,8 Milliarden Franken. Liberty Global bietet 110 Franken pro Sunrise-Aktie in bar. Bei einem Kurs von 109,30 (+27 Prozent) notieren Sunrise-Aktien etwas darunter. Konkurrent Swisscom zieht gar um 1,1 Prozent an.

"Das Angebot ist keine Überraschung, denn der Wechsel des CEO bei UPC deutete bereits auf eine Konsolidierung hin", schreibt die Bank Vontobel in einem Kommentar. Ausserdem hätte die Zusammenarbeit von Sunrise mit Salt im Glasfaserbereich die Altnet-Betreiber zu einer noch grösseren Bedrohung für UPC gemacht.

"Die strategischen Gründe sind ähnlich wie bei der 2019 vorgeschlagenen Fusion von Sunrise und UPC. Wir erwarten eine Genehmigung der ComCom", so die Bank Vontobel weiter, die erwartet, dass Liberty mehr als die Mindestannahmequote von zwei Dritteln erhält.

Auch die Zürcher Kantonalbank erwartet keine regulatorischen Hindernisse: "Regulatorisch dürfte der Übernahme nichts im Weg stehen, die WEKO gab bereits das OK für den Deal im September." Die Wahrscheinlichkeit, dass die Transaktion wie vorgeschlagen über die Bühne geht, scheine sehr hoch. "Wir erwarten weder grössere regulatorische Bedenken noch erneute Skepsis der Sunrise-Aktionäre, angesichts des stolzen Übernahmepreises."

Ist Swisscom gar ein Profiteur?

Für Swisscom sei die Genehmigung insofern relevant, als diese keine durch den Regulator getriebene Strategieänderung vornehmen müsse, so die ZKB. "Sie hat – sollte die Transaktion so kommen – gute Karten, während der lang an dauernden Integrationsphase von UPC mit Sunrise wieder Kunden zurückzugewinnen, die sie in den letzten Jahren an die Wettbewerber verloren hat."

Die eher teure Übernahme von Sunrise dürfte UPC-Sunrise auch nicht zum exzessiven Preisdrücker werden lassen, damit sich die Transaktion überhaupt lohnt, so die ZKB weiter. "Salt als kleinster konvergenter Anbieter dürfte im neuen Umfeld zwei starken und ökonomisch rational handelnden Wettbewerbern gegenüberstehen und deshalb mit Nadelstichen bezüglich der Preispolitik auch weniger ausrichten können als vorher."

Die ZKB geht deshalb davon aus, dass sich der Wettbewerb zukünftig weniger um die Preise als um die Qualität der Netzwerke und des Angebots dreht. Dieser Trend habe sich mit Home-Office in den letzten Monaten sogar akzentuiert. "Wir sehen Swisscom als führend in der Qualität der Netze. Sie dürfte während der Integrationsphase von UPC und Sunrise wieder Boden gut machen. 

Etwas skeptischer bezüglich Swisscom ist Goldman Sachs. Der Zusammenschluss von UPS und Sunrise könnte für Swisscom negative Folgen haben, heisst es dort. Denn Swisscom könnte Breitbandumsätze an die Konkurrenz verlieren, da Sunrise den Telekommunikations-Verkehr auf das Netz von UPC umleiten könnte. Goldman Sachs stuft Swisscom unverändert mit "Sell" ein. Das Kursziel von 428 Franken (derzeit rund 500) bietet reichlich Potential nach unten.

Auch weitere Stimmen zeigen sich eher vorsichtig, was die Swisscom betrifft. Wegen des steigenden Wettbewerbsdrucks müsse sich die Marktführerin wärmer anziehen, heisst es dort.

(cash/AWP)