Zwar wies die Swisscom für das erste Quartal 2022 unter dem Strich einen Gewinntaucher von 30 Prozent auf noch 447 Millionen Franken aus. Dies ist aber auf Sonderfaktoren durch Aufwertungen bei der italienischen Tochter Fastweb und den Verkauf einer Beteiligung zurückzuführen, die im vergangenen Jahr das Ergebnis um 207 Millionen Franken nach oben getrieben hatten.

Ohne Sondereffekte wäre der Reingewinn gestiegen, erklärte Konzernchef Urs Schaeppi am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Das Ergebnis sei stark. Die Swisscom habe im hartumkämpften Markt in der Schweiz und in Italien zulegen können.

Erwartungen klar übertroffen

Operativ zeigte sich das Geschäft robust. Der Umsatz sank wegen der Euro-Schwäche um 1,2 Prozent auf 2,77 Milliarden Franken. Ohne die Währungseinflüsse wäre der Umsatz stabil geblieben.

Dabei zeigte sich das übliche Muster: In der Schweiz erodiert das Geschäft, während es in Italien wächst. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) stieg um 1,2 Prozent auf 1,14 Milliarden Franken. An den Zielen fürs Gesamtjahr hält der "Blaue Riese" fest.

Mit den Zahlen hat die Swisscom die Erwartungen der Finanzgemeinde übertroffen. Die Aktie kletterte in einem leicht festen Gesamtmarkt bis zum Mittag um fast zwei Prozent.

Lösung im Glasfaserstreit zeichnet sich ab

Im Streit um den Glasfaserausbau bewegen sich die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) und die Swisscom aufeinander zu. Es würden sich Lösungen am Horizont abzeichnen, sagte Schaeppi: "Wir sind mit der Weko in sehr intensivem Gespräch."

Die Weko hatte den Glasfasernetzausbau gestoppt, weil sie die von der Swisscom geänderte Netzarchitektur mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht für wettbewerbswidrig hält. Die Weko verlangt einen Ausbau mit vier Fasern.

Im Februar hatte der Telekomkonzern noch mit einer Reduktion des Glasfaserausbaus gedroht. Im schlimmsten Fall, wenn die Weko auf einem Ausbau mit vier Fasern beharre, könnte die Swisscom bis Ende 2025 nur noch 1 Million Haushalte mit den ultraschnellen Leitungen erschliessen. Das wären 500'000 Haushalte und Geschäfte weniger als geplant.

Damit würde man nur noch 50 Prozent der Bevölkerung abdecken statt 60 Prozent. Am wahrscheinlichsten sei eine Lösung mit der Weko irgendwo zwischen dem schlimmsten und besten Szenario, erklärte Schaeppi nun am (heutigen) Donnerstag. In welche Richtung man sich bewege, wollte der Konzernlenker nicht ausführen. Er rechne aber nicht mehr mit einer Lösung bis zum Sommer.

Diese ist nun die Aufgabe des bisherigen Netz- und Technikchefs Christoph Aeschlimann, der am 1. Juni Schaeppis Nachfolge als Konzernchef antritt.

Noch kein Entscheid über Zwangswerbung im TV

Zur Umsetzung des neuen Tarifs im Fernsehgeschäft (GT12) aus der Einigung der Telekomanbieter mit den TV-Sendern und Werbevermarktern, der eigentlich auf Anfang Jahr in Kraft getreten wäre, wollte Schaeppi noch nicht konkret werden. "Wir haben noch nicht entschieden, wie wir damit umgehen."

Die Swisscom prüfe verschiedene Optionen. Ob dies für die Kunden Zwangswerbung beim Überspulen der Werbepausen oder eine Befreiung davon durch einen Preisaufschlag bedeute, "dazu will ich mich nicht äussern", sagte Schaeppi.

Salt hat die bisherige Replay-Dauer ab dem 1. Mai von sieben Tagen auf nur noch 30 Stunden reduziert und die Vorspulfunktion gestrichen. Wer diese Funktionen dennoch weiter nutzen möchte, muss mehr bezahlen. Neben der Swisscom hat auch Sunrise UPC noch nicht bekannt gegeben, wie der GT12 umgesetzt wird.

(AWP)