Der Telekommarkt in der Schweiz ist gesättigt. Mit Swisscom, Sunrise und Salt kämpfen gleich drei Anbieter um Marktanteile. In der Branche sind Umsatzrückgänge an der Tagesordnung, gleichzeitig nimmt der Preisdruck zu.

Das bekommt auch die Branchenleaderin Swisscom, die zu 51 Prozent dem Staat gehört, zu spüren: Sowohl die Ziele für den Umsatz als auch für den operativen Gewinn (Ebitda) sind 2017 mit 11,6 Milliarden Franken bzw.  4,3 Milliarden Franken um je 100 Millionen tiefer als noch im Jahr 2014. Trotzdem ist die Aktie seit einem Jahr schwungvoll unterwegs, wie der folgende Chart beweist:

Entwicklung der Swisscom-Aktie in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

In den letzten 12 Monaten hat Swisscom um 20 Prozent zugelegt und notiert aktuell mit 516 Franken auf dem höchsten Stand seit April 2016. Damit ist die Performance zwar nur Marktdurchschnitt, da der Swiss Market Index (SMI) in etwa gleichviel zulegte. Für einen defensiven und vor allem wegen seiner üppigen Dividende attraktiven Titel ist dies aber durchaus eine starke Entwicklung. Derzeit liegt die Dividendenrendite bei  4,3 Prozent.

Ein wichtiger Grund für den Aktien-Aufschwung sind die überraschend guten Zahlen, auch im dritten Quartal: Sowohl auf Umsatzebene, als auch auf Stufe Ebitda wurden die Erwartungen klar übertroffen. So geht denn etwa die Zürcher Kantonalbank (ZKB) davon aus, dass die Ziele für 2017 "überschossen" werden.

Italien und Bündel-Abos geben Rückenwind

Doch weshalb läuft es beim Telekomriesen derzeit so rund? "Swisscom vermag die Umsatzeinbussen in der Schweiz durch Fastweb fast auszugleichen", schreibt die Neue Helvetische Bank in einem Kommentar. Die Italientochter Fastweb galt noch vor wenigen Jahren als das Sorgenkind der Swisscom. Nun nimmt sie aber Fahrt auf: Im dritten Quartal konnte Fastweb den operativen Gewinn der Swisscom um ungefähr 15 Prozent anheben, auch dank einem stärkeren Euro.

In der Schweiz wiederum stützen einerseits Kostenreduktionen, andererseits stark wachsende Bündelangebote das Resultat:  "Der Wettbewerb verlagert sich mehr und mehr auf konvergente Produkte, wo Swisscom unseres Erachtens im Vergleich zu den Mitkonkurrenten die beste Ausgangslage besitzt", so die ZKB in einem Analystenbericht. Beliebt ist das in diesem Jahr von der Swisscom lancierte inOne-Paket, wo Mobile, Internet, TV und Telefonie in einem Bündel als Abo gelöst werden können.

Die ZKB sieht den fairen Wert der Swisscom-Aktie bei 529 Franken, weshalb die Aktie nach wie vor unterbewertet sei. Auch die Neue Helvetische Bank sieht kursmässig noch Luft nach oben und sieht den Titel als "valablen Bond-Ersatz-Kandidaten".

Nicht alle Analysten begeistert

Doch bei weitem nicht alle Analysten sehen die Lage bei der Swisscom so positiv. Im Gegenteil: Es gibt zahlreiche Verkaufsempfehlungen. Besonders "bearish" ist die Royal Bank of Canada (RBC), die ein Abwärtspotenzial von mehr als 30 Prozent zum aktuellen Kurs sieht.

Wie die RBC schreibt, wecke die Umstellung auf die inOne-Pakete falsche Hoffnungen. Die Marktdurchdringung sei mit geschätzten 5 Prozent noch immer gering, und die Umstellung auf die neuste Generation von Kombipaketen mit Preisdruck verbunden. Auch die abnehmenden Abonnentenzahlen im Mobilfunk- und Festnetzbereich würden früher oder später zu einer Ertragserosion führen. Langfristig seien dadurch auch negative Folgen für die Dividendenpolitik möglich.

Kritisiert wird auch von verschiedener Seite, dass die positiven Quartalszahlen fast nur Fastweb zu verdanken seien, welche wiederum stark von einer einmaligen Zahlung im Zusammenhang mit einem Rechtstreit profitierte. Hinzu kommt, dass Fastweb im italienischen Markt mit dem Markteintritt des französischen Preisbrechers Iliad künftig stärkerem Gegenwind ausgesetzt sein dürfte.

Diese grosse Uneinigkeit unter den Analysten macht es für Anleger schwierig, das weitere Kurspotenzial der Swisscom einzuschätzen. Die Kursziele reichen von von 356 (!) Franken der sehr kritischen RBC bis zu 570 Franken vom Brokerhaus Jeffries. Einen Anhaltspunkt, wohin die weitere Reise gehen könnte, dürfte der 7. Februar 2018 liefern. Dann liegen nämlich die detaillierten Zahlen zum Jahr 2017 vor.