In der Nacht auf Mittwoch wurden die Ergebnisse der US-Zwischenwahlen bekannt. Die Demokraten übernehmen im Repräsentantenhaus die Mehrheit, der Senat bleibt hingegen unter Kontrolle der Republikaner. Die Demokraten haben mehr Mitspracherecht in Amerikas Politik: Ein Resultat, das allerdings bereits im Vorfeld grösstenteils erwartet worden war.

Insgesamt zeigen die Aktienmärkte Zeichen der Erleichterung: Der Swiss Market Index hat in den letzten zwei Handelstagen über 1 Prozent zugelegt, während die US-Technologiebörse Nasdaq alleine am Mittwoch um 3,1 Prozent nach oben geklettert ist. Markteilnehmer dürften sich nun mehr Einfluss der Demokraten in der Politik erhoffen, vor allem beim Thema Haushaltsbudget. "Die Republikaner wollen nochmals mehr Schulden machen, das werden die Demokraten nun vermutlich etwas erschweren. Die Börse schätzt die Balance der Kräfte und hat entsprechend reagiert", sagt Thomas Steinemann, Anlagechef bei der Privatbank Bellerive, im cash-Börsen-Talk.

Aber sind diese positiven Zeichen nun gar der Startschuss für eine Aufholjagd am SMI? "Eine Rally von 5 Prozent liegt schon noch drin", lautet Steinemanns Prophezeihung. Er begründet dies aber vor allem mit der Saisonalität: In der Regel seien September und Oktober eher schlechte Börsenmonate, ehe es gegen Jahresende wieder aufwärts gehe. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Börsen-Rally sei daher hoch.

Schlechte Zahlensaison

Dabei ist die Grosswetterlage derzeit nicht gut, verschiedene Indikatoren zeigen eine Abschwächung an. So hat jüngst etwa die Eurozone mit geringer als erwartet ausgefallenen Wachstumsraten negativ überrascht, auch China hat zunehmend Mühe, die hohe Wachsumsrate aufrechtzuhalten. Die Eintrübung macht sich mehr und mehr in den Unternehmensgewinnen kotierter Firmen negativ bemerkbar.

"Die Zahlensaison ist ernüchternd, das muss man konstatieren", spricht Steinemann Klartext. Nicht nur in der Schweiz, auch in Deutschland seien bei zyklischen Unternehmen recht enttäuschende Zahlen gekommen. "Zum Teil wurde in kurzer Kadenz der Gewinn mehrmals nach unten revidiert, das ist eher ungewöhnlich."

Mit Bezug auf die Schweizer Börse hat es vor allem die kleineren Werte böse erwischt: Autoneum, Comet und Dottikon etwa machten in den letzten Wochen mit Gewinnwarnungen Negativschlagzeilen. Aber auch aus dem SMI enttäuschten LafargeHolcim und Geberit, welche ihre Jahresziele nach unten reduzieren mussten. Zahlreiche Schweizer Aktien haben in diesem Jahr bereits im zweistelligen Prozentbereich korrigiert.

Dass in erster Linie kleinere Titel leiden, bestätigt auch einen Blick auf die SPI Unterindices "SPI Large" und "SPI Small". Erstgenannter Index, er beinhaltet die grosskapitalisierten Schweizer Aktien, hat seit Jahresbeginn 1 Prozent zulegen können. Der "SPI Small" hingegen - also der Index für die kleinkapitalisierten Schweizer Werte - büsst seit dem 1. Januar 2018 schon 8 Prozent ein. Bereits Mitte Jahr kamen diverse kleinere Schweizer Titel unter Verkaufsdruck.

Versicherungsaktien klar im Vorteil

Wie sollen sich Anleger nun verhalten? "Bei Small und Mid Caps würde ich mit frischen Investments noch etwas zuwarten", lautet der Ratschlag des Börsenexperten. Teilweise seien Aktien in diesem Segment noch immer sehr teuer, aber die Überbewertungen dürften in den nächsten Monaten abgebaut werden. Da kleinere Aktien quasi ein Vorlaufindikator für die weitere Wirtschaftsentwicklung darstellen, empfiehlt Steinemann in diesen Aktien dann einzusteigen, wenn die Wirtschaftsstimmung auf dem Tiefpunkt angelangt ist. Dies dürfte im Laufe des nächsten Jahres der Fall sein.

Aktuell hat es Steinemann aber vor allem ein Sektor angetan: Versicherungen. Für Aktien dieser Branche sieht er derzeit den idealen Einstiegszeitpunkt. Diese Titel hätten einen defensiven Charakter, wodurch sie sich auch in einem unruhigen Umfeld ausserordentlich gut bewähren können. Als weitere Kaufargumente für Versicherungsaktien - seine Favoriten sind derzeit übrigens Zurich, Helvetia und die deutsche Allianz - fügt Steinemann die "hervorragenden" Dividenden, die tiefen Bewertungen sowie ein allmählich höheres Zinsumfeld an.

Von den genannten drei Titeln zahlt Zürich mit 5,7 Prozent Rendite die grosszügigste Dividende aus. Aber auch Helvetia (3,7 Prozent) und die Allianz (4,3 Prozent) weisen eine ordentliche Dividendenrendite auf.

Im cash-Börsen-Talk äusserst sich Thomas Steinemann ausserdem zu den drei Aktien VAT, Komax und Bossard, die er gegenüber cash im Februar noch empfohlen hatte, jüngst aber alle stark korrigiert haben.