Aryzta sieht sich am Dienstag früh zu einer einschneidenden Gewinnwarnung gezwungen. Und die hat es in sich: Nach gerademal fünf Monaten liegt der Gewinn je Aktie bereits 20 Prozent unter dem Vorjahr.

Das überrascht. Denn als der Backwarenhersteller Ende November mit dem Zwischenbericht für die ersten drei Monate aufwartete, schien die Welt noch in bester Ordnung. Die Aussage, dass die Firmenverantwortlichen gleich für das gesamte Fiskaljahr 2016/17 mit einem um 20 Prozent unter dem Vorjahr liegenden Gewinn rechnen, lässt auf tiefergreifende Probleme schliessen.

An der Schweizer Börse SIX wird die Aryzta-Aktie mit einem satten Minus von 30,7 Prozent auf 31,43 Franken abgewatscht. Zeitweise tauchte sie sogar auf 29,21 Franken. Letztmals wurden im Frühsommer 2009 vergleichbar tiefe Kurse bezahlt.

Diskussion rund um Goodwill-Abschreibungen könnte wieder entbrennen

Der Vertrauensverlust sitze tief, so lässt ein Händler durchblicken. Er zeigt sich nicht nur vom Zeitpunkt der Warnung überrascht, sondern auch von dessen Ausmass. Wenn der Gewinn bei einem Unternehmen wie Aryzta trotz Liefervereinbarungen plötzlich derart stark einbreche, werfe das kein gutes Licht auf die Firmenverantwortlichen.

Brutaler Absturz der Aryzta-Aktie im Anschluss an die Gewinnwarnung; Quelle: www.cash.ch

Wie einem Kommentar aus dem Aktienhandel der MainFirst Bank entnommen werden kann, muss vor allem das Nordamerika-Geschäft für die Probleme verantwortlich gemacht werden. Dem Verfasser zufolge beruhen die Hoffnungen nun auf dem erst kürzlich gewählten Verwaltungsratspräsidenten. Dieser müsse sich den Problemen nun möglichst rasch annehmen, so heisst es. Der Experte befürchtet nämlich, dass die einschneidende Gewinnwarnung die Diskussion rund um ausserordentliche Goodwill-Abschreibungen sowie rund um die hohe Verschuldung wieder entbrennen lassen könnte.

Eine bei Analysten beliebte Aktie

Dieser Meinung ist auch der für die Zücher Kantonalbank tätige Nahrungsmittelanalyst. Seines Erachtens wirft eine derart heftige Gewinnwarnung eine Reihe von Fragen auf, unter anderem auch zur Finanzierung. Erst im Dezember hatte sich Aryzta nämlich nur eine Finanzierung von 386 Millionen Euro anstatt der angestrebten 1 Milliarde Euro gesichert. Die Aktie wird bei der Zürcher Kantonalbank weiterhin nur mit "Marktgewichten" eingestuft.

Noch einen Schritt weiter geht der Berufskollege der Bank Vontobel. Aryzta warte erneut mit einer "hässlichen" Gewinnwarnung auf, so schreibt er. In den vom Unternehmen für die Warnung verantwortlich gemachten geringeren Erträgen in Nordamerika und den steigenden Lohnkosten sieht er eine Ausrede. Der Experte wird seine Schätzungen voraussichtlich um 20 Prozent nach unten revidieren und nimmt sowohl das "Hold" lautende Anlageurteil als auch das Kursziel von 45 Franken "in negative Revision".

Bei der MainFirst Bank wird die Aktie im Zuge der Gewinnwarnung von "Outperform" auf "Neutral" heruntergestuft. Neu wird das Kursziel noch mit 40 (57) Franken angegeben. Auch die UBS Investmentbank will ihre Kaufempfehlung und das 55 Franken lautende 12-Monats-Kursziel überdenken.

Wie Statistiken der Nachrichtenagentur AWP verraten, empfehlen derzeit noch 4 Banken die Aryzta-Aktie zum Kauf, vier weitere stufen sie neutral ein. Händler sehen weitere Analysten im Tagesverlauf das Handtuch werfen.