Eigentlich müssten sich die Aktionäre von Transocean Hiobsbotschaften mittlerweile gewohnt sein. Allerdings kommt es für sie noch einmal knüppeldick: Gerademal drei Wochen nach der Quartalsergebnispräsentation will das in Zug niedergelassene Ölserviceunternehmen die Auszahlung der beiden verbleibenden Dividendentranchen streichen. Ausserordentliche Wertberichtigungen in Milliardenhöhe machen nach Schweizer Recht zudem eine Nennwertreduktion notwendig.

Beides kommt weder dies- noch jenseits des Atlantiks gut an. Im Berufshandel bricht eine Welle der Entrüstung über Transocean herein.

Das macht auch der Aktie des Ölserviceunternehmens zu schaffen. Zur Stunde verliert diese noch 4,2 Prozent auf 11,69 Franken. Kurz nach Handelsbeginn wurden zeitweise noch Kurse um 10,55 Franken bezahlt, was dem tiefsten Stand seit der Zweitkotierung an der Schweizer Börse SIX entspricht.

Neuer Chef macht "klar Schiff"

Bei der Bank Vontobel zeigt man sich nicht sonderlich überrascht, was den geplanten Dividendenverzicht anbetrifft. Dieser habe sich abgezeichnet, sei es Transocean zuletzt doch nicht gelungen, grössere Neuaufträge an Land zu ziehen. Ausserdem stehe der Zeitpunkt für eine Belebung der Auftragslage noch immer in den Sternen. Die Zürcher Traditionsbank stuft die Aktie weiterhin mit "Hold" ein, dürfte das 18 Franken lautende Kursziel allerdings substanziell nach unten anpassen.

Schockiert zeigt sich hingegen der für J. Safra Sarasin tätige Analyst. Es sei zwar klar gewesen, dass der schon seit Monaten rückläufige Ölpreis zu einer deutlichen Verschlechterung der Auftragslage führe und das operative Umfeld von Transocean extrem herausfordernd bleibe, so schreibt er. Die hohe Verschuldung und die alternde Förderflotte habe das Unternehmen zu drastischen Massnahmen greifen lassen, um die Barmittelgenerierung zu verbessern. Der Analyst hält vorerst am "Neutral" lautenden Anlageurteil für die Aktie fest.

Beliebtes Ziel der Baissiers

Händler vermuten hingegen, dass der erst seit wenigen Wochen für das Unternehmen tätige neue Chef für eine um Altlasten bereinigte Ausgangsbasis sorgen will. Das geschehe allerdings einmal mehr zu Lasten der Aktionäre, so lautet der Tenor. Im Berufshandel werden nach den bekanntgegebenen Massnahmen wieder Stimmen laut, welche ein ausserplanmässiges Ausscheiden von Transocean aus dem Swiss Market Index fordern.

Es gibt auch Beobachter, welche den heutigen Tag als "guten Tag für die Baissiers" bezeichnen. Mit gut sieben Prozent aller ausstehenden Aktien sei Transocean schliesslich noch immer das SMI-Unternehmen mit den zweithöchsten auf tiefere Kurse ausgerichteten Wetten. In den letzten Tagen seien diese Wetten im Zuge der schwachen Ölpreisentwicklung vermutlich sogar noch ausgebaut, so heisst es. Es werden denn auch Deckungskäufe für die seit den Tagestiefstkursen beobachtete Erholung verantwortlich gemacht.