Vergangene Woche überraschte die CS die Bankenwelt: CEO Brady Dougan, der die Schweizer Grossbank acht Jahre lang dirigierte, wird sich Ende Juni von seinem Amt zurückziehen. Zwar konnte Dougan den Super-GAU während der Finanzkrise verhindern, doch verstummte die Kritik an seiner Person nie ganz. Zu oft sorgte die CS in den letzten Jahren für Negativschlagzeilen.

Sein Nachfolger heisst Tidjane Thiam. Der gebürtige Ivorer meisterte seinen Einstand anlässlich einer Pressekonferenz am letzten Dienstag vor den Medien gut. Obwohl er wenig wirkliche News lieferte, versprühte er Zuversicht und katapultierte die Credit-Suisse-Aktie innerhalb einer Woche um 12 Prozent in die Höhe.

Skeptische cash-Leser

Ist das schlimmste nun überstanden, geht die Credit Suisse ruhigeren Zeiten entgegen? cash-Leser sind nicht restlos überzeugt. Über 1600 User haben bislang an einer cash-Online-Umfrage teilgenommen mit der Frage: "Schafft Thiam mit der CS die Wende?". Relativ bescheidene 58 Prozent glauben daran, dass Thiam das Ruder rumreissen kann und die Credit Suisse wieder auf Kurs bringt. Die restlichen 42 Prozent sind der Meinung, dass die Credit Suisse weiter fährt wie bisher.

Die relativ grosse Skepsis gegenüber Thiam im Abstimmungsresultat widerspiegelt vielleicht die Tatsache, dass bei der Vorstellung Thiams Fragen zur strategischen Neuausrichtung abgeblockt und nicht beantwortet wurden. Anhand der Kommentare der Leser bei cash-Artikeln verdeutlicht sich, wie gespalten die Meinungen über Thiam sind. Einige hätten eine Lösung aus der Schweiz bevorzugt. "[...] Wir haben doch sicher eigene Leute im Land, die in Frage kommen", meint etwa M. Steiner. 

Andere wiederum trauen der Schweizer Grossbank zu, richtig gehandelt zu haben. "Ich vermute stark, dass es der CS ein ausserordentlich grosses Anliegen war, einen äusserst fähigen CEO zu finden. Gerade nach den Erfahrungen der letzten Jahre. Und scheinen die allermeisten Aktionäre [...]  der Meinung zu sein, die CS könnte einen guten Entscheid gefällt haben", schreibt Leser G. Blanc in einem Kommentar.

Analysten finden gefallen am neuen CEO

Mehrheitlich reagieren die Analysten positiv auf den neuen CEO. Die MainFirst Bank findet, Thiam passe sehr gut ins Bild, verfüge er doch über einen starken Leistungsausweis bei seinen bisherigen Arbeitgebern und Erfahrung in den Schwellenländern.

Die Zürcher Kantonalbank stuft die Aktie der Credit Suisse nach wenigen Wochen wieder von "Untergewichten" auf "Marktgewichten" hoch. Auch die UBS hält unter Tidjane Thiam eine Strategieverlagerung möglich, halten aber weiterhin am Anlageurteil "Neutral" fest.

Bei den Analysten gibt es jedoch auch skeptischere Stimmen. Die Bank Vontobel betont, dass ein neuer CEO nicht auch gleich eine strategische Neuausrichtung bedeute. Die Probleme seien immer noch die gleichen wie bisher.