Die alte Durchhalteparole "politische Börsen haben kurze Beine" wird nach Einschätzung von Christian Finke, Geschäftsführer der Monega KAG aus Köln, auch nicht im kommenden Jahr zum Zug kommen. "Das war einmal, denn die Politik wird auch das Jahr 2019 beherrschen und das wird die Entwicklungen auf den Kapitalmärkten unberechenbarer machen", sagte in einem Interview.

Die wirtschaftlichen Perspektiven im kommenden Jahr beurteilt der Geschäftsführer des Asset Managers, der zum dritten Quartals 2018 rund 5,8 Mrd. Euro an Vermögen verwaltet, verhalten positiv. Die Weltwirtschaft werde 2019 an Dynamik verlieren, aber noch mit mehr als 3 Prozent wachsen. Die Abschwächung wird alle Regionen der Welt erfassen.

Dass Deutschland trotz Wachstumsverlangsamung die Lokomotive im kommenden Jahr für den Euroraum bleiben wird, steht für Finke außer Frage. Diese Rolle könne kein anderes Land übernehmen. Für Frankreich werde es schwer, das Wachstum aus 2018 zu erreichen, die anderen Volkswirtschaften seien einfach zu klein.

US-Konjunkturzyklus weit fortgeschritten

Die USA sind im Konjunkturzyklus weit fortgeschritten, so dass sich Risse beim Aufschwung beispielsweise am Immobilienmarkt aufgrund des deutlichen Anstiegs der Hypothekenzinsen zeigten. Auch würden die Effekte der fiskalischen Maßnahmen auslaufen. Allerdings wird der private Verbrauch seiner Einschätzung nach robust bleiben.

Um die wirtschaftliche Entwicklung Chinas macht sich Finke wenig Sorgen. Im Zweifel werden die Schleusen wieder geöffnet, durch fiskalische und geldpolitische Maßnahmen wie beispielsweise eine Senkung der Mindestreservesätze. Im Gegenzug könnten faule Kredite stärker thematisiert werden.

"Die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung liegen allerdings auf der Downside", so Finke. Aus seiner Sicht handelt es sich dabei vor allem um die Risiken aus einem ungelösten Handelskonflikt mit den USA, dem Brexit und dem Verhalten von Italien. Auch der Ausgang der Wahlen zum Europäischen Parlament sieht er als Risiko, wenn disruptive Kräfte starken Zulauf erhalten sollten.

Italien verliere aufgrund der im Vergleich zu anderen Euroländern hohen Zinsen nahezu täglich an Wettbewerbsfähigkeit. Die Banken müssen ihre hohen Einstandskosten an die Kreditnehmer weitergeben. Das verschärfe die Finanzkonditionen. Zugleich ständen hinter der politischen Stabilität Roms aufgrund der großen politischen Unterschiede zwischen beiden Regierungsparteien zahlreiche Fragezeichen.

Kaum Inflationsrisiken

Dazu komme das hohen Volumen an Staatsschulden sowie die umfangreichen Refinanzierungen in 2019 und 2020. Als unterstützenden Faktor für BTPs macht Finke die hohe Gewichtung sowie deren Carry in den einschlägigen Rentenindizes aus, was benchmarkorientierte Investoren aller Risikoüberlegen zum Trotz zu Nachfragern nach BTPs mache, solange das Investment Grade steht.

Für den US-Präsidenten sei der Handelskonflikt vor allem ein Mittel, um im Wettbewerb mit anderen Regionen, insbesondere China, wieder Punkte zu machen. Insofern dürfte die Verunsicherung der Finanzmärkte auch dann anhalten, wenn es nicht zur Verhängung zusätzlicher tarifärer und nicht tarifärer Handelshemmnisse kommen sollte.

Inflationsrisiken sieht der Monega-Geschäftsführer nicht. Mit Hinweis auf die 5-Jahre/5-Jahre Forwards seien die Inflationserwartungen im Euroraum und in den USA fest verankert.

Die US-Notenbank hat mit bislang acht Leitzinsanhebungen seit Dezember 2015 auf die positiven Rahmenbedingungen in den USA reagiert, eine weitere am 19. Dezember wird zurzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von 71 Prozent eingepreist, gefolgt von einer in 2019.

Von dem Ende der Nettoankäufe durch die EZB seien keine größeren Effekte zu erwarten. Die Spreads im Investment-Grade-Bereich lägen inzwischen in etwa auf ihrem 10-jährigen Durchschnittswerten. Bei Crossover erwartet er sich aber auch mit Blick auf die Abschwächung der wirtschaftlichen Entwicklung jedoch eine Ausweitung der Kreditrisikoaufschläge. Auf schwache Investment Grades sollte man nicht mehr setzen, sondern bessere Qualitäten bevorzugen. Der Satz auf die Einlagenfazilität dürfte auch Ende 2019 negativ sein, wenn auch etwas höher als im Dezember 2018, erwartet er.

Viel Potenzial für steigende Renditen kann Finke nicht ausmachen, da sich die USA dem Ende ihres Wachstumszyklus nähern und für 2020 eine milde Rezession nicht auszuschließen ist. Für 10-jährige US-T-Notes erwartet er per Ende 2019 eine Rendite unter 3 Prozent (Konsens: 3,44 Prozent). Sollten diese Papiere zwischenzeitlich wieder in Richtung 3,2 Prozent anziehen, wäre das ein Grund, long zu gehen. Für Bunds erwartet er ebenfalls nicht viel. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen sollte Ende nächsten Jahres zwischen 0,4 und 0,6 Prozent liegen (Konsens: 0,95 Prozent).

(Bloomberg)