"Prigoschin ist wegen hoher Geldsummen übergeschnappt", sagte der Kreml-nahe Journalist Dmitri Kissiljow am Sonntag in seiner wöchentlichen Sendung. "Er hat geglaubt, er könne sich sowohl gegen das russische Verteidigungsministerium als auch gegen den Staat und den Präsidenten selbst auflehnen", sagte Kissiljow.

Das Gefühl, "sich alles erlauben zu können", sei bei Prigoschin bereits seit den Einsätzen seiner Söldnertruppe in Syrien und Afrika aufgekommen. Es habe sich "verstärkt", nachdem Wagner-Söldner in diesem Jahr die ukrainischen Städte Soledar und Bachmut eingenommen hätten, fügte er hinzu.

Die Wagner-Gruppe habe staatliche Mittel in Höhe von 858 Milliarden Rubel (rund 9 Milliarden Franken) erhalten, erklärte der Moderator - ohne Belege für die Angaben vorzulegen. Als einen der Gründe für den kurzzeitigen Aufstand der Söldner vor gut einer Woche nannte Kissiljow die Weigerung des Verteidigungsministeriums, lukrative Verträge mit Prigoschins Gastronomieunternehmen Concord zu verlängern.

Kurzzeitiger Aufstand

Am Samstag vergangener Woche hatte die Söldner mehrere Stunden lang das Hauptquartier der russischen Armee in Rostow am Don in Südwestrussland besetzt und waren dann in Richtung Moskau vorgerückt. Der Aufstand endete am selben Abend mit einer Vereinbarung, derzufolge Prigoschin ins Exil nach Belarus ging.

Die Aufständischen kamen straffrei davon, doch die Zukunft der Söldnertruppe scheint ungewiss. In dieser Woche wurden dem Unternehmen nahestehende Nachrichtenseiten in Russland gesperrt. Prigoschin hat sich seit Montag nicht mehr öffentlich geäussert.

Am Sonntag hatte Kissiljow die Aussage, dass die Wagner-Söldner die effektivsten russischen Streitkräfte seien, zurückgewiesen und argumentiert, die Söldner hätten "225 Tage" gebraucht, um Bachmut einzunehmen, während die reguläre Armee "70 Tage" für Mariupol gebraucht habe.

(AWP)