Es klingt wie die perfekte Wachstums-Story: Der kleine Schweizer Chipentwickler u-blox hat in einem der am schnellsten wachsenden Märkte, dem Internet der Dinge, eine lukrative Nische gefunden. Von 2007 bis 2015 stieg der Umsatz des Thalwiler Unternehmens von 80 auf 338 Millionen, der Gewinn erhöhte sich von 5 auf 51 Millionen Franken.

Die Euphorie schwappte auch auf den Aktienkurs über. War vor genau vier Jahren ein Titel von u-blox noch für 38 Franken zu haben, so sind es heute 180 Franken - fast eine Verfünffachung des Wertes. Doch vom Allzeithoch vom Sommer 2016 (Aktienkurs 249 Franken) hat man sich bereits wieder ein ziemliches Stück nach unten entfernt, wie folgende Grafik zeigt:

Entwicklung der Aktie von u-blox seit Dezember 2012. Quelle: cash.ch

In den letzten 4 Monaten hat die Aktie 27 Prozent eingebüsst. Als grosse Partybremse erwiesen sich die am 26. August präsentierten Halbjahres-Zahlen. Zwar konnte der Umsatz zur Vorjahresperiode um 11 Prozent und der Reingewinn um 10 Prozent gesteigert werden, doch erfüllte dies die hohen Erwartungen nicht mehr. Ausserdem revidierte u-blox für das laufende Jahr die Umsatzprognose leicht nach unten. Gedämpfte Zukunftsaussichten sind Gift für den Kurs von Wachstumsaktien.

Der nächste fallende Börsenstar?

Erinnerungen werden wach an ehemals gehypte Börsenüberflieger wie AMS oder Leonteq, bei denen bereits im Jahr 2015 ein regelrechter Kurszerfall einsetzte. Der Halbleiterhersteller AMS fiel seit dessen Allzeithoch im Juni 2015 um fast 50 Prozent. Der Finanzdienstleister Leonteq büsste seit dem Höchstwert im September 2015 sogar 76 Prozent ein.

Droht nun u-blox die gleiche Schmach? Fakt ist, dass der Trend nach unten bereits seit einigen Monaten anhält. Und für Aktien ist es oftmals schwer, dem Negativsog zu entkommen, wenn sie erst mal drin stecken. Das haben in der Vergangenheit nicht nur die Aktien der erwähnten AMS und Leonteq gezeigt.

In einem Analystenkommentar der UBS - die Grossbank deckt die u-blox-Aktie erst seit kurzem ab - wird jedenfalls vor einer zu hohen Erwartungshaltung gewarnt und gleichzeitig eine Verkaufsempfehlung ausgegeben. Gemäss dem Bloomberg-Konsensus erwarten Analysten bei u-blox im nächsten Jahr ein Umsatzwachstum von 19 Prozent, die UBS geht nur von 12 Prozent aus. Gleichzeitig sieht der UBS-Analyst auch die EBITDA-Marge von aktuell 23,3 Prozent sinken: 2020 sollen es noch 20,5 Prozent sein.

Der Dollar spielt u-blox in die Hände

Doch jetzt von rabenschwarzen Wolken über u-blox zu sprechen, wäre etwas verwegen: Das Geschäftsmodell bleibt lukrativ. Spezialisierte Chipentwicklungen werden mit einem relativ geringen Aufwand und einer attraktiven Marge für einen Nischenmarkt produziert. Auch der CEO Thomas Seiler strotzt noch immer vor Selbstvertrauen, wie seine jüngsten Ausführungen gegenüber "Finanz und Wirtschaft" zeigen: "Es baut niemand in der Industrie mit so wenig Leuten so viel Hightech."

Ausserdem bekommt u-blox derzeit vom starken Dollar Unterstützung: Ungefähr 85 Prozent des Umsatzes werden in US-Dollar erzielt - gleichzeitig fällt ein grosser Teil der Kostenbasis in Franken an. Im Berechnungsmodell von Kepler Chevreux sorgt eine 10-prozentige Aufwertung des Dollars zum Franken zu einer EBITDA-Zunahme bei u-blox von 23,6 Prozent. Keine andere börsenkotierte Schweizer Firma profitiert so stark vom Aufbäumen des "Greenbacks".

Ausserdem könnten auch immer mal wieder auftauchende Übernahmegerüchte für Kursfantasien sorgen. Kepler Chevreux schreibt etwa, dass es geradezu auf jeder Ebene der Wertschöpfungskette im Bereich der Chipentwicklung einen Trend zur Konsolidierung gibt. Nicht nur tätige u-blox selber viele Übernahmen, auch habe sich das Unternehmen dank den bisherigen Leistungen und durch den Zugang zu zahlreichen Endmärkten im Bereich Internet der Dinge ins Zentrum des Übernahmeradars vieler Unternehmen gedrängt.

Anleger dürften gespannt auf den 16. März 2017 warten, wenn u-blox die Bücher für das Jahr 2016 öffnen wird. Sollte das Umsatzwachstum erneut enttäuschen, dürften Anleger ernsthaft am Wachstumsmodell zu zweifeln beginnen und womöglich einen Ausverkauf der Aktie provozieren. Wahrscheinlicher aber ist ein ansprechendes Wachstum verbunden mit weiterem Aufwärtspotenzial des Titels.